Im Juni entscheidet die Liechtensteiner Regierung, wer das erste Casino im Land betreiben darf. Während ein Bewerber zum Casino ein Kleinhotel führen möchte, sieht der andere ein Grosshotel vor. Die Liechtensteiner Hotellerie ist verärgert.
Vaduz. Vor den Sommerferien wird die Landesregierung darüber entscheiden, wer die begehrte Konzession für das Casino Liechtenstein erhält. Fristgerecht haben die Casino Admiral AG, die zur Novomatic-Gruppe gehört, und die Casino Vaduzerhof AG, bei der auch die Casinos Austria an Bord sind, ihr Gesuch eingereicht.
Einer der Anwärter ist der Liechtensteiner Unternehmer Wolfgang Egger. Er beabsichtigt seit Jahren, auf dem Areal des Vaduzer Hofs ein Hotel mit integriertem Casino zu bauen. Die Investitionssumme für seine Baupläne schätzt der Schwiegersohn eines grossen Treuhänders auf mehr als 60 Millionen Franken.
«Vollständig durch inländische Geldgeber finanziert», wie Egger betonte. Er will mit seinem Projekt Kongress- und Reisetouristen nach Vaduz holen, die ihren Aufenthalt am Roulettetisch abrunden möchten. In Anbetracht der starken Konzentration an Spielbanken zwischen Bad Ragaz und Bodensee hält Egger einen Bruttospielertrag von 20 Millionen Franken im Jahr für realistisch. Das wäre rund die Hälfte der Einnahmen der Casinos in Pfäffikon, Bregenz oder St. Gallen oder sechs Millionen weniger als das Casino von Bad Ragaz. Im Gegensatz zu seinem Mitstreiter will Egger im Zentrum von Vaduz die Spielbank mit einem 115-Zimmer-Hotel realisieren. «In Liechtenstein mangelt es an grossen Hotels, die in der Lage sind, einen grossen Bus an einem Ort unterzubringen.»
Sein Casinohotel sieht er als ideale Ergänzung zur bisherigen Hotelinfrastruktur, die geprägt ist von vielen kleinen, teils schlecht belegten Gasthäusern. Genau das ist dem Hotel- und Gastronomieverband ein Dorn im Auge. Es sei absurd, in einem kleinen Land, wo in 30 Hotels mit 1000 Betten die jährliche Bettenauslastung unter 30 Prozent liege, ein Grosshotel zu realisieren, das dank Casino unter anderen Bedingungen arbeiten könne. Verbandspräsident Hubertus Real befürchtet deshalb, dass der Vaduzer Hof durch das Casino quersubventioniert werde.
Die Konkurrenz spricht von Wettbewerbsverzerrung und verweist auf Las Vegas, wo Touristen zu Billigpreisen in Hotels und Restaurants gelockt würden, um so Kundschaft für die Casinos zu generieren. «In den letzten Jahren sind alle Anstrengungen, in Vaduz ein grosses Hotel zu realisieren, gescheitert», so Real. Alle Ketten hätten schnell realisiert, dass ein solches nicht rentieren könne.
Egger hingegen ist überzeugt, dass das Land ein grösseres Hotel im oberen Preissegment nötig hat. Von Quersubventionierung will er nichts wissen: «Das sind zwei verschiedene Gesellschaften und Betriebe. Aber das Casino wird helfen, Gäste ins Hotel zu bringen.» Eines ist aber auch für Egger klar: Falls er die Casinolizenz nicht erhält, wird es auch den Vaduzer Hof als Hotel nicht geben.