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Mit der Agrarpolitik, Initiativen und vielen weiteren Themen setzte sich der St. Galler Bauernverband im vergangenen Jahr auseinander, wie an der Delegiertenversammlung zu hören war.
Aus den Worten des Volkswirtschaftschefs Bruno Damann war zu entnehmen, dass die St. Galler Regierung den Wechsel im Bundesrat nutzen will, weil nun mit Guy Parmelin ein neuer Departementsvorsteher für das Bundesamt für Landwirtschaft zuständig ist, und der abtretende Bundesrat Johann Schneider-Ammann zur Jahreswende die Vernehmlassung zur Agrarpolitik AP 22+ schenkte. «Die Regierung hat die geplanten Neuerungen zurückgewiesen mit dem Antrag, das Paket in wesentlichen Punkten zu vereinfachen bzw. zu überarbeiten. Es darf auf keinen Fall noch mehr reguliert werden», sagt Damann kämpferisch.
Im Weiteren spricht sich Damann offen gegen die beiden Initiativen «Sauberes Trinkwasser und gesunde Nahrung» und «Für eine Schweiz ohne synthetische Pestizide» aus, die 2020 zur Abstimmung kommen sollen. Begründung: «Die Texte beider Initiativen gehen zu weit. Aber die Schlagworte sind durchaus bestechend, denn wer will schon kein sauberes Wasser.»
Auf kantonaler Ebene wird derzeit das Postulat «Perspektiven der St. Galler Landwirtschaft» ausgearbeitet. Arbeitsgruppen haben die Aufgabe, «herauszuschälen, wo denn eigentlich der kantonale Spielraum liegt», betonte Bruno Damann. «Wir sind uns bewusst, dass wir auch Hausaufgaben haben, zum Beispiel die Umsetzung der neuen Pflanzengesundheitsverordnung und die Gestaltung des Aktionsplans Pflanzenschutzmittel.» Wichtig sei aber auch, die heimische Produktion gesunder Nahrungsmittel in den Fokus zu stellen. Aus dem Jahresbericht des St. Galler Bauernverbands war die Vielfalt der Aufgaben gut erkennbar. Es sind viele Themen, mit denen sich der Verband im Interesse der Landwirtschaft und der Bauern auseinandersetzen muss. Oft entstünden in der Öffentlichkeit Vorwürfe gegenüber der Landwirtschaft, stellte Präsident Peter Nüesch fest.
Manchmal sei es aber auch so, dass die Bevölkerung nur oberflächlich über die Tätigkeit der Landwirte Kenntnis hätte, oder durch Negativschlagzeilen beeinflusst würden. Diese erweckten den Eindruck, die Bauern würden verantwortungslos, respektlos und ausbeuterisch mit den Tieren umgehen – zudem würden sie die Umwelt vergiften und das Trinkwasser verunreinigen.
«Die Realität sieht aber etwas anders aus»
Vieles ist besser geworden: Während in den 1960er-Jahren vielerorts Badeverbot galt, wegen schlechter Wasserqualität, kann heute das Wasser aus jedem See getrunken werden. Die Förderung der Biodiversität hat in den letzten zehn Jahren um 30 Prozent zugenommen; die Verwendung von Pflanzenschutzmittel hat sich im selben Zeitraum um 35 Prozent reduziert und grenzwertige Pflanzenschutzmittel wurden in den letzten Jahren vom Markt genommen. Zudem sei die Produktqualität noch nie so hoch gewesen wie heute.
Die Delegierten stimmten einer Anpassung der Mitgliederbeiträge anhand von Veränderungen einstimmig zu. Das heisst, der Grundbeitrag bleibt wie gehabt bei 30 Franken. Geändert haben sich die Flächenbeiträge pro Hektar in der Hügelzone (20 Rappen weniger) und in der Bergzone 2 bis 4 (plus 1 Franken). Beiträge für raufutterverzehrende Grossvieheinheiten sowie Schweine und Geflügel werden gestrichen. Ebenso stimmten die Mitglieder dem Jahresbericht und der Jahresrechnung zu.