Schulräume versus Container

Wie kann bei einem 18monatigen Schulhausumbau der Unterricht aufrechterhalten werden? In Wartau ist man sich nicht einig. Eltern schlagen Unterricht in Containern vor, der Schulrat will Klassen in andere Schulhäuser verlegen.

Heini Schwendener
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WARTAU. Ohne Umtriebe und Unannehmlichkeiten für alle geht eine grosse Schulhaussanierung nie über die Bühne. Das ist unbestritten. Umstritten ist hingegen, wie die Umtriebe und Unannehmlichkeiten möglichst gering gehalten werden können. Für den Schulrat Wartau liegt die Lösung im Hinblick auf die im Sommer beginnende Sanierung des Oberstufenzentrums (OZ) Seidenbaum auf der Hand: Die Realklassen ziehen gemeinsam vom OZ um ins Primarschulhaus Prapafier. Die dortigen drei Primarklassen zügeln in die Dornau, nach Weite und nach Oberschan (siehe Grafik).

Eigene Infrastruktur nutzen

Schulratspräsident Max Müller kann den Beschluss des Rates begründen: «Wir verfügen in der Gemeinde über genügend eigene Räume, die dank ihrer guten Infrastruktur problemlos als Schulraum genützt werden können. Daher lässt es sich nicht verantworten, während der Bauzeit externe Räume zu mieten.» Im Schulraum des Mehrzweckgebäudes Oberschan seien schon bisher Kinder beschult worden und selbst der Schulraum im Feuerwehrdepot Dornau in Trübbach sei schon von der Schule genutzt worden. Auch dort stimme die Infrastruktur: «Es gibt einen eigenen Eingang und eine eigene WC-Anlage.» Feuerwehr- und Schulbetrieb kämen sich nicht in die Quere.

Dass die Primarschulklassen vom Schulhaus Prapafier in verschiedene Schulräume in der Gemeinde umziehen müssen und nicht die Realstufe, hat pädagogische Gründe. Oberstufenkinder werden, im Gegensatz zu Primarschülern, nicht in erster Linie durch einen Klassenlehrer, sondern durch verschiedene Fachlehrkräfte unterrichtet. So habe man sich für die Realschule nach einer Lösung in der Nähe des Seidenbaums umsehen müssen, begründet der Schulrat seinen Entscheid.

Nicht zum Wohl der Kinder

Gegen die Pläne des Schulrates hat sich spontan Widerstand aus Elternkreisen formiert. Sie sind dagegen, dass die Primarschulklassen im Prapafier auseinandergerissen werden. So würden die Klassen und ihre Lehrer, zumindest in Oberschan und in der Dornau, isoliert. In der Dornau fehle zudem ein Pausenplatz. Die besorgten Eltern haben die Befürchtung, dass schlimmstenfalls die geschätzten Lehrkräfte wegen ihrer unattraktiven Schulräume, in die sie immerhin während 18 Monaten verbannt würden, sich andernorts um eine Stelle umsehen könnten. Und noch eine Sorge plagt die Eltern, deren Zahl auf etwa 150 angewachsen ist und die eine lose Gemeinschaft bilden: Wie steht es mit dem Transport der Primarschüler nach Weite oder Oberschan? Wie lassen sich die Fahrpläne des öffentlichen Verkehrs mit den Stundenplänen der Schule in Einklang bringen?

Fragen über Fragen türmen sich bei den Eltern auf, und auch viele Ängste. Der Tenor: Die vom Schulrat beschlossene Lösung sei zwar wohl die billigste, aber keine zum Wohl der Kinder. Noch nicht einmal für die Realschule sei der Auszug aus dem Oberstufenzentrum optimal. Die Eltern wünschten sich daher, die Schule würde auf dem Areal Seidenbaum Container für die Realschule aufstellen.

Mehr als eine Viertelmillion

Natürlich habe auch der Schulrat diese Option geprüft, hält Schulratspräsident Max Müller dagegen. Sie würde allerdings über 250 000 Franken kosten. Die finanzielle Situation der Gemeinde ist bekanntlich alles andere als rosig, an der Bürgerversammlung wird über eine massive Erhöhung des Steuerfusses von 148 auf 162 Prozent abgestimmt. Müller hat Verständnis für die Vorbehalte der Eltern. Beispiele in der eigenen und in Nachbargemeinden hätten aber gezeigt, dass solche Zügelaktionen meist problemloser als befürchtet verlaufen seien. Erfahrungen mit Containern gebe es auch, so Müller: «Im Sommer sind sie zu heiss, im Winter zu kalt.» Ausserdem gebe es während der Bauerei beim Seidenbaum kaum Platz für Container, die zudem grossem Lärm ausgesetzt wären.

Eine Option zur geplanten Zügelaktion wäre einzig, wenn die Schule bei TEL Solar, neben dem Seidenbaum, günstig Räume für die Realklassen mieten könnte.