Bedeutender Werdenberger Botaniker und Forscher starb vor 100 Jahren

Am 27. Mai jährte sich der 100. Todestag des in Buchs geborenen Professors Simon Schwendener. Bescheiden im Werdenberg aufgewachsen, führte ihn der Lebensweg bis an die Humboldt-Universität Berlin.

Hansruedi Rohrer
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Simon Schwendener in jungen Jahren.
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Ehrengrabstätte im alten St. Matthäus-Kirchhof Berlin.
Gedenkbrunnen mit Inschrifttafel im Rathauspärkli Buchs. (Bild: Hansruedi Rohrer)
Dieses Porträt von Prof. Dr. Simon Schwendener hing im alten Sekundarschulhaus.

Simon Schwendener in jungen Jahren.

In der Lokalzeitung «Werdenberger Nachrichten» vom 31. Mai 1919 war die folgende Meldung zu lesen:

«Aus Berlin kommt die telegraphische Nachricht, dass unser Mitbürger, Herr Professor Simon Schwendener, am 27. Mai im hohen Alter von 90 Jahren gestorben ist. Mit ihm scheidet ein hochgelehrter Mann von europäischem Rufe, der lange Jahre die Würde eines Rektors der Berliner Universität bekleidete, aus dieser Welt.»

In der Tat wurde Simon Schwendener nicht nur Lehrer und Dozent, sondern auch Forscher. So beschäftigte er sich vor allem mit naturwissenschaftlichen Themen wie dem Bau der Blattgelenke und dem Saftanstieg in der Pflanze. Dank seiner herausragenden Mikroskopiertechnik – er veröffentlichte zusammen mit seinem Lehrmeister Carl Wilhelm Nägeli im Jahr 1867 das grundlegende Werk «Das Mikroskop» – konnte er die Natur der Flechten aufklären. Er wies nach, dass es sich um Doppelorganismen aus Algen und Pilzen handelt. Mit Nägeli begründete Schwendener auch die mathematisch-physikalische Theorie des Lichtmikroskops.

Porträt hing in Buchser Sekundarschule

Professor Schwendener veröffentlichte viele botanische Mitteilungen und andere naturwissenschaftliche Arbeiten. Er verfasste sogar Gedichte. Simon Schwendener war auch Donator der Sekundarschule Buchs. Lange Zeit hing im alten Sekundarschulhaus sein Porträt. Einer der ersten Schüler dieser Schule (früher Realschule genannt) war Simon Schwendener. In seinem Testament bestimmte er diese Realschule zur Universalerbin. Damit brachte Schwendener den Dank zum Ausdruck, weil er an dieser Realschule den Grundstock zu einem Weiterstudium legen durfte. Der Realschulrat beschloss vor 100 Jahren, dieses Bild dort aufzuhängen. Seit einiger Zeit ist es leider verschwunden und wohl unauffindbar.

In Räfis geboren und aufgewachsen

Simon Schwendener wurde am 10. Februar 1829 in Oberräfis in einem einfachen Bauernhaus an der Landstrasse geboren. Das Haus soll später durch einen Brand zerstört worden sein. Sein Vater, Landwirt Christian Schwendener, war in der Gemeinde Buchs auch in verschiedenen Beamtungen tätig. 1834 trat der kleine Simon in die siebenstufige Primarschule in Räfis ein. In allen Fächern war er der beste Schüler, auch in der nachfolgenden Realschule. Eigentlich hätte er einmal den landwirtschaftlichen Betrieb des Vaters übernehmen sollen.

Lehrer statt Bauer

Doch auf sein Bitten hin, kam es anders: Der erst 17-jährige Simon konnte im Frühling 1846 die Lehranstalt Schiers besuchen. Im Winter 1847/48 war er Oberlehrer an der Primarschule Räfis-Burgerau. Sein Ziel aber war, Lehrer an einer höheren Schule zu werden. So reiste Simon Schwendener 1849 nach Genf, um sich einige Monate der französischen Sprache zu widmen, und er hörte während zweier Semester mathematische und naturwissenschaftliche Vorlesungen an der Akademie. 1855 nahm er an der Universität Zürich das Botanikstudium auf. Bereits 1856 promovierte er mit der Arbeit «Über die periodischen Erscheinungen in der Natur, insbesondere der Pflanzenwelt» zum Doktor der Philosophie.

1867 wurde er als ordentlicher Professor der Botanik an die Universität von Basel berufen und 1877 folgte er einem Ruf an die Universität Tübingen. Ein Jahr später siedelte er nach Berlin über. Dort übernahm Simon Schwendener den Lehrstuhl für allgemeine Botanik und Pflanzenphysiologie. An der Universität von Berlin blieb er bis zu seiner Emeritierung 1910. In seinem Heim an der Matthäikirchstrasse wohnte er bis zu seinem Tode am 27. Mai 1919. Er erhielt ein Ehrengrab, und es gibt die Simon-Schwendener-Strasse in Berlin. Während seiner Zeit in Berlin verbrachte Professor Simon Schwendener oft die Sommerferien bei Verwandten in der alten Heimat im damaligen Bad Grünau (Grüneck) in Buchs.

Es gab auch Gegner seiner Theorien

In seiner Autobiografie schrieb Simon Schwendener unter anderem auch:

«Manche der von mir aufgestellten Ansichten sind von anderer Seite lebhaft bekämpft worden. Aber es war vielleicht ein Glück für mich und die von mir vertretene Sache, dass ich wiederholt veranlasst wurde, die Einwände meiner Gegner zu prüfen und meine eigenen Anschauungen fester zu begründen.»

Bei seinen Fachgenossen und in der Gelehrtenwelt nahm er eine hochgeachtete Stellung ein. Und nicht umsonst wurden ihm zahlreiche Ehrungen zuteil. Direkte Nachkommen von Simon Schwendener gibt es keine, da er unverheiratet war und kinderlos starb. Er hatte aber eine Schwester: Barbara (1826–1911).

Die Gemeinde Buchs ehrte Prof. Dr. Simon Schwendener mit einer Gedenktafel am Brunnen beim Rathaus. Der aus gestocktem Beton hergestellte Brunnen, dessen Brüstung und Stock mit Kupferblech abgedeckt sind, ist damit dem berühmten Sohn der Stadt Buchs gewidmet.