Viele Schweizer kaufen Geschenke online oder im Ausland. Kunden wollten nicht Geld sparen – sie suchten Dinge, die sie hierzulande nicht bekommen, sagt der Gründer von Meineinkauf.ch
REGION/ST. GALLEN. Schweizerinnen und Schweizer kaufen ihre Weihnachtsgeschenke nicht nur vermehrt im Internet, sie kaufen auch häufiger über der Grenze ein: Das ergab eine Studie des Instituts für Handelsmanagement der Universität St. Gallen (siehe Kasten). Schon vor einem Jahr hatte Jan Bomholt ein Unternehmen gegründet, das beides ermöglicht: Über die Internetseite Meineinkauf.ch können Schweizer in deutschen Onlineshops Waren bestellen und erhalten sie prompt nach Hause geliefert.
«Es gab einfach niemanden, der Einkäufe zum Beispiel vom deutschen Amazon-Shop in die Schweiz weiterleitete», sagt Jan Bomholt. «Die einzige Variante sind Lieferadressen in Deutschland.» Doch auch dort müsste man die Waren selber abholen. Eine Lücke, die er mit Meineinkauf.ch füllen will: Die Kunden bekommen über Bomholts Website eine deutsche E-Mail-Adresse und können damit in deutschen Webshops Waren bestellen. Geliefert werden diese an die Adresse von Meineinkauf.ch in Konstanz. Per Lastwagen werden die Pakete in die Schweiz auf die Post gebracht. So spart Meineinkauf.ch am Zoll: «Eine Ladung mit hundert Paketen ist eine Lieferung: Viele Zollgebühren fallen so nur einmal an», sagt Bomholt.
Das Geschäft läuft gut, gerade um die Weihnachtszeit. «Schon im November zog es an. Jetzt, im Advent, liefern wir etwa dreimal so viel wie üblich», sagt Jan Bomholt. Die Zahl der Kunden sei schnell gewachsen: Über 10 000 Schweizer haben eine Meineinkauf-Adresse. Viele von ihnen seien Gewerbebetriebe. Seine Kunden wollten aber nicht in erster Linie sparen, sagt Bomholt. «Am Anfang dachte ich, die Mehrheit bestellt wegen der tiefen Preise im Ausland. Aber wenn ich sehe, was geliefert wird, ist es kein Preis-, sondern ein Verfügbarkeitstourismus»: Die bestellten Waren seien hauptsächlich Nischenartikel.
Das hat wohl auch mit dem Preis für die Dienstleistungen von Meineinkauf zu tun: Fr. 14.90 zahlt der Kunde für Lieferung und Zoll. «Da spart man noch ein paar Franken. Deswegen lohnt es sich also kaum», sagt Bomholt. «Ich sehe das positiv: So bin ich nicht der Robin Hood der Preisbrecher.»
Im Vergleich zu den grossen Onlineshops sei Meineinkauf.ch noch ein kleiner Player, sagt Jan Bomholt. «Aber wir wachsen schnell.» Das Unternehmen hat heute schon neun Mitarbeitende am Hauptsitz in St. Gallen und in Konstanz. Bevor er das Unternehmen gründete, war Bomholt Investor in der Start-up-Szene. Seine eigene Gründung wäre wohl eine gute Investition gewesen, denn «seit einigen Monaten sind wir profitabel».