Ambulanter Entzug bewährt sich

Seit etwas über einem Jahr besteht bei den Sozialen Diensten Werdenberg das Angebot des ambulanten Alkoholentzugs. Die ersten Erfahrungen sind durchwegs positiv.

Katharina Rutz
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Ein ambulanter Alkoholentzug in einer Woche ist möglich – so die Erfahrungen der Sozialen Dienste Werdenberg. (Bild: Fotolia)

Ein ambulanter Alkoholentzug in einer Woche ist möglich – so die Erfahrungen der Sozialen Dienste Werdenberg. (Bild: Fotolia)

Weg vom Alkohol in einer Woche – so einfach ist es nicht. Dennoch haben die Sozialen Dienste Werdenberg mit dem ambulanten Alkoholentzug während einer Woche bereits Erfolge erzielt.

Zwar stehen die Menschen für einen ambulanten Alkoholentzug nicht Schlange vor der Tür von Suchtberaterin Abha K. Graf, doch es gab einige Anmeldungen. «Nicht für alle interessierten Personen war der ambulante Alkoholentzug das richtige Instrument», sagt sie. Alle sind jedoch weiterhin in irgendeiner Form der Beratung geblieben. «Niemand brach die Beratung bei uns ab», sagt sie. Dies ist in der Suchtberatung als Erfolg zu werten.

Klienten hielten Entzug zuverlässig durch

Die Suchtberaterin ist vom Konzept des ambulanten Alkoholentzugs während einer Woche überzeugt. «Die Klientinnen und Klienten zeigten eine grosse Zuverlässigkeit, indem sie alle Termine verbindlich wahrnahmen. Es traten keine Komplikationen auf.

Die Zusammenarbeit mit den Hausärzten war ausgezeichnet», so Graf. Gerade die Hausärzte seien dankbar über die Entlastung, da in den Praxen oftmals weniger Zeit für Gespräche bleibe. Die Schlussgespräche ergaben ein positives Feedback der Klientinnen und Klienten. «Wir werden das Programm so weiterführen», so Abha K. Graf.

Alkoholprobleme haben viele Gesichter

Alkoholprobleme können viele Gesichter haben. Einerseits lassen sich die Personen nicht in eine Altersgruppe oder soziale Schicht einteilen und andererseits gibt es bei der Menge an konsumiertem Alkohol eine grosse Bandbreite. «Für jemanden, der gelegentlich trinkt, und dann die Kontrolle verliert, ist der ambulante Alkoholentzug ebenso wenig geeignet wie für jemanden, der schon am Morgen Alkohol braucht und die Arbeitsstelle bereits verloren hat», erklärt die Suchtberaterin.

Der Gelegenheitstrinker fällt aus der Zielgruppe, weil er noch keine körperlichen Entzugserscheinungen zeigt. Diese Person kann allenfalls das Problem mit einer Beratung lösen. Beim zweiten Beispiel rät Abha K. Graf zu einem mehrwöchigen stationären Entzug in einer entsprechenden Einrichtung.

«Ziel ist, eine Verhaltensänderung zu festigen»

Der ambulante Alkoholentzug richtet sich an Menschen, die sozial und beruflich (noch) integriert sind und aktiv etwas an ihrem Alkoholkonsum ändern wollen. «Eine Erfolgsaussicht muss da sein», sagt Abha K. Graf. Die Klientinnen und Klienten werden vor und nach dem ambulanten Entzug mit einem Gesprächsangebot begleitet. «Ziel ist, eine Verhaltensänderung zu festigen. Diese betrifft die gesamte Lebensgestaltung, wie beispielsweise Freizeit, Umgang mit Einladungen, Kollegen und der eigenen Lust auf Alkohol.»

Ob der ambulante Entzug in Frage kommt, wird bei einem ersten Beratungsgespräch sowie einem Untersuch durch den Hausarzt abgeklärt. Dann wird ein Trinkstopp vereinbart – spätestens am Sonntag um 18 Uhr. Dann findet von Montag bis Freitag täglich ein Beratungsgespräch mit der Suchtfachperson der Sozialen Dienste Werdenberg statt. Treten gesundheitliche Schwierigkeiten auf, kann jederzeit der Hausarzt kontaktiert werden.

Nach dem Entzug heisst es durchhalten

Der ambulante Entzug ist jedoch erst der Anfang auf dem Weg weg vom Alkohol. Dabei werde nicht in jedem Fall eine absolute Trockenheit angestrebt. «Auch eine Reduktion des Konsums kann als Ziel gesetzt werden», erklärt Abha K. Graf. In solchen Fällen werde ein strikter Trinkplan erstellt, der genau festlegt wann, wo, mit wem und wie viel getrunken werden darf.

Strebt man einen Nullkonsum an, werden auch hier die alltäglichen Gewohnheiten genau unter die Lupe genommen. Wer beispielsweise von der Arbeit nach Hause kommt und täglich als erstes ein Bier aufmacht, der müsse diese Gewohnheit ändern. «Beispielsweise kann zuerst geduscht und so die Gewohnheit unterbrochen werden», so Abha K. Graf. «Wir können die Möglichkeiten aufzeigen, umsetzen müssen diese die Klientinnen und Klienten aber selber.»

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