BERN. Die Vereinigte Bundesversammlung hat den 56jährigen SVP-Nationalrat Guy Parmelin gestern im dritten Wahlgang gewählt. Wilde Kandidaten der SVP und Sprengkandidaten anderer Parteien waren chancenlos.
BERN. Die Vereinigte Bundesversammlung hat den 56jährigen SVP-Nationalrat Guy Parmelin gestern im dritten Wahlgang gewählt. Wilde Kandidaten der SVP und Sprengkandidaten anderer Parteien waren chancenlos. Parmelin betonte vor den Medien, er werde sich ans Kollegialitätsprinzip halten und die Entscheide des Gesamtbundesrates mittragen. Die Sichtweise seiner Partei werde er im Bundesrat einbringen, anschliessend aber den Mehrheitsentscheid des Gremiums vertreten, sagte er auf Fragen zur Europapolitik, zur Landwirtschaftspolitik oder zur Reform der Altersvorsorge.
Die Waadt freut sich über die Wahl von Guy Parmelin in den Bundesrat. Am 17. Dezember gibt es einen offiziellen Empfang im Heimatkanton. «Wir sind zufrieden, der Genferseebogen erhält Verstärkung unter der Bundeshauskuppel», sagte der Waadtländer FDP-Regierungsrat Pascal Broulis in der Wandelhalle nach Parmelins Wahl. Der neue Bundesrat sei ein Mann, der die Institutionen respektiere. Er werde sich gut ins Bundesratskollegium einfügen, die Kollegialität respektieren und im Interesse der ganzen Schweiz arbeiten. Dass sich Parmelin im Initiativkomitee der SVP-Zuwanderungs-Initiative engagiert hat, beunruhigt Broulis nicht. Parmelin werde seine Rolle allerdings ändern müssen. Und der Bundesrat werde im Dossier Zuwanderung mit einem Vorschlag kommen müssen, der die Wirtschaft schütze. Parmelin ist der 15. Vertreter des Kantons Waadt in der Regierung. Jean-Pascal Delamuraz war vor über 17 Jahren der letzte Waadtländer im Bundesrat.
Erneut leer bei den Bundesratswahlen ging das Tessin aus. Bereits seit 1999 muss die italienische Schweiz ohne Bundesrat auskommen. Im Tessin reichen die Reaktionen auf die verpasste Chance Norman Gobbis von Enttäuschung bis Erleichterung. Enttäuscht äusserte sich der Lega-Fraktionschef des Grossen Rates, Daniele Caverzasio, der nach Bern gereist war. Die «nationale Einheit» der Schweiz sei abermals nicht respektiert worden. Enttäuscht zeigte sich auch der Gemeindepräsident von Quinto TI, Gobbis Heimatgemeinde, Valerio Jelmini (FDP). Er bedaure, dass sich die Leventina künftig nicht noch mehr Gehör in Bern verschaffen könne. Erleichtert zeigt sich dagegen Paolo Bernasconi. Der Tessiner Ex-Staatsanwalt sagte, er sei der Bundesversammlung dankbar, dass sie den «politischen Krawallanten» Gobbi nicht gewählt habe. Ebenfalls enttäuscht ist die Ostschweiz. (sda) ? THEMA 17–20