Das Konjunktur- und Trendforum «Horizonte» der St. Galler Kantonalbank widmete sich auch dem Thema Blockchain.

Trotzdem habe die Schweiz für 2020 ein BIP-Wachstum von 1,8 Prozent, eine Inflation von 0,1 Prozent und eine Arbeitslosigkeit von 2,4 Prozent, sagte Konjunktur-Experte Peter Eisenhut am Konjunktur- und Trendforum.

Hanspeter Thurnherr
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Die Gastgeber und Referenten: Albert Koller, St. Galler Kantonalbank; Ernesto Turnes, Fachhochschule St. Gallen; Peter Eisenhut, Ecopol AG; Regierungsrat Marc Mächler; sowie Roland Ledergerber, St. Galler Kantonalbank (von links).

Die Gastgeber und Referenten: Albert Koller, St. Galler Kantonalbank; Ernesto Turnes, Fachhochschule St. Gallen; Peter Eisenhut, Ecopol AG; Regierungsrat Marc Mächler; sowie Roland Ledergerber, St. Galler Kantonalbank (von links).

Bild: Hanspeter Thurnherr

Konjunktur-Experte Peter Eisenhut, Inhaber der Ecopol AG, sagte zu Beginn des Anlasses in den Räumen von Blumen Keusch, er habe letztes Jahr richtig prophezeit, dass der Konjunktur die Luft ausgehe. 2020 dauere die Schwäche an, aber die Rezession sei abgesagt – jedenfalls bis vor dem Corona-Virus. Prognosen seien zurzeit schwierig.

Das Werdenberg verzeichnete Rückgänge

Trotzdem nannte er unter anderem für die Schweiz für 2020 ein BIP-Wachstum von 1,8 Prozent, eine Inflation von 0,1 Prozent und eine Arbeitslosigkeit von 2,4 Prozent. Die aktuelle Konjunkturumfrage für die Ostschweiz zeige keinen grossen Unterschied zu 2019. Der Konjunktur-Index zeige seit 2018 eine eher fallende Tendenz. Die Bauwirtschaft mache sich für die Zukunft mehr Sorgen. Denn trotz hohem Leerwohnungsbestand werde zurzeit noch mehr gebaut. Das Werdenberg als Zentrum der Maschinen-, Elektro und Metall (MEM-)Industrie verzeichnete gesamthaft 2019 im Export deutliche Rückgänge. Während Industriemaschinen noch 22 Prozent zulegten, verloren Metalle 19 Prozent und Elektro gar 32 Prozent.

Schwieriger seien Prognosen zu langfristigen Fragen wie Spitalpolitik, Klima Verkehr oder Altersvorsorge. Eine ökonomische Erkenntnis sei, dass Preise für Güter und Dienste sämtliche Kosten decken müssen. Eisenhut forderte deshalb Kostenwahrheit, beispielsweise beim Klimaproblem eine weltweite CO2-Steuer. «Wenn wir diese in der Schweiz einführen, sollten wir die Einnahmen aber nicht für Subventionen verwenden, sondern unsinnige Steuern abschaffen.» Von Peter Eisenhut befragt, sagte Regierungsrat Marc Mächler, dass trotz Corona-Virus-Epidemie ein leichtes wirtschaftliches Wachstumsplus eintreten könne, doch sei die Unsicherheit gestiegen.

Zur Frage, ob das Ja zu den Spitalbauten ein guter Entscheid war, meinte Mächler: «Im Nachhinein nicht. Wir haben gewisse Entwicklungen unterschätzt. Zum Beispiel, dass es heute mehr ambulante, dafür weniger stationäre Fälle gibt.» Kostenwahrheit sei wichtig. In vielen Fällen wolle man sie leider nicht, weil man etwas vertuschen möchte oder es nicht wissen wolle. Eine CO2-Abgabe könne er nicht bestimmen, weil sie Bundessache sei. «Aber die kantonalen Energiedirektoren wollen eine CO2-Abgabe und eine Abgabe auf Flugtickets», sagte Mächler. Beim Thema Klima gehe der Kanton in die richtige Richtung. Die Sensibilisierung habe zugenommen.

Fälschungssicherheit durch Hash-Algorithmus

Professor Ernesto Turnes von der Fachhochschule St. Gallen erläuterte in seinem Referat, welche Relevanz die Blockchain-Technologie für KMU hat. Er definierte Blockchain als «verteilte Transaktionsdatenbank». In der Datenbank werden Transaktionen erfasst, die in einem dezentralen Netzwerk anstelle von zentralen Instanzen «verteilt» sind. Diese Transaktionen werden in Blöcke verpackt und an eine «Kette» angehängt. Alle Knoten im Netzwerk führen das «Register» aller Transaktionen. Die Vorteile sind Sicherheit, Transparenz – und es braucht keine Intermediäre mehr. Fälschungssicherheit wird durch einen Hash-Algorithmus erreicht.

«Dieser Hashwert ist unveränderbar und eindeutig wie ein Fingerprint», sagte Turnes. Es gebe verschiedene Anwendungsmöglichkeiten. Als Beispiel nannte er Smart Contracts (intelligente Verträge): Programme, die automatisch ausgeführt werden, sobald die definierten Bedingungen erfüllt sind. Etwa eine Versicherungslösung, welche bei Flugverspätungen die Entschädigung auszahlt. Oder beispielsweise Lösungen für Herkunftsnachweise im Gesundheitswesen (Patientendossier), Bildungswesen (Diplome, Forschungsergebnisse) oder im Autohandel (Cardossier). Den KMUs empfahl er, Grundlagenwissen aufzubauen, eine Potenzialanalyse mit Experten durchzuführen und sich Umsetzungspartner zu suchen.