Rücktritt
«Turnen findet heute nicht nur in Turnhallen statt»: Wie der Appenzellische Turnverband sich unter dem scheidenden Präsidenten entwickelt hat

Heute endet die Zeit von Bruno Eisenhut als Präsident des Appenzellischen Turnverbandes. Der ehemalige Schwinger hat bei den Turnern in den vergangenen sechs Jahren einiges bewegt.

Mea McGhee
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Bruno Eisenhut an der Delegiertenversammlung des Appenzellischen Turnverbandes im Jahr 2018.

Bruno Eisenhut an der Delegiertenversammlung des Appenzellischen Turnverbandes im Jahr 2018.

Lorenz Reifler

Mit der heutigen Delegiertenversammlung in Speicher hätte Bruno Eisenhuts Amtszeit als Präsident des Appenzellischen Turnverbandes ATV geendet. Die Delegierten hätten ihn nach sechs Jahren an der Verbandsspitze wohl mit viel Applaus verabschiedet.

Nachfolger online gewählt

Aufgrund der Corona­pandemie geht Eisenhuts Ära nun in viel kleinerem Rahmen zu Ende: Der Verbandsvorstand trifft sich heute im «Bären» Hundwil, um die Abstimmungsergebnisse bekanntzugeben. Drei Tage hatten die Delegierten der Vereine Zeit, online über die Traktanden zu befinden – und Wahlen vorzunehmen.

Nebst dem Präsidium galt es, das Ressort Leistungssport neu zu besetzen. Vorgesehen ist, dass Eisenhut im Beisein von Bildungsdirektor Alfred Stricker das Präsidium an Christian Giger vom TV Bühler übergibt. Als Nachfolgerin von Sandra Vetsch-Bischofberger stand Larissa Müller vom TV Waldstatt zur Wahl.

Zeitgemässe Strukturen geschaffen

«Die Veränderung der Strukturen anzupacken, war der richtige Entscheid», nennt Bruno Eisenhut das wohl herausforderndste, aber auch gewichtigste Projekt, das in seine Amtszeit fiel. Im Zuge der Umstrukturierung kam man weg von der Gliederung der Angebote und Ressorts nach Altersstufe hin zur Aufteilung in Breiten- und Leistungssport. Um der Ausbildung mehr Gewicht zu verleihen, wurde ein eigenes Ressort geschaffen. 2017 wurde eine Geschäftsstelle eingerichtet, welche die administrativen Belange des mitgliederstärksten Verbandes im Appenzellerland erledigt. Eisenhut sagt:

«Der Vorstand erhielt dadurch mehr Kapazitäten für die strategische Ausrichtung.»

Auch kleinere Projekte wurden realisiert, etwa ein Yoga­angebot. Nach zweijähriger Pilotphase wird es jedoch beendet, da es nicht wunschgemäss selbsttragend geworden sei. «Turnen findet heute nicht nur in Turnhallen statt», ist er dennoch überzeugt, dass die Turnerfamilie auch offen für neue Angebote ist.

Während seiner Amtszeit stieg die Anzahl ATV-Mitglieder von rund 6000 auf gut 7000 an. Einerseits kamen bei der Integration des Behindertensportes Plussport rund 200 Mitglieder hinzu, andererseits verzeichnen die Vereine einen «erfreulichen» Zuwachs, insbesondere in der Jugi und in den Mädchenriegen – und die Mitgliederzahl in den Aktiv- und Damenriegen blieb stabil. Eisenhut erklärt die Zunahme mit dem attraktiven Angebot seitens der Vereine. Die ATV-Nacht nennt er als Anlass, der während seines Präsidiums eingeführt worden ist. «Sie gibt den vielen starken Vereinen des Verbandes eine Bühne, um sich zu präsentieren», erklärt er die Idee des Events, der einen hohen Glamourfaktor aufweist.

Politisches Engagement ist eine Option

Bruno Eisenhut, von Haus aus Schwinger, ist «passives Aktivmitglied» des TV Herisau. Im Rahmen von «Präsident on Tour» besuchte er im vergangenen Jahr rund die Hälfte aller 60 Vereine des ATV und machte eine Turnstunde mit. «Hierbei entstanden wertvolle Kontakte zur Basis», sagt der scheidende Präsident. Grosse Freude bereiteten ihm die Jugendanlässe, «dabei durfte ich die Begeisterung der Kinder erleben». «Ich kann mir gut vorstellen, mich weiter für den Sport und für die Jugend zu engagieren», sagt Bruno Eisenhut. Auch ein politisches Amt ist für den Schwellbrunner denkbar. Künftig wird er im Team mitarbeiten, das die «Turnkost» herausgibt. Die Zeitschrift soll ab 2021 mehr Magazincharakter aufweisen.

«Der ATV ist so vielfältig wie gross», sagt Bruno Eisenhut. Er vereint unter seinem Dach den Dorfverein, in dem Geselligkeit einen ebenso hohen Stellenwert hat, wie das Turnen, aber auch spezialisierte Riegen wie etwa das Geräteturnen in Rehetobel, Faustball in Walzenhausen oder ein Fachzentrum für Leichtathletik in Teufen. Die Strategie des Verbandes lautet denn auch: Der Spitzensport wird unterstützt, der Breitensport gefördert. Dies geschehe mit finanziellen Beiträgen für Stützpunkttrainings oder für Athleten, auf Stufe Breitensport durch eigene Angebote, etwa die Durchführung eines Jugendlagers im Sommer. Als «praxisnächste Weiterbildung» bezeichnet Eisenhut das Amt, das er heute abgibt. Seinem Nachfolger wünscht er: «Dass er die gleiche Freude erleben darf.»