Die Fasnacht hat hierzulande eine lange Tradition. Das sagten sich auch ein paar Wartauer Fasnächtler, die vor genau zehn Jahren beschlossen, das Brauchtum auch in ihrer Gemeinde wieder aufleben zu lassen. Nun wird gefeiert.
WARTAU. Es gab einmal eine Zeit, da war die Wartauer Fasnacht fast vom Aussterben bedroht. Man schrieb damals das Jahr 2005. Die einst so stolze Fasnachtshochburg hatte mit einem Narrenmangel zu kämpfen: Es fehlte an freiwilligen Helfern. Da beschlossen ein paar «Moosfürze» von der lokalen Guggenmusik, dass es Zeit war, ihre Heimfasnacht aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken.
Zusammen mit den Wartauer Vereinen und Restaurantbetrieben wurde ein Organisationskomitee gegründet und ein erster «Schlachtplan» ausgeheckt. «Wir haben uns von Anfang an gesagt, wenn wir etwas anpacken, dann machen wir es gleich richtig», so Vereinspräsident Rolf Hobi zum Motto. Und obwohl seither ein paar Jahre ins Land gezogen sind, haben die Mitglieder an ihrem Konzept von einst festgehalten: «Man muss das Rad nicht jedes Jahr neu erfinden. Die Festanlage muss nicht stetig wachsen und noch attraktiver werden. Viel lieber wollen wir das Bestehende optimieren.»
So erfreuen sich die Wartauer Fasnächtler seit zehn Jahren an Maskenbällen für kleine und grosse Narren, am Monsterkonzert, der Beizenfasnacht und am obligaten Fasnachtsumzug.
Über die Jahre hat die Wartauer Fasnacht hohe Bekanntheit erlangt: «Die Besucherzahlen wachsen von Saison zu Saison. Vor allem die Qualität der Besucher hat sich verbessert», sagt Hobi. Seit die Vereinsmitglieder nach 22 Uhr regelmässig Kontrollen bei jüngeren Gästen vornehmen, habe sich dies herumgesprochen: «Wir hatten zunächst noch junges Publikum von auswärts, das seine Unbekanntheit ausnutzen wollte um zu randalieren», erinnert sich der Vereinspräsident. Durch die Zusammenarbeit mit der Polizei, dem Sicherheitsdienst und der Gemeinde habe man solche unerwünschten Gäste weitestgehend vom Festgelände verbannen können.
Die Bemühungen der beteiligten Vereine, der Gemeinde und der diversen Organisationen, die Narrenzeit so friedlich und ruhig wie möglich zu gestalten, verschaffte der Wartauer Fasnacht über die Jahre grössere Akzeptanz unter den Anwohnern. Manchmal sind es auch die kleinen Gesten, die unmittelbar betroffene Anwohner dem Fasnachtsbetrieb gegenüber positiv und tolerant stimmen. Auch die Zeit nach dem Fasnachtswochenende sei dabei wichtig, so Obernarr Rölfli. Dann ist es für ihn wichtig, sich persönlich um Reklamationen und allfällige Sachbeschädigungen zu kümmern.
Eine Strassenfasnacht in der heutigen Zeit überhaupt noch durchführen zu können ist laut Hobi nicht ganz selbstverständlich, umso mehr, als es sich im Wartauer Fall um eine stark befahrene Hauptstrasse handelt. Die Vorbereitungen für die fünfte Jahreszeit sind deshalb nicht zuletzt in verkehrstechnischer Hinsicht eine Herausforderung und zeitintensive Angelegenheit.
Ob all der Verantwortung, der Organisation und Durchführung: Kann man da das Narrenfest überhaupt selbst noch geniessen? «Wir haben nicht viel von der Fasnacht, aber wir sehen die Wertschätzung der Leute. Was wir tun, dient der Sache und der Erhaltung eines Brauchtums», hält Hobi fest.
Der Fasnachtsbrauch wird jedoch nicht nur erhalten, sondern entwickelt in der einen oder anderen Hinsicht eine neue Ausprägung. In der Zeitspanne von zehn Jahren hat sich beispielsweise gerade bei den Umzügen einiges getan, wie Hobi weiss: «Die Wagen werden immer grösser und sind aufwendiger gestaltet.» Nicht wenige haben dank Sponsoren ein grösseres Budget zur Verfügung. Und während die Festwagen zunehmend in die Höhe wachsen, schrumpft das Schlafpensum der Verantwortlichen über die Fasnachtszeit: «Während der drei Tage der Hauptfasnacht gibt es selten mehr als insgesamt acht Stunden Schlaf», stellt der engagierte Fasnächtler fest.
Die Wartauer Fasnacht startet am Donnerstag, 19. Februar 2015, mit der Eröffnung in der Weite und dauert bis Sonntag, 22. Februar.