«Ein Supertalent muss der Beste sein und Lebensintelligenz haben», sagte Gilbert Gress gestern an der Wirtschaftstagung Werdenberg. Skisprung-Olympiasieger Simon Ammann wirkt im Sportmarketing, um Talente zu erkennen und zu fördern.
Die beiden Aushängeschilder der Wirtschaftstagung haben in ihren Auftritten aus ihrer langjährigen persönlichen Erfahrung berichtet. Simon Ammann erwähnte seine Grosserfolge als Vierfach-Olympiasieger, aber auch das Wellental in Form einer langen Durststrecke mit nur noch seltenen Erfolgen. Mit all diesen Erfahrungen sei er reifer geworden.
Unter dem Titel «Vom Sporttalent zum Unternehmer» zeigte der nach wie vor aktive Spitzensportler, wie er schrittweise auch unternehmerisch tätig wurde und wird. So ist er seit 2012 Verwaltungsrat und Aktionär («ich bin nicht Mehrheitsaktionär») der Toggenburg Bergbahnen AG (TBB). Damit wolle er seiner Heimat etwas zurückgeben, nannte Simon Ammann die emotionale Komponente. Weiterentwickeln, in die Erneuerung investieren, innovativ sein, sich neu ausrichten: So laute die Devise – auch wenn noch nicht für alles eine Antwort gefunden worden sei. Für ihn sei dieses Amt ein Start «von null auf hundert» gewesen, sagte er gestern. Mit Verweis auf die unterschiedliche Strategie und die Meinungsverschiedenheiten zwischen der TBB und der Bergbahnen Wildhaus AG sagte er, das Ziel müsse es sein, für das ganze Obertoggenburg eine Lösung zu finden und vorwärtszugehen.
Als zweites unternehmerisches Standbein hat Simon Ammann mit einem Sportlerkollegen eine Sportmanagement-Agentur gegründet, die bisher erst in Vorarlberg tätig ist. Er möchte sie auf die Schweiz ausweiten. Ziel sei es, junge Talente zu entdecken, zu fördern und auf ihrem Weg zu begleiten, indem er die eigenen Erfahrungen an junge Talente weitergebe und ihnen so helfe. «Ich möchte erleben, dass es ein sportliches Talent aus unserer Region an die Spitze schafft», betonte er gestern.
Schliesslich ist der Olympiasieger kürzlich Inhaber eines Dachdeckergeschäftes in seiner Heimat Toggenburg geworden, das nun sein Bruder führt. Es sei interessant gewesen, was es alles brauche, um so ein Geschäft zu übernehmen und in die Zukunft zu führen, stellte er fest.
«Alles kann ich nicht gleichzeitig und gleich intensiv machen», sagte Ammann mit Blick auf seine aktive Sporttätigkeit und seine eingeleiteten unternehmerischen Schritte. Der unternehmerische Teil sei für ihn im Moment noch «eher trockene Knochenarbeit». Aber er könne ja auch «noch etwas länger skispringen», zeigte er auf, dass er weiterhin Freude am aktiven Sportlerdasein hat.
Fussballexperte Gilbert Gress als zweites Aushängeschild lieferte aus seiner Erfahrung als langjähriger Fussballprofi und -trainer im neuen Gewerbepark in Grabs ein paar kernige Aussagen zum Thema Talente. «Ein Talent muss eine Lokomotive sein und mitreissen.» – «Ein Talent kann nur dann auf Dauer Erfolg haben, wenn es hart daran arbeitet.» – «Ein Supertalent muss der Beste sein, muss Lebensintelligenz haben und gut mit den Medien kommunizieren können. In der Schweiz trifft das derzeit nur auf Roger Federer zu.» – «So ein grosses Talent ist Drogba nun auch nicht.» – «Auch Messi braucht, um erfolgreich zu sein, eine tolle Mannschaft.» – «Ein guter Trainer ist der beste Psychologe.» – «Gute Talente erkennen ist das Talent eines Trainers.»
Talente gebe es nicht nur im Sport, sagte Gress weiter. Es sei deshalb «ein bisschen schade, dass heute mehr von Mario Götze gesprochen wird als vom Chirurgen, der Leben rettet».