Die Altlastenrückstände sind weg, der Boden ist wieder sauber, und der landwirtschaftlichen Nutzung steht nichts mehr im Wege: Dies ist das Fazit nach der umfassenden Sanierung im Gebiet Sand in Rüthi, wo mehrere Stellen massiv mit Altlasten verunreinigt waren.
RÜTHI. Die Gunst der Stunde genutzt und mindestens drei Fliegen auf einen Schlag erwischt. Dies trifft auf die Altlastensanierung in Rüthi zu. Vergrabene Abfälle, die immer mehr zu einem Problem zu werden drohten, wurden fachgerecht entsorgt. Dadurch kann die Nutzung des landwirtschaftlichen Bodens für die Zukunft gewährleistet werden. Schliesslich konnte Aushubmaterial einer nahegelegenen Baustelle sinnvoll eingesetzt werden. Rechtzeitig vor dem Wintereinbruch wurden die Arbeiten abgeschlossen.
In Rüthi war seit langem bekannt, dass es im Gebiet Sand mehrere Stellen mit Altlasten gab. Es war auch klar, dass hier eine Sanierung nicht auf die lange Bank geschoben werden konnte. Dies zeigten nicht nur Bodenmessungen, sondern war auch mit blossem Auge sichtbar – etwa dann, wenn bei der landwirtschaftlichen Bearbeitung Reste von Batterien und anderen Gegenständen an die Oberfläche befördert wurden. Es gab Stellen, an denen sich bereits wenige Zentimeter unter der Grasnarbe Abfälle befanden, und auch einzelne Bereiche in der Wiese, wo kaum noch etwas gewachsen ist.
Ein Blick zurück zeigt unmissverständlich auf, woher die Belastungen rühren. Bis in die 60er-Jahre betrieb die Gemeinde zwischen dem Windschutzstreifen und dem Wäldchen im Gebiet Sand eine Deponie für Kehricht und Industrieabfälle. In der Umgebung wurden auch Gräben und Löcher mit Abfällen gefüllt. Im gleichen Gebiet befand sich damals auch die Schiessanlage. Der Kugelfang, aus einem Erdwall bestehend, war mit Schwermetallen belastet. Als zuerst die Autobahn und später die Werkstrasse gebaut wurde, sah man von einer fachgerechten Entsorgung des belasteten Erdreichs ab. Man wählte die einfachste und billigste Lösung: Das Material wurde über den früheren Deponieablagerungen verstossen.
Erste Messungen ergaben: Nicht nur der Boden war mit Schwermetallen belastet. Auch im Grundwasser konnten Antimon, Blei, Nickel und Zink nachgewiesen werden. Deshalb drohte der Kanton Einschränkungen für die Nutzung des Landes an. Damit war der Handlungsbedarf definitiv ausgewiesen.
Schon länger war bekannt, dass mit dem Bau der Unterwerke der SBB und der Swissgrid viel sauberes Aushubmaterial anfallen würde. Dieses hätte eigentlich weggeführt und für teures Geld deponiert werden müssen. Warum nicht aus der Not eine Tugend machen? «Dieses unbelastete Material soll nicht auf einer Deponie entsorgt werden und dort wertvollen Deponieraum füllen, sondern in der Gemeinde wiederverwendet werden», liess der Rüthner Gemeinderat verlauten.
Kurzum wurde beides an die Hand genommen: einerseits die Wiederverwendung des Aushubmaterials, andererseits die Sanierung der Altlast im Gebiet Sand. So ging es nun Hand in Hand. Unter Leitung von David Imper, der in Mels ein Büro für Geologie und Umweltfragen betreibt, wurde der Boden genau untersucht. An einzelnen Stellen war dies einfach – beispielsweise dort, wo bereits beim Pflügen Batterien zum Vorschein gekommen waren. An anderen Stellen musste tiefer gegraben werden.
Eine Vielzahl von Proben wurde genommen, um über die Art und das Ausmass der Belastungen genaue Kenntnisse zu erhalten. Diese Untersuchung wurde von den kantonalen Fachstellen eng begleitet. Sie führten zur Erkenntnis, dass der Boden stärker belastet war, als man ursprünglich angenommen hatte – und dass die Blei- und vor allem die Zinkrückstände höher waren als erwartet. Das Erdmaterial Schritt um Schritt zu untersuchen und fast Baggerschaufel um Baggerschaufel zu bestimmen, was damit geschehen darf, erforderte eine hohe Sorgfalt aller Beteiligten. Imper lobt die gute Zusammenarbeit auf allen Ebenen: mit der Gemeinde, dem Kanton, den Bodeneigentümern, der Swissgrid und den SBB sowie den Bauern. Ein besonderes Lob spricht er der ausführenden Firma aus.
Das am stärksten belastete Material wurde sorgfältig ausgebaut und zu einer Spezialfirma im Kanton Zürich transportiert. Diese verfügt über eine sogenannte Bodenwaschanlage. Weiteres verunreinigtes Material wurde in eine Deponie geführt, die für solche Stoffe vorgesehen ist. Das nur leicht belastete Material konnte wieder eingebaut werden. «Alles Material wegzuführen, auch das mit nur geringer Belastung, wäre unverhältnismässig gewesen», erklärt Fachmann David Imper. Und vor allem wären diese Kosten, an denen sich weder der Bund noch andere beteiligt hätten, ins Unermessliche gestiegen.
Für die nun ausgeführten Arbeiten wird mit Kosten von über 500 000 Franken gerechnet, davon übernimmt der Bund 40 Prozent. Vom Verursacher der Batterienablagerung, der Säntis AG, wurde ein Kostenbeitrag erhoben. Der Rest geht zulasten der Politischen Gemeinde Rüthi.
Zum Schluss wurde als neuer Oberboden Aushubmaterial der Baustelle für die neuen Unterwerke verwendet. Der saubere Humus kann nun wieder angesät werden. «Nur dank dem milden Spätherbstwetter war es möglich, die Arbeiten rechtzeitig vor dem Wintereinbruch zu Ende zu bringen», sagt der Geologe.
Stefan Kopp, der Bewirtschafter des Bodens, zeigt sich erleichtert, dass dieses Pachtland nun wieder uneingeschränkt der landwirtschaftlichen Nutzung zur Verfügung steht.
In Art und Umfang ist die Sanierung in Rüthi wohl das bis anhin grösste Projekt im Rheintal. Mit Sicherheit wird es nicht das letzte sein. Denn Altlasten gibt es in jeder Gemeinde. Beispielhaft ist das Rüthner Projekt, weil eine Gefahr für die Umwelt beseitigt wurde und weil dank der Kombination mit einem anderen Bauprojekt Ressourcen geschont und Kosten gespart werden konnten.