Am Samstag wurde die Zwinglipasshütte eingeweiht. Alphornklänge, Schelleglüt und Bergsteigermusik sorgten für Stimmung. Pfarrerin Esther Schiess aus Ebnat-Kappel und Pastoralassistentin Katrin Blome aus Gähwil segneten die umgebaute Berghütte.
Gut gelaunt, jedoch mit einigen Schweisstropfen im Gesicht, haben die Zwinglipass-Sherpas bis kurz vor Mittag das Material von der Chreialp hinauf auf die Hütte getragen. Nachdem alle Personen bei und rund um die Hütte ein Platz zum Sitzen gefunden haben, eröffneten die Mühlrütner Brüder Hollenstein das bevorstehende Fest mit Schelleglüt. Anschliessend spielte die Artilleriemusik Kirchberg, die kurzerhand zu einer Bergsteigermusik umbenannt wurde, Musikstücke.
Nach der musikalischen Begrüssung übernahm Hüttenwart Hans Egli aus Gähwil das Wort und informierte die Gäste mit ein paar Zahlen über die «Hötteträgettä». «Gleich gibt es Mittagessen, dasselbe Menu wie bei der Einweihung der Zwinglihütte vor 49 Jahren. Spatz.» Ein legendäres Menu der Schweizer Armee. Nach dem Mittagessen und einer Alphorneinlage der Gebrüder Hollenstein übernahm SAC-Toggenburg-Präsident Hanspeter Kalt aus Bütschwil das Wort. Er berichtete über die Geschichte der Zwinglihütte und warum an diesem Tag wieder eine Einweihung gefeiert wird.
Die «Hötteträgettä» ist Tradition und ein fester Termin im Kalender des SAC Toggenburg. Immer am letzten Samstag im Juni finden sich Mitglieder und Freunde der Zwinglipasshütte in Wildhaus ein. Vorgestern war es wieder soweit. Es war die 48. «Hötteträgettä». Die Verantwortlichen setzten sich für dieses Jahr das Ziel, 200 Personen dafür zu gewinnen. Mit 203 Personen wurde dieses Ziel erreicht. In den vergangenen Jahren waren es jeweils rund 120 Personen.
Von der Alp Tesel in Wildhaus wird das Material – dieses Jahr sechs Tonnen – am Morgen per Transportbahn hinauf auf die Chreialp gefahren. Dort übernehmen die Träger das, was so alles auf einer Hütte benötigt wird: Getränke, Lebensmittel, Putzmittel, WC-Papier und vieles mehr. Dazu kamen noch 800 Kilogramm Holz, welches letztes Jahr wegen der Bauarbeiten keinen Platz mehr auf der Hütte fand. Dieses wurde in einer Alphütte auf der Chreialp zwischengelagert.
Während Stunden sind die Zwinglipass-Sherpas teilweise mit Leergut hinunter und mit vollen Holztraggestellen wieder hinauf gestiegen, einige mehrmals. Ein Träger hat die 200 Höhenmeter von der Chreialp hinauf zur Zwinglihütte acht Mal absolviert und das jedes Mal mit mehr als 20 Kilo auf dem Rücken. (csu)
Auslöser für Bauarbeiten an der seit 1969 bestehenden Zwinglihütte waren die geänderten Bedürfnisse der Gäste und der Betreiber. 2015 erteilten die Mitglieder des SAC Toggenburg grünes Licht für die Ausarbeitung eines Projektes. Im Februar 2017 sprachen die Mitglieder den Baukredit von rund 1,3 Millionen Franken. Die Bauherrschaft sowie der Architekt Peter Büchel aus Weinfelden mussten sorgfältig planen, denn das Gebiet auf dem Zwinglipass gehört zum Bundesinventar der schützenswerten Landschaften. Daher war es für die Planung wichtig, dass sich der Anbau in die Landschaft integriert. Architekt Büchel ist selber Berggänger und erfahren in alpinen Bauten.
Für die Materialisierung wurden Natursteinwände, handgespaltene Schindeln und beim Anbau Blechdächer gewählt. Im Juni 2017 war Baubeginn, einen Monat später als geplant. Während der ganzen Bauphase waren fünf bis zehn Bauarbeiter am Bau beschäftigt. Nordseitig wurde ein Hausteil angebaut. In diesem ist ein neuer Winterraum erstellt worden. Somit kann die Hütte zu jeder Jahreszeit besucht werden.
Neben einem neuen, grösseren Eingangsbereich wurden auch die innenliegenden Sanitäranlagen neu errichtet. Es wurden wasserlose Toiletten eingebaut. Solchen Anlagen sind speziell für die Nutzung im Hochgebirge entwickelt. Zu den Bedürfnissen der heutigen Gäste gehören auch kleinere Zimmer. Die Anzahl der Schlafplätze wurde von 35 auf 42 erhöht. Neue Schlafräume wurden auch oberhalb des Winterraumes erstellt.
Für den Hüttenwart und sein Team gibt es neu separate Räumlichkeiten. Im bestehenden Teil sind nur minimale Anpassungen vorgenommen worden. Die Küche ist praktischer eingeteilt und der Gästeraum heller und freundlicher. Kurz vor Bauende, am 2. September, brach ein Brand im Winterraum aus. Rund 30 Angehörige der Feuerwehr Wildhaus, Samariter und Löschmaterial wurden von zwei Helikoptern auf den Zwinglipass geflogen. Der Brand konnte gelöscht werden und der Schaden hielt sich in Grenzen. Am 16. November 2017 war es dann so weit, der Anbau war fertig und die Optimierungen an der bestehenden Zwinglihütte abgeschlossen.
Just zu dem Zeitpunkt als sich Pfarrerin Esther Schiess aus Ebnat-Kappel und Pastoralassistentin Katrin Blome aus Gähwil für die Weihung und Segnung bereitstellten, zogen dunkle Wolken am Schafberg und am Altmann auf. Wobei die Sonne mit ein paar Strahlen durch die Wolkendecke die Zwinglipasshütte erhellte. Es entstand eine spezielle Stimmung. «Ich habe geweihtes Wasser mitgebracht. Wasser ist ein Symbol des Lebens.» Mit diesen Worten eröffnete Katrin Blome die Segnung der Zwinglipasshütte. Esther Schiess übernahm das Wort und sagte, dass es in der reformierten Kirche keine Segnungen gibt. «Die Katholiken sind darin Weltmeister», sagte sie schmunzelnd. «Wobei im Toggenburg viele Häuser einen Haussegen haben.»
Esther Schiess und Katrin Blome einigten sich auf einen Spruch und überreichen dem Hüttenwart ein Holzstück, auf dem ein Haussegen geschrieben ist: Weile in der Deinen Mitte, Vater, in der Kinder Kreis! Bringe Frieden jeder Hütte, Segen jedem sauren Schweiss. Andächtig und ehrfürchtig hörten die Gäste den weiteren Worten von Esther Schiess und Katrin Blome zu. Anschliessend segnete die Pastoralassistentin das Innere der Zwinglihütte mit dem geweihten Wasser. Als Ministrant half Hüttenwart Hans Egli aus. Die Zukunft auf der Zwinglipasshütte kann kommen.