Aus Saxer Quellen fliesst so wenig Wasser wie noch nie

Aus den beiden Quellen, welche die Gemeinde hauptsächlich mit Wasser versorgen, fliessen derzeit nur noch rund 100 Liter pro Minute. Dennoch müssen die Bewohner keine Angst haben, plötzlich ohne Wasser zu sein.

Corinne Hanselmann
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Brunnenmeister Stefan Kehl beobachtet das wenige Wasser, das noch aus der Quelle Runggelätsch fliesst. (Bilder: Corinne Hanselmann)

Brunnenmeister Stefan Kehl beobachtet das wenige Wasser, das noch aus der Quelle Runggelätsch fliesst. (Bilder: Corinne Hanselmann)

Die Quellen Runggelätsch und Hübschenwald am Saxerberg versorgen die Gemeinde Sennwald normalerweise zu einem grossen Teil mit Trinkwasser. Doch auch hier hinterlässt die seit Monaten anhaltende Trockenheit ihre Spuren. Nur noch rund 100 Liter Wasser plätschern derzeit pro Minute aus den Rohren der Quellfassung Runggelätsch. Bis Ende April flossen noch weit über 1000 Liter Wasser pro Minute aus der Quelle. Doch seit Mai wurde es kontinuierlich weniger, wie die wöchentlichen Messungen des Sennwalder Brunnenmeisters Stefan Kehl und seines Stellvertreters Willi Bernegger zeigen.

Nicht einmal im Hitzesommer 2003 floss so wenig Wasser

«Wir hatten noch nie über eine solch lange Zeit so wenig Quellwasser – nicht einmal im Hitzesommer 2003», sagt Stefan Kehl. «Die Folge daraus ist, dass wir vermehrt Grundwasser pumpen.» Dieses sei deutlich härter, weshalb man – wenn vorhanden – lieber das weichere Quellwasser verwende, obwohl dieses zuerst mit einer Ultramembranfiltrationsanlage aufbereitet werden muss.

Der Schnee ist verdunstet

Ein Grund dafür, dass derzeit nur noch so wenig Wasser aus den Quellen in Sax fliesst, ist die ungünstige Schneeschmelze im vergangenen Frühling. Der schneereiche Winter wäre eine hervorragende Grundlage gewesen, um die unterirdischen Wasserspeicher mit Schmelzwasser aufzufüllen. Der niederschlagsarme April hat aber dazu geführt, dass der Schnee kein Regenwasser speichern und ans Erdreich abgeben konnte. Im Gegenteil: Die Schneedecke ist durch die Sonne verdunstet. Ob und wie sich die Saxer Quellen erholen, kann nicht vorausgesagt werden, so Brunnenmeister Stefan Kehl. (ch)

Wer in der Gemeinde Sennwald Hahnenburger trinkt, nimmt derzeit je nach Bezugsort Saxer oder Grabser Quellwasser, Grundwasser aus Salez oder Sennwald oder ein Gemisch davon zu sich. Weil die eigenen Quellen derzeit deutlich weniger Wasser liefern und die Reservoire nur damit nicht mehr gefüllt werden können, startet das System der Wasserversorgung Sennwald automatisch die Grundwasserpumpen Herbrig in Sennwald und Rüti in Salez, erklärt Stefan Kehl. Er ist als Brunnenmeister angestellt, seit die Politische Gemeinde Sennwald im Jahr 2012 die Wasserversorgung von den einzelnen Dorfkorporationen übernommen hat.

Qualität des Grundwassers ist gut, trotz Kalkgehalt

Von Januar bis April kamen die Grundwasserpumpen kaum zum Einsatz, weniger als 1 Prozent des Brauchwassers lieferten sie. Die Pumpen werden routinemässig jede Woche kurz gebraucht, um ihre Funktion zu erhalten. Im Juli hingegen liefen die Grundwasserpumpen deutlich mehr und lieferten 40 Prozent des Wassers, das in der Gemeinde verbraucht wird (siehe Grafik). 42 Prozent wurden im gleichen Monat von Grabs bezogen. Nur noch 18 Prozent kamen von den eigenen Quellen in Sax, während diese im Winter noch bis zu 78 Prozent des benötigten Wassers lieferten.

