Das besinnliche Konzert des Kleinen Sarganserchors mit Orchesterbegleitung in der katholischen Kirche ermunterte am Sonntag zu einer friedlichen Versöhnung.
Heidy Beyeler
Zu Beginn des Konzertes erinnerte Hausherr Pfarrer Erich Guntli an die kürzlich geäusserten Worten von Theologe Hans Küng, der zur konfessionellen Versöhnung ermunterte. «In der Allgemeinheit ist der Weg weitgehend gemacht, nur die Theologen tun sich furchtbar schwer mit dieser Versöhnung.» Pfarrer Guntli sieht in der Musik den Weg zur Verbindung der Konfessionen. «Die beiden Komponisten Dietrich Buxtehude und Johann Sebastian Bach stammten aus der protestantischen Tradition» meinte Guntli, «und manch einer kann sich erinnern, dass es Zeiten gab, als man sich die Frage stellte, ob man in einer katholischen Kirche Bach spielen dürfte – er war ja Protestant.»
Zur Einleitung zum Konzert erwähnte Pfarrer Guntli die Werke von Dietrich Buxtehude und Wolfgang Amadeus Mozart. Den Auftakt machte «Membra Jesu nostri patientis sanctissima» (Die allerheiligsten Gliedmassen unseres leidenden Jesus) – ein Zyklus von sieben Passionskantaten des dänisch-deutschen Komponisten Dietrich Buxtehude. Dazu erklärte Pfarrer Guntli, dass dieses Werk eine Andachtsform sei, die seit dem Mittelalter in der Fastenzeit gepflegt werde. «Die Fastenzeit lädt uns ein, hinzuschauen, wo wir uns Wunden schlagen.» Ad pedes, genua, manus – an Füssen, Knie, Händen, das sind drei Sätze aus dem genannten Werk.
Mit Mozarts Spaur-Messe und dem Schlusssatz «Agnus dei, … dona nobis pacem» wird um Frieden gebeten. «Was hätte die Welt gerade jetzt nötiger als Frieden?», fragte Pfarrer Guntli. »Deshalb wünsche ich uns allen eine Stunde, die uns inneren Frieden schenken wird.»
Passend zur Fastenzeit und zur bevorstehenden Gedächtnisfeier der Auferstehung Jesu Christi erlaubten die ausgewählten einfühlsamen Werke den Zuhörenden eine gedanklich bewusste Einkehr. Buxtehude komponierte für die Passionszeit 1680 mit dem Kantatenzyklus «Membra Jesu nostri» wohl sein grösstes oratorische Werk mit sieben Einzelkantaten und Vokalsoli.
«Brich dem Hungrigen dein Brot» von Johann Sebastian Bach gilt als besonders anspruchsvolle Kantate – ebenfalls in sieben Sätzen. Der 4. Satz, der den Mittelpunkt dieses Stücks darstellt, wurde nicht – wie geplant – mit einem Bass Solo vorgetragen, weil der Sänger verhindert war. Anstelle dieses Solos traten zwei Musikinstrumente: Fagott (Emil Salzmann) und Violoncello (Beate Reitze).
Diese Passage war in dieser Formation zauberhaft und verführte das Publikum dazu, besonders konzentriert hinzuhören.
Der Ausgang des Konzertes mit dem Requiem «Kyrie eleison» von Wolfgang Amadeus Mozart wirkte durch den feierlichen und dennoch beschwingenden Charakter erlösend gegenüber den thematisch doch eher elegisch wirkenden, vorgängig gespielten Werken.