Elterntaxis sind in der Region ein bekanntes Phänomen. Bewährtes Mittel gegen gefährliche Situationen vor den Schulhäusern sind Gespräche und Briefe. Allseits wird die soziale Bedeutung des Schulwegs betont.
Armando Bianco
Eine klare Tendenz lässt sich nicht herauslesen aus den Antworten der Schulleitungen der Region, aber es fällt auf, dass das Phänomen der Elterntaxis in der Region durchaus bekannt ist und auch oft schon zu Problemen geführt hat (siehe Titelseite). In Buchs präsentiert sich die Lage je nach Schuleinheit unterschiedlich. «Je schlechter das Wetter, desto mehr Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto bringen und abholen. Wir konnten auch schon brenzlige Situationen zu Stosszeiten beobachten», weiss Rektorin Maria Lazzarini.
Einig sind sich alle Verantwortlichen darin, dass der gemeinsame Schulweg für Kinder einen hohen sozialen und bildenden Wert hat. «Der Schulweg ist eine bedeutsame und wertvolle Erfahrung für Kinder, und er bietet viele Arten von Lernfeldern, etwas in Bezug auf Sozialverhalten, Selbstständigkeit und Achtsamkeit», so der Grabser Schulratspräsident André Fernandez gegenüber dem W&O.
In Buchs sind die Erfahrungen laut Rektorin Maria Lazzarini je nach Schulstandort unterschiedlich. «Engpässe bestehen insbesondere im Zusammenhang der Baustelle in Räfis. Teilweise aber auch durch rücksichtsloses Befahren des Pausenplatzes, vor Schulbeginn oder nach Schulschluss, bei regem Schülerbetrieb und trotz Verbotstafel».
Maria Lazzarini weist darauf hin, dass man den Oberstufen kein Problem habe. «Die Schülerschaft der Oberstufen erreichen die Schulanlage zu Fuss, mit dem Fahrrad oder in Einzelfällen mit dem öffentlichen Verkehr. Elterntaxis gibt es höchstens eine Hand voll. Diese sind meist nur dann unterwegs, wenn sich ein Schulkind eine Verletzung zugezogen hat und zum Beispiel an Krücken geht». Das Thema werde immer wieder mündlich und in den Jahresbriefen oder den Quartalsinformationen angesprochen. Zudem wurden in unregelmässigen Abständen, sprich zirka alle drei Monate Kontrollen durch die Polizei beantragt, welche dann auch umgesetzt wurden.
Laila Roduner, Schulratspräsidentin in Sennwald, hat «vereinzelte Fälle von Elterntaxis wahrgenommen», das seien aber un- regelmässige Fälle. Im Schulhaus der Oberstufe Türggenau sei vor allem bei Schlechtwetter eine Zunahme von Elterntaxis feststellbar. Gefährliche Vorkommnisse habe es keine gegeben, «weil genügend Platz zum Anhalten, Parkieren und Wenden vorhanden ist». Den Eltern werden präventive Empfehlungen abgegeben, etwa an den Elternabenden. «Je nach Schulhaus werden die entsprechenden Eltern gebeten, an einem geeigneten Platz zu parkieren», so Laila Roduner weiter.
Elterntaxis kennt auch Bruno Seifert, Schulratpräsident in Wartau. «Teilweise kommt es vor Schulhäusern zu unübersichtlichen Situationen, die Verkehrsteilnehmer gefährden. Zu Schaden gekommen ist aber zum guten Glück noch niemand». Es komme vor, dass die Schulleitungen während Stosszeiten vor Ort die Lage beobachte und bei den Eltern freundlich, aber bestimmt interveniere. «Im Zusammenhang mit dem Neubau des Schulhauses Feld wird darauf geachtet, dass die Vorfahrt von Elterntaxis möglichst nicht begünstigt wird», so Bruno Seifert weiter. Auch er verweist auf den hohen pädagogischen Wert des Schulwegs: «Nicht zuletzt lernen die Kinder dort soziales Verhalten ohne Aufsicht Erwachsener».
In Wildhaus-Alt St. Johann ist die Problematik der Elterntaxis sehr gering. «Die Eltern werden frühzeitig darüber informiert, dass wir als Schule den Schulweg als wertvollen Bestandteil des Schulalltages sehen, wo Freundschaften gepflegt werden können und der sichere Umgang mit dem Strassenverkehr gefestigt werden kann», betont Schulratspräsidentin Rita Elmer. In den höheren Klassen, motiviere man die Schüler mit längeren Wegen, mit dem Fahrrad zur Schule zu kommen. «Und dank unseres guten Angebots für den Transport der Schüler mit Schulbussen wird sich hoffentlich auch zukünftig keine Problematik abzeichnen.»
In der Gemeinde Gams handelt es sich derzeit nur um vereinzelte Eltern, welche die Kinder zur Schule bringen oder abholen. Dies sind in der Regel Kinder, welche einen weiten Schulweg haben, heisst es seitens der Schulleitungen. Nennenswerte Vorkommnisse, welche besondere Massnahmen bedingt hätten, habe es bisher nicht gegeben. Die Gamser Eltern erhalten jährlich ein Schreiben zum Thema Schulwegsicherheit, in welchem den Eltern empfohlen wird, dass die Schülerinnen und Schüler den Schulweg zu Fuss mit den Mitschülerinnen und Mitschülern zurücklegen sollen. Diesem Schreiben legen die Schulverwaltung jeweils die Empfehlungen des TCS «10 goldene Regeln für Eltern» bei.
«Viele Eltern bringen ihre Kinder mit dem Auto, was vor allem am Morgen oft zu Kleinstau und teils nicht ungefährlichen Situationen führt. Das hat in den letzten Jahren zugenommen», sagt Hansjürg Vorburger, Schulleiter in Sevelen. «Wir suchen jeweils das Gespräch mit den Eltern und treffen Abmachungen. Wir kommunizieren klar, wo man parkieren darf und soll, das klappt.» Regelungen oder Vorschriften muss man in Sevelen nicht erlassen. Sein Rat lautet auch: «Achte auf alle Kinder, nicht nur aufs eigene, das man aus- oder zulädt. Bedenke die Gefahr, die gerade auch im morgendlichen Dunkel besteht.»
Von einer Problematik mag auch der Grabser Schulratspräsident nicht sprechen. Das Thema sei immer mal wieder Gesprächsthema und es kommt im Winter manchmal zu problematischen Situationen. Es könne aber gesagt werden, dass der weitaus grösste Teil der Kinder zu Fuss oder mit dem Fahrrad zum Unterricht kommen, so André Fernandez. Und weiter: «Wir sind aber klar der Meinung, dass man die Problematik nicht erst thematisieren darf, wenn es zu einem Unfall kommt». Vorschriften wurden aber noch keine erlassen. Die Schulleitungen und Lehrpersonen weisen die Eltern an Elterngesprächen oder mit Elternbriefen auf die Problematik hin und machen deutlich, welche Auswirkungen die Elterntaxis auf die Entwicklung und Gefährdung ihrer Kinder hat. Letztlich ist der Schulweg aber in der Verantwortung der Eltern, daher beschränkt sich die Aktivität der Schule auf das Appellieren. Am Herzen liegt André Fernandez auch ein anderer Aspekt: «Der Schulweg hat auch mit Gesundheitsförderung zu tun, wenn er zu Fuss oder per Velo bewältigt werden kann».