Das nicht «normalle» Theater

Nicht ganz «normall», aber alles andere als banal zeigte sich das Playback Theater St. Gallen in Buchs. Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung baute es Publikumsgeschichten ins Programm ein.

Silvia Frick
Drucken
Tritt näher, sei willkommen! Hilfestellung an alle Menschen schafft gleiche Chancen. (Bild: Silvia Frick)

Tritt näher, sei willkommen! Hilfestellung an alle Menschen schafft gleiche Chancen. (Bild: Silvia Frick)

BUCHS. «Willkommen in der <normallen> Welt», titelte die Playback-Theatergruppe ihren Auftritt im Oberstufenzentrum Flös Buchs. Eher «Inklusion», «Das Recht jedes Menschen, gleiche Chancen zu haben», nannte es Gabriella Schneider, Pro Infirmis-Gruppenleiterin der Beratungen Sargans und Altstätten, welche den Abend organisierten. «Wir machen jedes Jahr auf den Tag der Menschen mit Behinderung aufmerksam. Wie wünschen uns mehr Gemeinsames, denn Integration von Menschen, speziell von Behinderten, bedeutet automatische Inklusion.

Moment-Entscheidung

Schwarz der Bühnenvorhang, schwarz gekleidet die Schauspieler, dazu aussagekräftig die wenigen Requisiten. Ein Ständer mit bunten Tüchern, ein grellrotes, ein knallgelbes, ein giftgrünes «Tabourettli» (Vierbeinhocker) – sonst nichts. Tobias von Schulthess, Leiter der Theatertruppe, erklärte, nichts geprobt zu haben. «Wir übernehmen im Playback-System Anregungen aus dem Publikum und setzen sie aus dem Moment heraus theatralisch um», erklärte der gelernte Darsteller. Gesagt, getan. «Was hat euch heute am meisten gefreut, was am meisten gestört», warf Moderatorin Ella Hofmann in die Runde. «Der Nebel», meldete Martin aus dem Publikum.

Theaterimprovisation

Und gleich setzten Tobias von Schulthess, Marie-Louise Wick und Ruth Andenmatten die trüben oder freudigen Stichworte in improvisiertes Theater um. Aber wie drückt man Nebel, ohne Hilfsmittel, nur durch Mimik und Gestik aus? Wie Ruhe? Wie Verzweiflung und Hilfestellung? Danach forderte die Moderatorin die Teilnehmenden zum gegenseitigen Gespräch auf. Eine persönliche Geschichte sollte erzählt und vom Playback-Theater umgesetzt werden. Wie stellte die Truppe gar Integration und Weltfrieden dar? Die Schauspieler schafften es. Mit Mimik und Gestik, mit Mund, Händen und Augen drückten sie die Stimmungen aus.

Und genau diese Mittel besitzt jeder Mensch in unserer «normallen» Welt. In Bezug zum Tag der Menschen mit Behinderung wollte dies sagen: Man achte auf die Sinne der Menschen, denn das Lachen, die Traurigkeit, die Sprache der Augen und der Klang der Stimme eines jeden Menschen sind echt.

Die natürlichste aller Sprachen

Da gibt es nichts Erprobtes, vor allem nicht bei behinderten Menschen. Lerne man diese gemeinsame und natürlichste aller Sprachen zu lesen, solle gar dem Weltfrieden nichts im Wege stehen.

Seit dem Jahr 2009 bringt die Playback-Theatergruppe St. Gallen «die Sinne aller Menschen auf die Bühne, um damit auch alle Menschen zu hören und wahrzunehmen», erklärte Tobias von Schulthess. Untermalt wurde die Darstellung des meist wortlosen Stimmungstheaters von Martin Müller mit ebenfalls völlig improvisierten Ton-Nachzeichnungen.