Liechtenstein und die Tschechische Republik haben diplomatische Beziehungen aufgenommen. Die Entschädigung enteigneter liechtensteinischer Güter kommt für Tschechien nicht in Frage.
VADUZ. Zwischen der Tschechoslowakei und Liechtenstein herrschte Eiszeit über Jahrzehnte hinweg. Der Grund dafür waren die Enteignung liechtensteinischer Güter nach dem Zweiten Weltkrieg und die Forderungen Liechtensteins nach einer Entschädigung der konfiszierten Vermögen des Fürstenhauses Liechtenstein und einer Anzahl anderer liechtensteinischer Staatsangehöriger.
Etwas Tauwetter setzte ein, als Tschechien als Nachfolgestaat der Tschechoslowakei der Europäischen Union (EU) beitrat, wozu auch Liechtenstein als EWR-Mitgliedland seine Zustimmung geben musste. Eine unabhängige Historikerkommission arbeitete daraufhin die gemeinsame Geschichte der beiden Länder auf.
Liechtensteins Aussenministerin Aurelia Frick hat den Bericht der Historikerkommission bereits am Montag mit ihrem Amtskollegen Jan Kohout in Prag zur Kenntnis genommen und informierte am Mittwoch an einer Medienkonferenz in Vaduz über die Schlussfolgerungen aus dem Abschlussbericht der Historiker. Der Historiker Peter Geiger, einer der Vorsitzenden der Historikerkommission, umriss die Folgerungen, die aus der umfassenden Erarbeitung der gemeinsamen Geschichte beider Länder gezogen wurden. Das Fürstentum versuchte ab 1945 auf verschiedenen Wegen, die in der Tschechoslowakei enteigneten Vermögenswerte zurück oder entschädigt zu erhalten. Enteignete liechtensteinische Staatsangehörige wurden von der Tschechoslowakei als «Deutsche» eingeordnet. Liechtensteinische Interventionen, dass liechtensteinische Vermögen als Vermögen von Personen von «deutscher Volkszugehörigkeit» zugeordnet würden, verstosse gegen das Völkerrecht, prallten in der Tschechoslowakei und dessen Nachfolgestaaten bisher ab.
Die unterschiedlichen Haltungen haben beide Länder bis heute beibehalten, wie auch von der Historikerkommission festgestellt wird: Die Tschechische Republik hält die Enteignungen als rechtmässig, Liechtenstein vertritt die gegenteilige Auffassung.