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Fachleute haben in vierjähriger Arbeit die Böden der Rheinebene zwischen Oberriet und Widnau kartiert. Gestern wurde das Ergebnis präsentiert. Dank der Karten weiss man nun, welche Böden sich für Verbesserungen eignen.
Die Melioration der Rheinebene in den 1940er und 1950er Jahren machte die früher nassen Rieder zwischen Oberriet und Widnau zu fruchtbarem Ackerland. Je tiefer man solche torfigen Böden aber trockenlegt (im Fachjargon: drainiert), umso mehr organisches Material wird von Mikroorganismen abgebaut – der Boden sackt ab. Davon zeugen Schächte, die heute manchenorts einen Meter und mehr aus dem Boden ragen. Die sind vor 70 Jahren durch die Melioration keineswegs so hoch gebaut worden! Mittlerweile liegt vielerorts nur noch wenig Erde über der Drainage, so dass der Boden erneut zu vernässen und seine Fruchtbarkeit zu verlieren droht.
Dem möchte man mit Bodenverbesserungen entgegenwirken. Dabei wird neues Erdreich aufgeschüttet und in den bestehenden Oberboden eingearbeitet. In den letzten Jahren gab es ein paar Versuche dazu, etwa im Isenriet zwischen Marbach und Kriessern. Die Sache ist allerdings knifflig: Der bestehende Boden und die zugeführte neue Erde müssen zusammenpassen, damit die Bodenfruchtbarkeit erhalten bleibt und nicht etwa noch verschlechtert wird. Voraussetzung ist also, dass man nicht nur die Zusammensetzung der zugeführten Erde kennt, sondern auch weiss, wie der Boden, auf den sie kommt, aufgebaut ist.
Dazu haben Fachleute der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL (die zur Berner Fachhochschule gehört) in den letzten vier Jahren die Ebene zwischen Oberriet und Widnau und zwischen den Dörfern am Hangfuss und dem Rhein in den letzten vier Jahren in einem gross angelegten Forschungsprojekt untersucht. Über 2000 Bodenbohrproben wurden entnommen, grösstenteils von Hand, manchenorts wurden für detailliertere Untersuchungen auch Gruben ausgehoben, um das Bodenprofil aufzunehmen. Das erlangte Wissen floss in 34 Einzelkarten ein, beispielsweise zum Anteil von Ton, Sand oder organischem Material in verschiedenen Bodentiefen. Sie sollen nächstens verfügbar gemacht werden.
Bei dem Projekt ging es nicht nur um die Untersuchung der Böden. Es diente auch dazu, eine Methode zu erarbeiten, wie man möglichst effizient zu möglichst aussagekräftigen Bodenkarten kommt, wie Stéphane Burgos und Stefan Oechslin von der HAFL gestern in Rebstein bei der Präsentation des Schlussberichts erklärten. – Das Problem wiedervernässender Böden ist nicht nur ein Problem des Rheintals, sondern muss auch andernorts gelöst werden, etwa im Berner Seeland, das als «Gemüsekammer der Schweiz» gilt.
Regierungsrat Beat Tinner, der gestern bei der Präsentation dabei war, bezeichnet die im Rheintal nötigen Bodenverbesserungen als Generationenprojekt.
Bis mit diesem begonnen werden kann, wird es noch einige Jahre dauern. Noch dieses Jahr stehen aber entscheidende Vorbereitungen an, wie Yvan Kuster vom kantonalen Landwirtschaftsamt ankündigt. So braucht es einen Eintrag im Richtplan. Und auch ein Konzept wird erarbeitet, worin es nicht zuletzt darum geht, wie das Material auf die Felder kommt. Auch Förderbänder kommen dafür in Frage. Was es ebenfalls noch zu klären gilt, ist die Finanzierung. Regierungsrat Tinner spricht von Dutzenden Millionen Franken, die das Meliorationsprojekt kosten werde.