Die Kesb schöpfte Verdacht und brachte auf die Spur

STAAD. Die Polizei hat in einem Haus in Staad ein totes Mädchen gefunden – dank eines Hinweises der Kesb. Die Hintergründe des Delikts liegen im Dunklen. Fest steht: Die mutmasslichen Eltern waren den Behörden seit Jahren bekannt.

Andri Rostetter/Nina Rudnicki
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STAAD. Die Polizei hat in einem Haus in Staad ein totes Mädchen gefunden – dank eines Hinweises der Kesb. Die Hintergründe des Delikts liegen im Dunklen. Fest steht: Die mutmasslichen Eltern waren den Behörden seit Jahren bekannt.

Ein totes Mädchen, eine 32jährige Deutsche und ein 52jähriger Schweizer in Haft: Das ist die Bilanz der Polizeimeldung von gestern morgen. Noch ist nicht zweifelsfrei bewiesen, dass es sich beim verhafteten Paar um die Eltern des toten Kindes handelt. Das Mädchen wurde zwar im Haus jenes Paares gefunden, dessen zweijährige Tochter von der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) als vermisst gemeldet worden war.

Ob es sich tatsächlich um das vermisste Mädchen handelt, wird erst in einigen Tagen klar sein: Laut Polizeimeldung hat der Zustand der Leiche keine eindeutige Identifikation zugelassen – was das heisst, wollte Polizeisprecher Hanspeter Krüsi aus ermittlungstaktischen Gründen nicht näher erläutern. Die Rechtsmedizin untersucht nun den Leichnam. Dabei soll auch die Todesursache festgestellt werden. Denn diese ist ebenso wenig bekannt wie der Zeitpunkt des Verschwindens. Weder die Kesb noch die Polizei geben dazu Auskunft. Fest steht nur, dass die Polizei am 4. August das Haus des Paares in Staad durchsuchte und dabei im Keller auf die Leiche eines Mädchens stiess.

Unbefriedigende Auskünfte

Gefunden wurde die Leiche dank der Kesb. Die vierfache Mutter wollte zwei ihrer drei Kinder, die nicht bei ihr wohnen, zurückhaben. Dazu stellte sie einen entsprechenden Rückplazierungsantrag, den die Kesb prüfen sollte. Nach einem Hausbesuch hatte die Behörde Verdacht geschöpft, weil die 32jährige Mutter zweimal unbefriedigende Auskünfte über den Aufenthaltsort der zweijährigen Tochter gemacht hatte. An den von der Mutter genannten Aufenthaltsorten war sie aber nicht.

Strafanzeige gegen Mutter

Nach den Ungereimtheiten in den Antworten der Mutter reichte die Behörde bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige ein wegen Verdachts auf Verletzung von Fürsorge- und Erziehungspflichten. Im Vorfeld habe es allerdings keine Anzeichen für ein Delikt gegeben. Dass bereits die drei älteren Geschwister fremdplaziert waren, sei nicht Grund genug, automatisch das vierte Kind aus der Familie zu nehmen, sagt Bruno Gschwend von der zuständigen Kesb Rorschach. «Die anderen Kinder sind nicht aus der aktuellen Beziehung.» Nur weil eine Beziehung kaputt geht, müsse das nicht heissen, dass auch eine nächste Partnerschaft schlecht sei. «Es ist ein anderer Vater, eine andere Beziehung», sagt Gschwend. «Da muss man die Situation wieder neu beurteilen. Es braucht eine konkrete Kindeswohlgefährdung, bevor man ein Kind aus einer Familie nimmt.»

Der Vater wurde im Gegensatz zur Mutter nicht in Haft genommen, sondern in die Psychiatrie eingewiesen. Er sei «nicht hafterstehungsfähig», hiess es. Der Polizei ist er indes seit Jahren bekannt. Gegen ihn laufe derzeit nur eine Strafuntersuchung, sagt Roman Dobler, Sprecher der St. Galler Staatsanwaltschaft – jene zum Tötungsdelikt in Staad.

In den Onlinemedien kursierten gestern Bilder vom Eingang zur Wohnung der Familie. Auf der Eingangstür war ein Aufkleber der Hells Angels Liechtenstein zu erkennen. Ob der Mann tatsächlich Mitglied des Motorradclubs ist, ist nicht bekannt.