Immer länger im Büro statt im Stall

Die bisher getätigten Erfahrungen mit der Agrarpolitik 2014–17 (AP) werden von den Bauern kritisch beurteilt. Dies zeigte sich auch an der Hauptversammlung des Bauernvereins Toggenburg.

Adi Lippuner
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Lukas Kessler, Projektmitarbeiter beim St. Galler Bauernverband (links), und Roland Kugler, Präsident des Bauernvereins Toggenburg. (Bild: Adi Lippuner)

Lukas Kessler, Projektmitarbeiter beim St. Galler Bauernverband (links), und Roland Kugler, Präsident des Bauernvereins Toggenburg. (Bild: Adi Lippuner)

WATTWIL. «Weniger Bürokratie, war eines der Ziele der neuen Agrarpolitik.» Mit diesen Worten begrüsste Roland Kugler, Präsident des Bauernvereins Toggenburg, Oberhelfenschwil, am Dienstagabend seine 85 Berufskolleginnen und Berufskollegen zur Versammlung in der Toggenburger Markthalle. Für diese Aussage erntete der Präsident ungläubiges Lachen, dafür dann zustimmendes Murmeln für die Worte: «Aber die Bürokratie wurde in einem noch nie da gewesenen Ausmass ausgebaut.»

Er hoffe, so Roland Kugler weiter, dass wenigstens das Ziel, «Sicherung der Ernährung» nicht im gleichen Masse aus den Augen verloren werde. «Es kann und darf nicht sein, dass die einheimische Bevölkerung zunehmend mit Nahrung, welche aus grossen Monokulturen importiert wird, versorgt werden muss.»

Für das Toggenburg engagieren

In seinem Jahresbericht ging Roland Kugler auf die verschiedenen Programme, an denen sich die Bauern im Rahmen der neuen Agrarpolitik beteiligen können, ein. Er rief aber seine Berufskollegen auch dazu auf, sich gemeinsam für den Erhalt einer guten Infrastruktur im Toggenburg einzusetzen. Erwähnt wurde in diesem Zusammenhang das Spital und die Kantonsschule Wattwil. Wichtig ist den Bauern auch der Kontakt zur nichtbäuerlichen Bevölkerung. «Wir nutzen bestehende Plattformen wie die TOM (Toggenburger Messe) und den Bauernmarkt. Es ist wichtig, dass wir als produzierende Landwirte regelmässig mit den Konsumenten in Kontakt kommen», so Roland Kugler. Die Rechnung des Bauernvereins schliesst, wie Kassier Peter Frei, Wildhaus, erläuterte, mit einem Gewinn von knapp 4400 Franken ab. Das Eigenkapital per 31. Dezember 2013 beträgt 21 300 Franken. So kann der Jahresbeitrag bei zehn Franken belassen werden.

Herausforderung Internet

Die Landwirte müssen immer mehr Formulare und Meldungen im Internet ausfüllen. Weil dies nicht allen gleich leicht von der Hand geht, helfen Mitarbeitende des St. Galler Bauernverbands, die ersten Hürden zu beseitigen. So erläuterte Lukas Kessler den Anwesenden, wie die Betriebsdatenerfassung übers Internet funktioniert. «Neu müssen erstmals alle diese Daten im Internet eingeben, dies bedeutet für zwei Drittel der Betriebsleiter eine Umstellung ihrer bisherigen Arbeit», so der Projektmitarbeiter.

Deshalb gebe es für das erste Jahr Hilfe von Seiten des Bauernverbands. «Wir konnten, verteilt auf den ganzen Kanton, 40 Betreuerinnen und Betreuer finden, welche bei der erstmaligen Arbeit helfen.» Der Verband übernehme die Kosten für 2014, für die weiteren Jahre sei dies aber nicht vorgesehen.

Eine weitere Internet-Hürde haben die Bauern mit dem Ausfüllen von «Hodudulu», was so viel heisst wie Hofdüngerfluss, zu bewältigen. Auch da zeigte Lukas Kessler die wichtigsten Schritte auf.