Zum Sessionsschluss gab es Lobeshymnen für Regierungspräsidentin Heidi Hanselmann, für die scheidenden Regierungsräte Benedikt Würth und Martin Klöti – und Staatssekretär Canisius Braun.
Ein bunter Hund, ein Mann, der fast alles stemmt und die Gipfelstürmerin, die einen 7000er ohne Sherpas und Sauerstoff bezwungen hat: Der St.Galler Kantonsratspräsident Daniel Baumgartner würdigte am Schluss der Aufräumsession gleich drei abtretende Regierungsräte. Und noch einen vierten, einen wandlungsfähigen Geigen- und Klavierspieler, der in zwölf Jahren Staatsdienst bewiesen hat, dass er ein guter Brückenbauer ist: Staatssekretär Canisius Braun.
«Der bunte Hund der Regierung» war Martin Klöti, «ein Mann, der Farbe ins Gremium gebracht hat» und der sich im Rat wegen seiner Homosexualität einige unangemessene Angriffe gefallen lassen musste. Nicht nur in diesen Situationen bewies der Mann mit dem geschliffenem Bühnendeutsch grosse Souveränität. Acht Jahre lang, seit März 2012, stand Klöti als Kultur- und Gesellschaftsminister dem Departement des Innern vor. Fast wäre ihm sein prominentestes Projekt, das Klanghaus Toggenburg, zum Verhängnis geworden. In einer eloquenten staatsmännischen Rede machte Klöti klar, für wen sein Herz schlägt: «Regierungsrat in Zürich? Nein, danke! Vive Saint-Gall! Vive le canton! Vive la vie!»
Auch für den «bestdokumentierten Regierungsrat» und bald nur noch Ständerat Benedikt Würth – «ein animal politique» – gab es zum Schluss viel Lob. Der Mann, der auch komplexe Sachverhalte auf den Punkt bringt und eine umsichtig gefüllte Staatskasse hinterlässt, hat nicht nur die Doppelbelastung von Regierungs- und Ständeratsmandat souverän gestemmt. Er hat 2019 auch den völlig zerstrittenen Fraktionen auf der Rückseite einer Menükarte aufgezeigt, wie ein austarierter St.Galler Steuerkompromiss bei der Umsetzung der nationalen Unternehmenssteuerreform aussehen könnte.
Selbst politische Gegner bewundern die Zähigkeit von Regierungspräsidentin und Gipfelstürmerin Heidi Hanselmann, die in der Öffentlichkeit auch schon als «unbelehrbar» bezeichnet worden ist. «Entweder, man liebt ihre Willensstärke und ihren Ehrgeiz, oder eben gerade nicht», sagte Baumgartner. Viele hätten sich gefragt, wann die aktuelle Regierungspräsidentin, befeuert vom Credo einer guten Spitalversorgung für alle, überhaupt schlafe.