REGION. Die von Sauerbrut betroffenen Werdenberger Bienenhalter führten im Sommer 2010 eine flächendeckende Sanierungsaktion durch. In den Jahren zuvor waren sie nämlich so stark betroffen, dass teilweise innert eines Jahres weit über 100 Völker getötet werden mussten.
REGION. Die von Sauerbrut betroffenen Werdenberger Bienenhalter führten im Sommer 2010 eine flächendeckende Sanierungsaktion durch. In den Jahren zuvor waren sie nämlich so stark betroffen, dass teilweise innert eines Jahres weit über 100 Völker getötet werden mussten. Aufgegleist haben das Projekt der Bienenzüchterverein Werdenberg, Hans Oppliger von der Fachstelle Bienenzucht des Landwirtschaftlichen Zentrums Salez und der Bieneninspektor Lorenz Huber (Gams).
Die Bienen wurden bei der Aktion während drei Tagen von ihrer Brut und den Vorratswaben getrennt und in den Keller gestellt, wo sie hungern und sich so vom Erreger befreien sollten. Finanziell unterstützt wurden die Imker damals von Gemeinden, Ortsgemeinden und Verbänden mit rund 65 000 Franken.
Im sanierten Gebiet sei danach bis 2014 ein deutlicher Erfolg feststellbar gewesen, sagt Huber. Nur in Randzonen zu nicht sanierten Gebieten seien einzelne Fälle der Sauerbrut aufgetreten.
Doch aktuell sieht die Situation wieder ganz anders aus. Im Gebiet Grabs – Gams – Sax sind fünf Sauerbrutsperrgebiete besonders nah aneinander, teils überlappend. «Wir haben nahe bei den Dörfern eine hohe Bienendichte», so Huber, «was die Übertragung der Sauerbrutbakterien leider begünstigt.»
Weitere Gründe für die Weiterverbreitung der Bakterien sind die Räuberbienen. Ist ein Volk krank und geschwächt, kommen fremde Bienen und stehlen Honig. Durch ihren Aufenthalt im kranken Bienenvolk übertragen sie die Bakterien ins eigene.
Die Bakterien überleben den Winter, obwohl dann die Fortpflanzung des Bienenvolkes gestoppt wird, im zersetzten Larvenbrei. Im Frühling, wenn die Fortpflanzung wieder angekurbelt wird, bricht die Sauerbrut aus, weil die Völker zu diesem Zeitpunkt anfälliger sind.
Jean-Daniel Charrière vom Zentrum für Bienenforschung in Liebefeld-Bern erklärt, dass es innerhalb einer Bienenrasse robustere und weniger robuste Linien gebe. «Die Forschung ist dabei, die wichtigsten Zuchtkriterien herauszufinden, damit die Bienen so gezüchtet werden können, dass sie gegen die Sauerbrut widerstandsfähiger sind.» Warum gewisse Gebiete sehr stark und andere gar nicht betroffen sind, «ist und bleibt ein Rätsel», so Charrière. «Verschiedene Bakterienstämme könnten ein Grund dafür sein.»
Er hat vom Projekt der Werdenberger im Jahre 2010 Kenntnis und ist überzeugt, dass dies nur durch grossen Einsatz der Verantwortlichen durchgeführt werden konnte. «Durch das angewandte Verfahren konnte die Anzahl der Erregerbakterien sicherlich stark reduziert werden», sagt er. Die Massnahme, die mit grossem Aufwand verbunden sei, werde in der Schweiz nach wie vor vereinzelt eingesetzt. Auf die Frage, was die Gründe für die erneute stärkere Sauerbrutverbreitung in der Region Werdenberg sein könnte, weiss er keine eindeutige Antwort. «Möglicherweise ist altes, bereits infiziertes Wabenmaterial verwendet worden».
Auch Inspektor Huber hat keine Erklärung: «Es hat uns aus heiterem Himmel getroffen.» Nun werde versucht, auf traditionellem Weg, also mit konsequenter Vernichtung betroffener Völker, aus der aktuellen Situation herauszukommen.
Für Menschen ist die Sauerbrut übrigens absolut ungefährlich.