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«Pilzlen» liegt im Trend. Für Laien ist es jedoch schwierig, sich das nötige Wissen anzueignen. Um die Abhilfe zu verschaffen, bietet Toggenburg Tourismus geführte Pilzexkursionen an.
Pilze sammeln ist längst nicht mehr nur ein Hobby der älteren Generationen. Immer mehr Menschen zieht es in den Wald, vermehrt auch jüngere Leute und Familien.
Es ist jedoch gar nicht so einfach, einen essbaren von einem ungeniessbaren oder gar giftigen Pilz zu unterscheiden. Das bemerkt der Sammler spätestens mit dem Pilz in der einen- und dem Smartphone in der anderen Hand. Ein Google-Foto kann dann eben doch nicht bestätigen, ob es sich um einen Steinpilz oder einen ungeniessbaren Gallenröhrling handelt. Toggenburg Tourismus bietet daher für Laien geführte Pilzexkursionen an.
Frühmorgens trifft sich Exkursionsleiterin und Pilzfachfrau Dr. Marijke Frater mit ihrer Gruppe in Wildhaus. Mit Körben bewaffnet machen sie sich auf den Weg in Richtung Waldrand. Die meisten in der Gruppe haben noch keinerlei Erfahrung mit dem Sammeln von Pilzen, geschweige denn können sie einen giftigen von einem essbaren Pilz unterscheiden. Marijke Frater freut es: «Das ist gut, deswegen sind wir hier. Sammelt, was ihr findet, dann können wir später den Fund anschauen und ich erkläre euch mehr dazu». Bevor die Gruppe loslegen darf, erklärt Marijke Frater die Regeln im Wald. Pilze, die offensichtlich angefressen oder kaputt sind sowie junge und sehr kleine Pilze werden stehen gelassen.
Die Gruppe stürzt sich motiviert auf die Wiesen und in den Wald, allen voran die Kinder. «Ich bin schon zum zweiten Mal am Pilzesammeln, das ist gar nicht so schwierig», erzählt ein freudestrahlendes Mädchen. Ein Junge hat schon nach kurzer Zeit eine reichlich gefüllte Stofftasche. Er sammelt zum ersten Mal Pilze. Seine Mutter hat die Familie extra an der Exkursion angemeldet, weil er unbedingt «pilzlen» lernen wollte.
Die Gruppe bemerkt schnell, dass es viel mehr Pilze gibt als erwartet. «Wenn man nicht auf die Pilze achtet, fällt einem gar nicht auf, wie viele es doch gibt», so eine erstaunte Exkursionsteilnehmerin. «In der Schweiz gibt es 5000 bis 6000 verschiedene Pilzsorten, selbst ich kenne nur einen Teil davon», sagt Marijke Frater.
Nicht alle gefundenen Pilze sind essbar. Laut Marijke Frater ist meist nur etwa ein Fünftel der Pilze, die auf ihren Exkursionen gefunden werden, geniessbar. Nachdem die Körbe gefüllt worden sind, geht die Gruppe in ein Restaurant. Auf vier Tischen werden die gesammelten Pilze verteilt und sortiert. Marijke Frater mustert sie genau, dreht die Pilze in den Händen und bricht kleine Stücke vom Schirm ab. «Reizker. Die gehören zu den Milchlingen. Ihr könnt sie durchaus essen, aber nur, wenn sie scharf angebraten werden», stellt sie fest. Sie erklärt die Merkmale genau, die Gruppe sieht gespannt zu. Nach kurzer Zeit steht fest: Der erste Tisch ist voller essbarer Pilze und das, obwohl man im Moment laut Marijke Frater nicht all zu viele davon findet.
Auf den nächsten drei Tischen wird es immer interessanter. Essbare findet man dort keine mehr. Aber Pilze, die den essbaren zum Verwechseln ähnlich sehen, jedoch Bauchkrämpfe oder Schlimmeres auslösen können. Gar ein Verwandter des potenziell tödlichen grünen Knollenblätterpilzes wurde eingesammelt. Marijke Frater erklärt die Merkmale, die die giftigen Pilze von ihren geniessbaren Doppelgängern unterscheiden, genau.
Die Teilnehmer stellen fest: Pilze sammeln ist doch nicht so einfach, wie vielleicht gedacht. Gefährliche Pilze lauern überall. Aus diesem Grund sei es auch wichtig, dass die gesammelten Pilze immer zur Kontrollstelle gebracht werden. Denn selbst wenn aus den Laien geübte Sammler werden, ist es längst nicht garantiert, dass sich kein Giftpilz zwischen seine leckeren Artgenossen mischt.