Die Gefahr einer Abwanderung von Kurgästen und Passanten wurde in Unterwasser in den späten 1920er-Jahren erkannt. Es musste eine neue Attraktion entstehen.
Die Gefahr einer Abwanderung von Kurgästen und Passanten wurde in Unterwasser in den späten 1920er-Jahren erkannt. Es musste eine neue Attraktion entstehen.
Eine Statistik aus dieser Zeit zeigt auf, dass die Logiernächte abnahmen. 1933 brachten die Ortschaften Wildhaus, Unterwasser und Alt St. Johann zusammen 48 000 Sommerkurtage und 22 000 Winterkurtage auf. Als Vergleich: 1931 waren es zusammen noch rund 80 000 Logiernächte. Ein weiterer Vergleich zeigt, dass das obere Toggenburg zu den grossen Tourismusorten gehörte. Denn 1931 wiesen Engelberg 74 000, Pontresina 86 000 und Schuls-Tarasp 80 000 Logiernächte auf. Allein Unterwasser zählte mit rund 35 000 Logiernächten zu den ganz Grossen. Adelboden verzeichnete zu dieser Zeit 33 000, Mürren 22 000 und Klosters 42 000 Übernachtungen.
Wie und wann genau die Idee einer Standseilbahn von Unterwasser auf den Iltios entstand, ist nicht bekannt. Die Initianten, Walter Looser, Hotelier des Hotels Sternen in Unterwasser, und Jakob Geisser, Präsident des Kur- und Verkehrsvereins Unterwasser, reichten im August 1932 ein Konzessionsgesuch für eine Drahtseilbahn von Unterwasser zur Alp Iltios beim Bundesrat ein.
Knapp ein Jahr später, im Oktober 1933, konnte mit den Bauarbeiten begonnen werden. Am 25. Juli 1934 war die erste Probefahrt, und bereits ein Tag später, am 26. Juli, konnte der fahrplanmässige Betrieb aufgenommen werden. In der Konzession, die der Bund 1933 aufstellte, wurden auch die Fahrpreise festgelegt: Eine Bergfahrt kostete damals 1.50 Franken und eine Rückfahrt 2 Franken. Ausser der Konzessionsdauer, die 2013 erstmals verlängert werden musste, sind seit damals sämtliche Bestimmungen aufgehoben worden. Die effektiven Baukosten betrugen 766 362 Franken. Über eine Notwendigkeit eines Restaurants oder sogar eines Hotels auf dem Iltios wurde diskutiert. Wobei die finanzielle Lage es nicht zuliess, dieses durch die Gesellschaft zu bauen. Der Hotelier Walter Looser entschloss sich, die Finanzierung, den Bau und den Betrieb eines Restaurants auf eigene Verantwortung zu übernehmen. Wobei die DUI (Drahtseilbahn-Unterwasser-Iltios) den Bau mit Boden und einem A-fonds-perdu-Beitrag unterstützte.
Das ganze obere Toggenburg hatte in den 1930er-Jahren mit einer wirtschaftlichen Krise zu kämpfen. Der Ruin vieler Handstickereien zwang die Bevölkerung im Tal, für eine andere Verdienstmöglichkeit zu schauen. Der damalige Gemeinderatsschreiber von Wildhaus, Heinrich Koch, war Vater des Bergbahnprojekt-Gedankens. 1937 las Koch in einem Prospekt das erste Mal über die Eröffnung einer der ersten Skilifte weltweit: der Bolgenlift Davos, der 1934 eröffnet wurde. Gleichzeitig erfuhr Hotelier Carl Rieth (Hotel Alpenblick) in der «Schweizer Illustrierten», dass auf der Lenzerheide eine Schlittenseilbahn ihren Betrieb aufgenommen hat.
Zusammen mit Heinrich Hilty, Tierarzt und Hotelier des «Ackers» Wildhaus, riefen die drei Visionäre im Februar 1937 eine Versammlung des Skiclubs ein. Die Skilehrer waren begeistert, die Pessimisten warnten vor Abenteuern. Denn sie befürchteten, dass eine weitere Sportbahn neben der Iltiosbahn kaum lebensfähig wäre, denn Unterwasser sei das Zentrum des Wintersports. Tags darauf sicherte Hotelier Stephan Walt (Hotel Hirschen) den Initianten seine Hilfe zu. Auch die Frau von Heinrich Hilty ermunterte die Initianten und wünschte sich, dass dort eine Bahn gebaut würde, wo eine Verlängerung zu späterer Zeit möglich wäre.
Die Ereignisse überstürzten sich in der Folge. Im Juni 1937 reichten die Initianten Walt, Rieth und Hilty beim Bundesrat ein Konzessionsgesuch ein mit den Worten: «Der Fremdenverkehr ist für Wildhaus zur Lebensnotwendigkeit geworden.» Im September 1937 wurde die Konzession erteilt. Eine Einsprache der Verantwortlichen der Iltiosbahn wurde zurückgezogen, nachdem sich die Wildhauser Initianten bereit erklärt hatten, von einer Einsprache bei einer Verlängerung der Konzession für die Iltiosbahn abzusehen.
Die Bauzeit der Schlittenseilbahn war überraschend kurz. Am 23. Dezember 1937 wurde die Bahn von den Behörden abgenommen und konnte sofort eröffnet werden. Die Baukosten beliefen sich auf 45 000 Franken. Wobei alleine das Restaurant rund 18 000 Franken kostete. Die Fahrzeit für die 790 Meter betrug 9 Minuten. Pro Stunde konnten rund 90 Personen transportiert werden.
Die Seilbahn verfügte über zwei Schlitten, die auf die Namen «Vreneli» (linke Spur) und «Ueli» (rechte Spur) getauft wurden. Die ersten Schlittenführer waren Johann Forrer (Ueli) und «Steili-Karl» Wenk (Vreneli).
Informationen und Bilder stammen aus dem Archiv der Homepage von Jörg Walker, der im Februar 2010 verstorben ist. www.jwalker.ch