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Die Covid-19-Impfungen bei Pizol Care laufen gut. Vereinzelte Missbräuche wegen IT-Probleme scheinen aber nicht ausgeschlossen.
«Grundsätzlich sind wir sehr zufrieden. Wir haben hochprofessionelles Personal gefunden, der Ablauf ist sehr gut geregelt, es verläuft alles ruhig und geordnet und es gab nur wenige bekannte und nicht bedeutsame Nebenwirkungen.» Dies ist die Bilanz von Urs Keller, Geschäftsführer des Ärztenetzwerks Pizol Care in Sargans.
In der dortigen Notfallpraxis wird seit Mitte Januar gegen das Coronavirus geimpft. Pizol Care ist eine von kantonal sechs regionalen Impfzentren. «Die überwiegende Mehrzahl der Personen, die eine Impfung bekamen, waren sehr dankbar und zufrieden», fährt Keller fort.
Im Raum steht aber auch der Vorwurf, dass Personen weit ausserhalb der Risikogruppen geimpft wurden. Pizol-Care-Geschäftsführer Urs Keller sagt dazu: «Es werden aktuell diejenigen Personen, die von ihren Hausärzten eine Einladung zur Online-Registrierung haben oder sich via Hausarzt telefonisch oder per E-Mail anmelden, gemäss kantonaler Vorgabe der Priorisierung geimpft.»
Es gebe sehr viele junge Personen, die zur priorisierten Gruppe zählen und bereits geimpft worden seien. Dies unter anderem auch durch die mobilen Impfequipen des Kantons, die in allen Alters- und Pflegeheimen, Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Spitex-Organisationen, Akutspitälern, psychischen und Reha-Kliniken nicht nur die Patienten, sondern auch die Betreuenden, also das Pflege- und Betreuungspersonal, impften. Gibt es auch unerfreuliche Aspekte zu konstatieren?
«Die Anfangsschwierigkeiten mit dem IT-Tool dauerten doch etwas länger als gewünscht und erbosten auch einige Impfwillige»,
erzählt Keller. Dazu komme aktuell natürlich das Problem mit fehlenden Impfstoffen. Ein Problem, mit dem auch die Hausärzte kämpfen, die ihrerseits seit rund 14 Tagen Impfungen anbieten.
Wie verläuft die Abgrenzung zwischen Pizol Care und Hausärztinnen und Hausärzten? Gemäss Keller «sehr gut» – ausser dass die Hausarztpraxen, die mit einem anderen Impfstoff impfen als Pizol Care (Moderna statt Pfizer/Biontech), ebenfalls viel zu wenige ihrer Patienten impfen können und «daher weiterhin Patienten an uns verweisen».
Wird Pizol Care weiterhin ausschliesslich mit Pfizer/Biontech impfen oder sich auch um Moderna-Impfdosen bemühen? Laut Keller sei dies «nicht eine Frage des Bemühens», sondern «wie das Kantonsarztamt die vom Bund erhaltenen Impfstoffe auf die mobilen Equipen, die Impfzentren, die Schwerpunktpraxen, die Hausarztpraxen und später eventuell auch auf die Apotheken verteilt. Da haben wir nichts zu wünschen, sagen oder bemühen, sondern sind froh, wenn uns mitgeteilt wird, welchen Impfstoff wir erhalten werden.»
Es sei auch weiterhin vorgesehen, dass die Schwerpunktpraxen mit dem Pfizer/Biontech- und die Hausarztpraxen mit dem Moderna-Impfstoff impfen. Die zweite Impfung muss mit dem gleichen Impfstoff erfolgen.
Kann aufgrund des Impfstoffengpasses bei Pfizer/Biontech allen Impfwilligen, die die erste Spritze bereits erhielten, die Zweitimpfung garantiert werden? Dazu führt Urs Keller aus:
«Wir können garantieren, dass sie alle eine Zweitimpfung erhalten, können aber nicht sagen, wann.»
Dies sei abhängig von der Lieferung. Auch sei es nicht möglich, den Impfstoff von Pfizer/Biontech über Wochen aufzubewahren – «er ist in Pulverform nur fünf Tage haltbar; und wenn er in der Spritze ist, muss er innert wenigen Stunden verimpft sein». Bis heute seien bei Pizol Care 960 Impfungen gemacht worden (stand vergangenen Mittwoch). «Davon», so Keller, «bei bereits vielen Personen auch die zweite Impfung.»
An der Coronamedienkonferenz des Kantons wurde das Geheimnis um die Impfstandorte gelüftet, die ab April geplant sind. Es sind dies St. Gallen, Wil, Rapperswil und Buchs, wobei das noch nicht in Stein gemeisselt sei, wie Karin Faisst, Leiterin des Amtes für Gesundheitsvorsorge, meinte. Ziel sei die Erreichbarkeit eines solchen Standortes innert 20 Minuten. Werden die Schwerpunktpraxen für Covid-19-Impfungen trotz Impfzentren weiter betrieben? Ja, heisst es diesbezüglich seitens Pizol Care.
«Klar sind wir für die regionale Bevölkerung weiterhin da, um diese zu impfen»,
bekräftigt Keller. Können sich Privatpersonen über die Website www.wir-impfen.ch selbstständig einen Impftermin bei Pizol Care besorgen, obwohl das technisch eigentlich nicht möglich ist? Keller sagt: «Das IT-Tool funktionierte anfänglich nicht so, wie wir das uns wünschten.»
Zudem könne nicht verhindert werden, «dass allenfalls ein Link zu einer Anmeldung weitergegeben wird. Auch können wir nicht kontrollieren, ob die in Selbstdeklaration gemachten Angaben stimmen. Missbrauch ist leider auch da möglich – wir versuchen so gut als möglich, dies zu verhindern.»
Zum vielleicht noch immer nicht ganz verständlichen Anmeldeprozedere auf www.wir-impfen.ch erklärt Keller: Für den Zugang auf die Website erhalte man – via Hausarzt – einen Link und könne sich dort unter Angabe der persönlichen Daten für die Impfung anmelden. Man erhalte dann einen QR-Code, den man ausdrucken oder auf dem Handy speichern könne.
«Dies ist für die ältere Bevölkerung sicher eine Herausforderung»,
räumt Keller ein. «Wir empfehlen bei Fehlen der IT-Möglichkeit, eine vertraute Person wie die eigenen Kinder oder Enkel zu beauftragen, die Anmeldung im Internet vorzunehmen und den Termin zu buchen.»