Da Grabs für den Eigengebrauch mehr als genug Quellwasser hat, bezieht Sennwald schon seit Jahrzehnten Wasser von Grabs. Von Gams kann derzeit aufgrund der Knappheit kein Quellwasser mehr bezogen werden. «Die Verträge und Abmachungen unserer Vorgänger für einen Verbund mit Gams und Grabs sind sehr gut und weitsichtig gemacht worden», lobt Kehl. «Wir sind mit unserer Wasserversorgung gut aufgestellt.» Weitere Verbesserungen bringen das neue Reservoir Oberstrick in Sennwald sowie das sich noch im Bau befindende Reservoir Aspe in Frümsen. «Solange Grabs Quellwasser übrig hat, beziehen wir möglichst viel davon, weil unser Grundwasser deutlich härter ist.» Jedoch ist der Bezug von Grabser Wasser hydraulisch begrenzt. Durch das Pumpen von Grundwasser steigt der Druck im Wasserleitungssystem leicht an. Dadurch wird dem Wasser aus Grabs der Zufluss erschwert.

Seit mehr Grundwasser ins Netz gespiesen wird, erhält Stefan Kehl immer wieder Anrufe von besorgten Bewohnern, denen auffällt, dass das Wasser plötzlich viel kalkhaltiger ist. Dies macht sich etwa durch Rückstände auf Geschirr bemerkbar. Hinsichtlich der Gesundheit sei dieses Wasser absolut in Ordnung, versichert Kehl.

Fast alle könnten Grundwasser erhalten

Sollten die Quellen am Saxerberg versiegen und könnte Grabs kein Quellwasser mehr abgeben, könnte die Gemeinde Sennwald vollständig mit Grundwasser versorgt werden, sagt Brunnenmeister Stefan Kehl. Mittels Pumpen kann dieses von Salez in die höher gelegenen Versorgungszonen Sax und Frümsen gepumpt werden. Nur die beiden Zonen oberhalb von Sax und Frümsen, in der nur wenige Verbraucher wohnen, könnten nicht mit Grundwasser versorgt werden. Sollte es je so weit kommen, müssten die entsprechenden Reservoirs, welche nur von Quellen gespiesen werden, mittels Tanklastwagen aufgefüllt werden. (ch)

Der Verbrauch sank nach Aufruf zum Wassersparen um rund 250 Kubikmeter Wasser

Rund 2500 Kubikmeter Wasser wird in der Gemeinde Sennwald an Spitzentagen verbraucht. Die Gemeinde hat die Bevölkerung im Juli mit einem Schreiben dazu aufgefordert, sorgsam mit dem Trinkwasser umzugehen. Nach dem Aufruf verringerte sich der tägliche Verbrauch um rund 250 Kubikmeter. Da in den vergangenen Wochen aber noch Ferienzeit war, sei es schwierig zu sagen, ob der Verbrauch tatsächlich gesunken ist oder ob wegen Abwesenheiten und Betriebsferien weniger Wasser verbraucht wurde, so Kehl. Überzeugt ist er aber davon, dass die Leute jetzt besser sensibilisiert sind und sorgsamer mit dem Wasser umgehen. «Wir haben noch Wasser, sollten es aber nicht verschwenden», so Stefan Kehl.

Brunnenmeister achtet noch sensibler auf die Verbrauchszahlen

In Zeiten wie diesen achtet der Brunnenmeister noch sensibler auf die Verbrauchszahlen. Zudem werden allfällige Lecks noch schneller gesucht und repariert, weil durch Löcher in Leitungen rasch Tausende von Litern verloren gehen. Dank einem modernen Leitsystem kann Stefan Kehl Einstellungen von seinem Büro im Frümsner Rathaus aus vornehmen oder sogar via Smartphone von unterwegs.

Mittels Leitsystem kann Brunnenmeister Stefan Kehl von seinem Büro aus die Verbrauchszahlen kontrollieren und Einstellungen vornehmen.

Mittels Leitsystem kann Brunnenmeister Stefan Kehl von seinem Büro aus die Verbrauchszahlen kontrollieren und Einstellungen vornehmen.