Vor gut einem Jahr war der Kanton St. Gallen mit den Fahrzeugkontrollen stark in Verzug. Auf der Warteliste standen 120 000 Fahrzeuge. Mittlerweile konnte der Rückstand um einen Viertel abgebaut werden – dank zusätzlicher Experten.
ST. GALLEN. Auf Schweizer Strassen sind von Jahr zu Jahr mehr Fahrzeuge unterwegs. Im Kanton St. Gallen nimmt der Bestand um durchschnittlich 2 Prozent pro Jahr zu. Das heisst, dass der Kanton auch immer mehr Fahrzeuge auf ihre Sicherheit kontrollieren muss. Umgangssprachlich ist dann von «Vorführen» die Rede. Dem Strassenverkehrsamt fehlte in letzter Zeit allerdings das nötige Personal, um die steigende Anzahl Motorfahrzeugkontrollen fristgerecht durchführen zu können. Die Warteliste wurde länger und länger. Im August vergangenen Jahres war der Rückstand auf 120 000 Fahrzeuge angewachsen. Ein (wenig erfreulicher) Spitzenwert im schweizweiten Vergleich.
Der Kanton musste reagieren. Er beschloss diverse Massnahmen, um den Rückstand abbauen und gleichzeitig die neu dazukommenden Fahrzeuge überprüfen zu können. Mit Erfolg. Innerhalb eines Jahres konnte das Strassenverkehrsamt die «Warteliste» um über 27 000 Fahrzeuge reduzieren. Ende August 2015 waren gemäss Georges Burger, Leiter des kantonalen Strassenverkehrsamtes, noch 92 500 Fahrzeuge im Prüfstand. Davon sind 67 300 Personenwagen. Bis Ende dieses Jahres rechnet Burger mit einem weiteren Abbau von rund 7000 auf insgesamt 85 000 Fahrzeuge. Davon sind rund ein Drittel Fahrzeuge des älteren Semesters, also neun und mehr Jahre alt. Zwei Drittel sind jünger und haben weniger Mängel, was ebenfalls Einfluss auf das Abarbeiten der Pendenzenliste hat, wie der Leiter des Strassenverkehrsamtes sagt.
Entlastung boten insbesondere drei Massnahmen. Zum einen wurden sechs weitere Verkehrsexperten eingestellt. Nach mehreren Anläufen hatte der Kantonsrat Ende 2014 die sechs zusätzlichen Stellen bewilligt. Seit Mai dieses Jahres sind die Experten in allen vier kantonalen Prüfstellen – in Buriet, Mels, Kaltbrunn und Oberbüren – im Einsatz.
Zum anderen wurde die Prüfzeit bei den Kontrollen um 5 auf 20 Minuten verkürzt und das Reparaturbestätigungsverfahren durch die Garagisten eingeführt. Letzteres bedeutet: Ist bei einem Fahrzeug nach einer Kontrolle eine Reparatur nötig, kann diese der Garagist nach deren Erledigung mit einer Unterschrift bestätigen. «Der Lenker muss so nicht noch einmal zur Prüfstelle kommen, und wir haben kein weiteres Fahrzeug zu kontrollieren», erklärt Burger. Kantonsweit profitierten Fahrzeuglenker in über 200 Garagen von diesem Service.
Bis Ende 2019 soll der Rückstand vollständig abgebaut sein. Was dann mit den zusätzlich geschaffenen Stellen geschieht, ist noch unklar. «Wir überprüfen die Situation regelmässig», sagt Burger und fügt hinzu, dass man sich dann auch wieder eine Stellenreduktion vorstellen könne.