Die St. Galler FDP habe das positive Resultat der Partei bei den Zürcher Kantonsratswahlen schon vorweggenommen, sagt Präsident Marc Mächler. Er kündigt zudem eine Liste der Umweltliberalen an.
Herr Mächler, die FDP erlebte eben eine Renaissance bei den Wahlen im Kanton Zürich. Nun wird ein ähnliches Resultat bei den eidgenössischen Wahlen erwartet. Von Ihnen auch?
Marc Mächler: Eine Renaissance der FDP findet in der Tat statt – nicht nur vor Wochenfrist im Kanton Zürich, zuvor auch im Luzernischen und im Baselbiet. Bei der FDP des Kantons St. Gallen ist diese Renaissance allerdings schon früher eingetreten: Wir konnten bereits bei den letzten kantonalen Wahlen leicht zulegen.
Was bedeutet dies für den Wahlherbst mit den Nationalrats- und Ständeratswahlen?
Mächler: Die Renaissance der FDP ist für uns hier im Kanton St. Gallen nicht neu. Der positive Trend der FDP in mehreren Kantonen gibt uns aber sicher gewisse Chancen im Hinblick auf den Herbst. Wir wollen diese nutzen und arbeiten daran mit Volldampf.
Die FDP sei klar rechts der Mitte positioniert, sagt der schweizerische Parteipräsident Philipp Müller. Im Kanton St. Gallen kommt da aber bald einmal die SVP.
Mächler: Es ist sicher richtig: Wir sind rechts der Mitte positioniert. Die SVP und wir haben Themen, in denen wir übereinstimmen. Bei anderen Themen sind sie jedoch deutlich konservativer als wir, die uns als liberal verstehen.
Die Leute scheinen heute wieder die Ökonomie der Ökologie vorzuziehen. Im Kanton St. Gallen haben sowohl die Grünen wie auch die Grünliberalen einen Nationalratssitz. Das wird Ihnen zusätzliche Motivation für die bevorstehenden Wahlen geben.
Mächler: Wir sind sicher froh, dass die Ökonomie im politischen Diskurs an Bedeutung gewonnen hat. Wir haben sie schon immer als wichtig erachtet. Aufgrund der Frankenstärke ist unsere Wirtschaft gefordert. Mich freut, dass die Wähler die FDP gerade bei diesem Thema als glaubwürdig und kompetent einstufen.
Und zu den Nationalratssitzen der St. Galler Grünen und der Grünliberalen: Wie sicher sind die?
Mächler: Es liegt nicht an mir, etwas dazu zu sagen. Meine Aufgabe ist es, für die FDP zu schauen und alles zu tun, um im Herbst das Ziel eines zweiten Sitzes auch zu erreichen.
Trotzdem: Sie wollen primär grünliberale Wähler anziehen. Die FDP hatte aber lange nichts am Hut mit ökologischen Themen. Das werden Sie nun ändern müssen.
Mächler: Es ist nicht zutreffend, dass wir mit grünen Themen nichts am Hut hatten. Ich erinnere Sie zudem an unsere «Tochter», die Umweltfreisinnigen, ehemals Umweltliberale Bewegung. Die sind schon seit je bei uns und werden übrigens auch mit einer eigenen Nationalratsliste antreten im Herbst.
Nach den letzten Wahlen ins eidgenössische Parlament haben Sie beklagt, die FDP sende lediglich einen Bauernvertreter nach Bern – und niemanden aus der Industrie. Das wollen Sie wohl ändern?
Mächler: Ja, das Ziel ist, einen zweiten Vertreter in den Nationalrat abordnen zu können. Es wäre zweifellos gut für uns, wenn der zweite Nationalrat einen weiteren Berufsstand abdeckte.
Ein weniger ambitiöser Weg wäre, den Bisherigen gegen einen Industrievertreter auszuwechseln. Walter Müller ist ja im Pensionsalter.
Mächler: Nein, wir wollen nicht den einfacheren Weg gehen, sondern wir wollen den zweiten Sitz. Wir wollen, dass Walter Müller wieder antritt – was er ja auch tut.