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Ostschweiz
Werdenberg & Obertoggenburg
Als 55-Jähriger entdeckte der gebürtige Zürcher Richard Schmid den Curlingsport und betreibt diesen bis heute. Nach Wanderjahren auf der ganzen Welt ist er heute in Wildhaus zu Hause.
Der gelernte Koch mit Weiterbildung zum Küchenchef und Inhaber des Wirtepatents war in jungen Jahren auf der halben Welt unterwegs.
Bald nach der Lehre, welche der Bauernsohn aus dem Weiler First, Gemeinde Illnau im Kanton Zürich, in der «Sonne» in Wildhaus absolvierte, zog es ihn nach Kanada. Es folgten Stationen auf den Bermudas, von dort zurück nach Montreal und schliesslich nach Islamabad. All dies erzählt der 1944 geborene, vitale Rentner und Curling-Kursleiter bei einem «Büezer-Bier» im «Eisbärstübli», mit Blick in die Wildhauser Curlinghalle.
Bis wenige Minuten vor dem Treffen leitete Richard Schmid einen Kurs mit über 20 Teilnehmenden. «Die meisten standen erstmals auf dem Eis und haben innerhalb von zwei Stunden gelernt, wie ein Spiel ausgetragen wird», sagt Schmid sichtlich zufrieden. Dass er die Instruktionen in Englisch erteilen dufte, sei für ihn sozusagen das «Zückerchen» des Tages, bemerkt er mit frohem Lachen.
Er sei sehr gerne in Wildhaus, fühle sich im obersten Toggenburg auch daheim, schätze aber dank seiner Tätigkeit als Kursleiter auch den Kontakt zur internationalen Kundschaft.
Nach verschiedenen Stationen, einerseits auf mehreren Kontinenten, andererseits in bekannten Schweizer Orten und im Fürstentum Liechtenstein, kam Richard Schmid nach Wildhaus. «Ich war Pächter im Restaurant Oberdorf und konnte in den 80er-Jahren zudem das Haus im Hägis bauen.»
In diese Zeit fiel auch der tragische Tod seiner ersten Ehefrau. Sie starb nach einer Operation, blickt er auch Jahrzehnte nach diesem Einschnitt in sein Leben mit Unverständnis auf die Leistung der damals verantwortlichen Ärzte zurück.
Doch Richard Schmid ist seinen Weg weiter gegangen, hat nach einigen Aushilfsstellen später die Verantwortung für das Restaurant Eisbärstübli bei der Wildhauser Curlinghalle übernommen und, unterstützt von seiner zweiten Ehefrau Jela, auch den Curlingsport entdeckt.
«Das war nicht ganz uneigennützig, denn wir wollten den Betrieb in der Curlinghalle beleben. Deshalb auch unser Engagement für den Sport und die Ausbildung zum Kursleiter.»
Die Faszination Curling bringt Richard Schmid mit folgenden Worten auf den Punkt:
«Es ist ein feiner Sport, der sowohl körperlich als auch geistig fordert, und diese Kombination der Herausforderung macht Spass.»
Wer als 75-Jähriger regelmässig Sport treiben will, muss seinen Körper pflegen. Richard Schmid tut dies auf vielfältige Weise: «Ich bin täglich draussen in der Natur, mache kleinere oder grössere Wanderungen und geniesse das Unterwegssein.»
Zudem führe er pro Woche drei Stunden Stretching nach einem Programm aus, welches extra für ihn zusammengestellt wurde. Und sozusagen zur Abrundung des Sportprogramms gibt er während der kalten Jahreszeit mehrmals pro Woche Kurse in der Curlinghalle.
Während der Sommermonate ergänzt Richard Schmid sein Engagement für die Feriendestination als «Wegwisser». Das sind Kenner der Obertoggenburger Wanderwege und Gegebenheiten, die den Gästen mit Rat und Tat zur Seite stehen. «Auch wenn ich nicht mit der entsprechenden Kleidung unterwegs bin, sprechen mich die Leute oft an und möchten einiges über die Region wissen.»
Er unterhalte sich sehr gerne mit den Gästen, das sei für ihn Ausgleich und Ansporn zugleich, schildert Schmid. Vielseitig interessierter Mann Trotz langer Arbeitszeiten im Gastgewerbe fand Richard Schmid auch Zeit für seine vielfältigen Hobbys.
Bis er 70 Jahre alt war, standen regelmässige Ausritte auf dem Programm. «Bis 60 bin ich auch Springkonkurrenzen geritten», schildert er. Als Posaunist war er auch in der Bürgermusik Wildhaus aktiv, und in den Siebzigerjahren auch eine Zeit lang deren Präsident.
Zudem engagierte er sich für die Allgemeinheit als Gemeinderat und war Präsident der FDP-Ortspartei. «Diese Aufgaben waren, in Kombination mit der Tätigkeit als Wirt, nicht immer einfach zu bewältigen. Doch wer in einer Region lebt und sich dort zu Hause fühlt, sollte auch etwas für die Allgemeinheit tun, lautet meine Devise.»
Zu seinen zwei Söhnen aus erster Ehe – «sie haben mich bereits zum glücklichen, vierfachen Grossvater gemacht» – pflegt er gute Beziehungen. Auch die Tochter aus der zweiten Verbindung ist ihm wichtig. Und ganz besonders freut er sich über die Tatsache, dass er mit Ehefrau Jela bereits seit 31 Jahren verheiratet ist. «Sie war mir während der aktiven Berufszeit eine tolle, fachlich versierte Stütze und akzeptierte damals wie heute die vielfältigen Interessen, wegen derer ich oft ausser Haus bin.»
Eigentlich hätte Richard Schmid, wenn es nach den Vorstellungen seiner Eltern gegangen wäre, den Bauernbetrieb von Seiten seiner Mutter übernehmen sollen.
«Doch ich wollte etwas von der Welt sehen, und Koch erschien mir ein guter Beruf, um diesen Wunsch zu verwirklichen.»
Dank der Unterstützung des Berufsberaters habe er die Möglichkeit zur Kochlehre erhalten. Insbesondere in Islamabad gehörten prominente Gäste wir Mao Tse-tung, der damalige chinesische Parteiführer, aber auch König Faisal aus Saudi-Arabien zu den Gästen, für deren Wohlergehen Richard Schmid zuständig war.
«Ich arbeitete damals im regierungseigenen Hotel in der Hauptstadt von Pakistan. Leider mussten wir das Land 1966 wegen des Kriegs mit Indien, es ging um die Region Kaschmir, fluchtartig verlassen. Bis Karadschi flohen wir in einem kleinen Privatflugzeug und wir wussten nicht, ob wir die Schweiz jemals wiedersehen werden.»