Kreuzlingen
«Wir sind im Augenblick beschwerdefrei»: Auf der Baustelle des Alterszentrums geht es voran

Das Alterszentrum Kreuzlingen präsentiert an der Generalversammlung gesunde Finanzen und den neuen Geschäftsführer Marco Styner. Auch auf der Baustelle läuft es gut, allerdings dürfte das Projekt am Ende teurer werden als geplant.

Inka Grabowsky
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Der neue Geschäftsführer Marco Styner und der 2022 eingestellte Bereichsleiter Hotellerie, Harold Bleijenberg, freuen sich auf ihre Aufgaben.

Der neue Geschäftsführer Marco Styner und der 2022 eingestellte Bereichsleiter Hotellerie, Harold Bleijenberg, freuen sich auf ihre Aufgaben.

Bild: Inka Grabowsky

«Das Alterszentrum ist wie eine kleine Stadt», sagt Marco Styner. «Es ist faszinierend zu sehen, wie das Räderwerk zusammenläuft.» An seinem vierten Arbeitstag zeigt sich der 47-jährige Jurist und Diplomorganisator noch immer beeindruckt vom Alterszentrum Kreuzlingen (AKZ).

Er habe zuvor zehn Jahre in Zürich mit Jugendlichen gearbeitet, sagt der Steckborner. «Es ist ein spannender Wechsel für mich, aber ich werde ja auch nicht jünger. Damit wandeln sich die Themen, mit denen man sich beschäftigt.»

Seine Vorgängerin Anna Jäger war im Herbst vergangenen Jahres auf eigenen Wunsch ausgeschieden. Interimistisch hatte Susan Danubio die Geschäfte geführt. Sie freue sich, sich wieder auf ihre angestammte Aufgabe als Leiterin des Bereichs Pflege und Betreuung konzentrieren zu können, meinte sie.

Mindestlohn von 4000 Franken

Der neue Geschäftsführer übernimmt ein Haus mit gesunden Finanzen. Allerdings hat das AZK ein neues Lohnsystem eingeführt, das unter anderem einen Mindestlohn von 4000 Franken für jede 100-Prozent-Stelle vorsieht. Das macht sich mit gestiegenen Lohnkosten in Rechnung und Budget bemerkbar.

Insbesondere am Standort in Bottighofen mit seinen nur 25 Plätzen spiele das eine grosse Rolle, erklärt die Vorsitzende der Finanzkommission Christina Bührer. «Die Personalkosten fallen immer in gleicher Höhe an, ob wir dort nun wie im vergangenen Jahr zu 82 Prozent ausgelastet sind oder zu 100 Prozent.»

Dementsprechend muss sich die Gemeinde Bottighofen darauf einstellen, dass sie die Defizitgarantie 2023 auf 123’400 Franken ausweiten muss. 2022 war sie noch mit 90’700 Franken davongekommen. Als speziell erfreulich bezeichnet Bührer den um 201’400 Franken gestiegenen Ertrag in den Restaurants, für die seit einem Jahr Harold Bleijenberg als Bereichsleiter Hotellerie und Infrastruktur verantwortlich ist.

Beim Rohbau fehlt nur noch das Attika-Geschoss

Nachdem die Einsprache eines bei der Ausschreibung unterlegenen Anbieters endgültig vom Bundesgericht abgewiesen wurde, geht es auf der Baustelle zum Haus C voran. «Wir sind im Augenblick beschwerdefrei», freut sich der Genossenschaftspräsident Urs Haubensak. Beim Rohbau fehlt inzwischen nur noch das Attika-Geschoss.

Noch fehlt das Attika-Geschoss, doch das Haus C nimmt Formen an.

Noch fehlt das Attika-Geschoss, doch das Haus C nimmt Formen an.

Bild: Inka Grabowsky

Allerdings zeichnet sich ab, dass der Bau etwas teurer wird. Von den ursprünglich veranschlagten Kosten von 29 Millionen steigt der Preis im unangenehmsten Szenario durch die allgemeine Teuerung und einige Projektänderungen auf über 32. «Immerhin haben wir den Baukredit frühzeitig noch zu günstigen Konditionen abgeschlossen», sagt Haubensak. Zwar musste die Genossenschaft dadurch das Geld beziehen, lange bevor sie es tatsächlich brauchte. Sie hat es jedoch bei der Bank angelegt, sodass kein finanzieller Schaden entstehen dürfte.

Urs Haubensak, Genossenschaftspräsident.

Urs Haubensak, Genossenschaftspräsident.

Bild: Inka Grabowsky

Derzeit hätten sich bereits 130 Interessenten für eine der 63 Wohnungen mit Service auf eine Liste eingetragen. Die aktive Vermarktung beginne im Herbst, wie Marc Grandjean von der Baukommission erklärt. «Dann werden wir auch eine erste Musterwohnung fertig haben, sodass man sich vorstellen kann, wie die Appartements aussehen.» Im Sommer 2024 könnte das Haus bezogen werden. Bis dahin wird ein passender Name für die Einrichtung gesucht. Die Baukommission sammelt noch Ideen.

Kaum bezahlbar mit AHV und Ergänzungsleistungen

Die ehemalige Stadträtin Barbara Kern legte mit ihren Fragen nach der Höhe des Mietzinses den Finger in die Wunde: «Werden sich Menschen, die nur die AHV und Ergänzungsleistungen beziehen, eine Wohnung im Haus C leisten können?» Das werde schwer werden, vermutet Präsident Haubensak. «Wir sind zwar gemeinnützig, aber müssen schwarze Zahlen schreiben. Und eine Quersubventionierung der Wohnungen über die Pflege soll es nicht geben.»

Der amtierende Stadtrat Markus Brüllmann konnte immerhin erklären, dass Mieten dann bezuschusst werden könnten, wenn ein ärztliches Attest vorliege, nachdem betreutes Wohnen für einen Patienten angezeigt sei. Urs Haubensak sagte: «Wir haben das Problem erkannt, nur können wir es nicht allein lösen.»