«Abreissen macht auch Spass»

Seit dem 1.Oktober ist auf der offenen Kinderbaustelle auf dem Bahnhofareal ein Hüttendorf entstanden. Auch wenn heute Freitag und morgen Samstag der Abbruch ansteht, überwiegt ganz klar die Freude.

Thomas Schwizer
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Stolz und Freude sind offensichtlich: Das Bauteam auf der Kinderbaustelle hat auch am letzten Aufbautag zugepackt – und wird dies auch beim Abbau tun. (Bilder: Thomas Schwizer)

Stolz und Freude sind offensichtlich: Das Bauteam auf der Kinderbaustelle hat auch am letzten Aufbautag zugepackt – und wird dies auch beim Abbau tun. (Bilder: Thomas Schwizer)

Wie kann man Kinder in den Herbstferien sinnvoll beschäftigen – und erst noch mit etwas, das ihnen Spass macht? Offensichtlich, indem sie aktiv Hand anlegen und etwas mitgestalten können.

Das beweist die Freude, mit der die rund 30 Kinder auf der Kinderbaustelle hinter dem Park and Rail auf dem Bahnhofgelände in Buchs am Wirken und Werken sind. Es ist Donnerstagnachmittag, 14.30 Uhr. Ein noch recht kleines Mädchen befestigt mit Hammer und Nagel ein Holzbrett auf dem anderen. Eine Gruppe etwas älterer Kinder – Knaben und Mädchen bunt gemischt – legt an einer recht weit fortgeschrittenen Hütte Hand an. Die einen mit Akkubohrer und Schraube, die anderen als Handlanger, welche Holzlatten als Nachschub bringen. Alle erledigen ihre Aufgabe mit viel Eifer. Man hört kein Jammern und Streiten.

Im ersten Stockwerk einer bereits fertig erstellten Holzhütte sind grössere Knaben daran, den «Sitzplatz» mit Bänken auszustatten. Dass dieses Gebäude durch einen langen Steg in luftiger Höhe mit einem benachbarten verbunden ist, macht auf den Betrachter Eindruck. Viele der Kinder sind selbst erstaunt, was sie in den vergangenen fast drei Wochen hier geschaffen haben.

«Es hat mir so gut gefallen, dass ich nach dem ersten Nachmittag gleich wieder gekommen bin. Ich konnte hier viele Sachen ausprobieren. Ein Haus, das schon gebaut war, habe ich gestern und heute noch aufgemotzt.» Der Stolz auf das eindrückliche Hüttenwerk sprudelt so richtig aus Leon heraus.

«Das gemeinsame Erlebnis ist wertvoll»

Nico und Patrik waren fast jeden Nachmittag während der vergangenen drei Wochen auf der Kinderbaustelle, welche das Kompetenzzentrum Jugend organisiert, betrieben und betreut hat. «Am schönsten war es, die Brücke und die Häuser zu bauen», erklären die beiden schon etwas grösseren unter den freiwilligen «Arbeiter». Manchmals habe es fast zu viele Kinder gehabt, und die Kleinen hätten noch nicht so viel helfen können. Aber es habe trotzdem viel Spass gemacht, sind sie sich einig.

Dass grosse und kleinere Kinder gemeinsam etwas tun und erleben, war ein wichtiger Grund für die offene Kinderbaustelle, sagt KOJ-Leiter Markus Büchel. Mit durchschnittlich 45 Kindern pro Nachmittag waren die Betreuer – zwei Zivildienstleistende, der spontan helfende Arbeit suchende Kollege eines «Zivis» und fallweise auch KOJ-Mitarbeiter – teils fast etwas «am Anschlag». An einem Nachmittag waren gar 62 Kinder gemeinsam am Werk. Die Hauptaufgabe der Betreuer war es, auf die Einhaltung der Sicherheit zu achten. Die richtige Handhabung der Werkzeuge gehört ebenso dazu wie die Gewährleistung, dass die Bauwerke stabil sind. «Es war sehr spannend, mit welchen Ideen die Kinder gekommen sind», sagt Büchel, der selbst mit Hand anlegte und den Kindern Tips gab. Viele konnten während ihrem Einsatz etwas lernen, wozu sie noch nie Gelegenheit hatten.

«Lieber hier als gelangweilt zu Hause sitzen»

War es nicht unangenehm auf der Baustelle, wenn es nass war? Nico sagt einnehmend spontan: «Der Regen machte mir gar nichts aus! Ich war lieber hier, zu Hause wäre es mir nur langweilig gewesen.» Von der Freude, mit der die Kinder gemeinsam arbeiten und dem eindrücklichen Werk konnten sich gestern Donnerstagabend auch Vertreter der Behörden und Sponsoren vor Ort überzeugen.

«Mir tut es ein bisschen weh, dass wir nun alles wieder abbauen müssen», gesteht der KOJ-Leiter ein. Heute Freitag und morgen Samstag steht nämlich der Rückbau auf dem Programm – natürlich erledigt man auch diesen wieder gemeinsam und freiwillig. Auch die fast 20 Kinder, die beinahe an jedem Nachmittag hier waren, werden erneut anpacken. Nicht so schmerzhaft empfinden Nico und Patrik den Abbau. «Es ist zwar schon etwas schade. Aber abreissen macht sicher auch viel Spass!», freuen sie sich auf die letzten zwei Nachmittage auf ihrer Baustelle.

Etwas aktiv tun, dabei wertvolle (Gemeinschafts-)Erfahrungen sammeln und erst noch viel Spass haben – das darf man getrost als sinnvoll verbrachte Herbstferien bezeichnen. Das sieht auch Markus Büchel so. Er kann sich vorstellen, die Kinderbaustelle einmal zu wiederholen. Dann wisse man auch eher, wie gross der Ansturm wird.

…während die anderen bereits die Früchte der geleisteten Arbeit auf der selbstgebauten Rutschbahn geniessen.

…während die anderen bereits die Früchte der geleisteten Arbeit auf der selbstgebauten Rutschbahn geniessen.

Die einen motzen fast fertiggestellte Hütten mit Eifer und Einsatz gemeinsam noch etwas auf…

Die einen motzen fast fertiggestellte Hütten mit Eifer und Einsatz gemeinsam noch etwas auf…