«Das ist nicht glaubwürdig»: Viel Tempo und klare Fronten bei St.Galler TVO-Nationalratsdebatte

In der TVO-Debatte zu den Wahlen diskutierten vier bisherige Nationalräte – in der Klimafrage zeitweise hitzig.

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Von links: Barbara Gysi (SP), Nicolo Paganini (CVP), Tagblatt-Chefredaktor Stefan Schmid (Moderation), Marcel Dobler (FDP), Lukas Reimann (SVP).Bild: Ralph Ribi

Von links: Barbara Gysi (SP), Nicolo Paganini (CVP), Tagblatt-Chefredaktor Stefan Schmid (Moderation), Marcel Dobler (FDP), Lukas Reimann (SVP).Bild: Ralph Ribi

(al) Backstage war die Stimmung unter den vier Kontrahenten des gestrigen TVO-Podiums zu den Nationalratswahlen blendend. Nicolo Paganini (CVP) bat darum, mit seinem Handy einige Bilder für seinen Twitter-Account zu schiessen. Sie zeigen ihn mit seinen Gesprächs­partnern Marcel Dobler (FDP), Barbara Gysi (SP) und Lukas Reimann (SVP) auf schweren, schwarzen Ledersofas.

Wenige Minuten später versprühten die vier Nationalratskandidaten (alles Bisherige) auch in der TV-Debatte Optimismus. So waren alle Exponenten voller Zuversicht, dass ihre Parteien die bisherigen Sitze mindestens werden halten ­können. Auch Paganini von der CVP, die seit 20 Jahren keinen nationalen Wahlerfolg verbuchen konnte.

«Wir haben drei gute Kandidaten – und ausserdem Beni Würth als Zugpferd», so Paganini auf die Frage von Moderator Stefan Schmid, weshalb es dieses Mal besser laufen solle. Auch Lukas Reimann gab sich überzeugt, dass seine Partei ihre fünf Sitze halten werde – obwohl heuer der Klimawandel im Zentrum der öffentlichen Debatte steht – und nicht die Zuwanderung wie vor vier Jahren.

Ist die FDP in der Klimafrage glaubwürdig?

Apropos Klima. Marcel Dobler, der gleichzeitig für den Ständerat kandidiert, machte sich für das «gemeinsame Finden sinnvoller Lösungen» beim Klimawandel stark. Radikale Ansätze lehne die FDP ab. Barbara Gysi erinnerte Dobler daran, dass die FDP im Dezember mit der Verwässerung des CO2-Gesetzes im Nationalrat eine sinnvolle Lösung verhindert habe. Jetzt tue der Freisinn so, als habe er die Klimapolitik erfunden.

«Das ist nicht glaubwürdig.»

Als dann die Rechtfertigung Doblers und eine weitere Spezifizierung ­Gysis den Geräuschpegel im TVO-Studio kurz in die Höhe jagten, schlichtete Nicolo Paganini in bester CVP-Manier. Er glaube an Doblers hehre Absichten, hoffe aber, dass die FDP auch nach den Wahlen zu ihren Versprechen im Klimabereich stehe. Eine Abgabe auf CO2 oder Flugtickets müsse auch weh tun – sonst nütze sie nichts. Lukas Reimann bezeichnete neue Steuern als den falschen Weg, um dem Klimawandel zu begegnen.

«Der Wertewandel in der Gesellschaft ist da.»

Klare Positionen – wenig Überraschung

Die inhaltlichen Fronten verliefen gestern oft klar. So unterstrichen die drei bürgerlichen Kandidaten die Notwendigkeit neuer Kampfjets für die Schweizer Armee; Barbara Gysi machte stattdessen eine verstärkte militärische Zusammenarbeit mit den Nachbarstaaten beliebt. Paganini, Dobler und Reimann plädierten in der Rentenfrage für «Gleichberechtigung».

Sie wollen das Frauenrentenalter auf 65 erhöhen und jenem der Männer angleichen. Gysi hielt dagegen. «Frauen leisten noch immer den grössten Teil nicht bezahlter Arbeit.» Deshalb komme eine Angleichung aus Sicht der SP nicht in Frage. Die Diskussion im TVO-Studio verlief in hohem Tempo. Die Statements waren in der Regel oft knapp und pointiert, die Parteilinie überschritten die Kandidaten hingegen kaum.

Nur Lukas Reimann distanzierte sich – wenn auch zaghaft – vom in Herrliberg entworfenen SVP-­Plakat mit dem wurmstichigen Apfel. Er fände es nicht gut, wenn man seine Mitstreiter schlecht darstelle, so Reimann. Und in diesem Sinne verlief die Debatte der vier St.Galler Nationalratskandidaten fair.

Die Sendung zum Nachschauen: