Buchpräsentation in Azmoos - «Dialekt vermittelt Heimatgefühl»

«Gliach, aber uugliach» des Mundartdichters und Seveler Arztes Heinrich Gabathuler gibt Einblick in die Wartauer Mundart.

Adi Lippuner
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Judith Kessler, Gams, Irene Seifert, Wartau, Hanni Rauber, Buchs und Annamarie Maier-Joos (von links) haben das Büchlein erarbeitet und an der Buchvernissage präsentiert. (Bilder: Adi Lippuner)

Judith Kessler, Gams, Irene Seifert, Wartau, Hanni Rauber, Buchs und Annamarie Maier-Joos (von links) haben das Büchlein erarbeitet und an der Buchvernissage präsentiert. (Bilder: Adi Lippuner)

Die Historisch-Heimatkundliche Vereinigung der Region Werdenberg (HHVW) hat, nach umfangreichen Vorbereitungsarbeiten, das Büchlein «Gliach, aber uugliach» des Mundartdichters Heinrich Gabathuler herausgebracht. In Anwesenheit seiner Enkelin Annamarie Meier-Joos wurde das Werk am Samstagnachmittag im Betagtenheim Wartau in Azmoos präsentiert.

Für HHVW-Präsidentin Susanne Keller-Giger bedeutet Dialekt ein Stück Heimatgefühl, aber auch Beziehung zu Menschen in einer Region. Möglich wurde die Realisierung des Projekts dank Frauenpower, wurde doch der Nachlass des Seveler Arztes und Wartauer Autors Heinrich Gabathuler (1871–1955) von dessen Enkelin dem HHVW vermacht. Die beiden Vorstandsfrauen Hanna Rauber und Judith Kessler sichteten das Ganze, dann wurde transkribiert, das bedeutet, die handschriftlichen Unterlagen des Autors wurden per Computer erfasst. Fachleute unterstützten bei der Verfassung und den vielen Entscheidungen rund um das aktuelle Schreiben der Mundart, und letztlich übernahm Annamarie Meier-Joos auch die Finanzierung.

Aufmerksame Zuhörer bei der Lesung von Irene Seifert, anlässlich der Präsentation von «Gliach, aber uugliach». Vorne ganz links die Enkelin von Heinrich Gabathuler, Annamarie Meier-Joos.

Aufmerksame Zuhörer bei der Lesung von Irene Seifert, anlässlich der Präsentation von «Gliach, aber uugliach». Vorne ganz links die Enkelin von Heinrich Gabathuler, Annamarie Meier-Joos.

Erinnerungen an den Nini

«Ich verdanke meinem Nini sehr viel» Die Erinnerungen an ihren Grossvater, von der Enkelin liebevoll Nini genannt, seien dank der Realisierung des Projekts wieder sehr präsent. Aufgewachsen in Chur in einer Gärtnerei, wollte die junge Frau damals Gärtnern lernen. «Doch das kam beim Nini schlecht an, er meinte, ich solle die Handelsschule besuchen und später dann die Rechnungen für die Gärtnerei schreiben.» So habe sie diese Ausbildung gemacht und dann an zwei verschiedenen Stellen gearbeitet.

«Am Wochenende schrieb ich die Rechnungen für den elterlichen Betrieb»,

blickte sie zurück. Durch die Heirat kam Annemarie Meier-Joos dann nach Zürich und übernahm während 20 Jahren Sekretariatsarbeiten für die damalige Nationalrätin Liliane Uchtenhagen.

Eine Schulreise nach «Neanawiil»

«Wäre mein Grossvater nicht gewesen, hätte ich all dies nicht erleben dürfen», so die dankbare Aussage. Auf rund 30 Seiten wird, in schönstem Wartauer Dialekt eine Schulreise, durchgeführt an einem sonnigen Augusttag, geschildert. Unerwartet gesellte sich Pfarrer Ulrich Heller zur Schulklasse von Lehrer Ulrich Adank. Was die beiden unterwegs erlebten, wurde an der Buchpräsentation von Irene Seifert in ihrem herrlichen Wartauer Dialekt vorgelesen.

Für die Initianten des Buches ist die Geschichte ein Zeitdokument. Die Querlen der beiden Protagonisten, der strenge Unterrichtsstil und die langatmigen Naturkundelektionen des Lehrers und des Pfarrers fromme Vorschläge zur Abschaffung alter Bräuche, bieten sich kaum als moderner Lesestoff an. Dafür ist es ein Nachschlagewerk für Mundartfreunde, für Menschen die sich gerne mit früheren Zeiten und Geschichten auseinandersetzen oder in Erinnerungen an den beliebten Landarzt schwelgen. Wer den Wartauer Dialekt nicht versteht, kann den Text auch als Zusammenfassung in Deutsch lesen. Zudem enthält das 71 Seiten umfassende Werk Biografien des Mundartdichters Heinrich Gabathuler und der beiden Protagonisten Ulrich Heller und Ulrich Adank.

Hinweis
Das Büchlein erscheint als Begleitpublikation zum Werdenberger Jahrbuch, ist aber auch in den Buchhandlungen der Region erhältlich ( ISBN 978-3-03895-012-7).