Zugucken beim Hinhören lautet das Motto, wenn im Lichtensteiger Rathaus für Kultur Gäste aus Basel sind

Am Freitag wird in Lichtensteig das Hörspiel «Hörrausch ... im Sandmeer» aufgeführt.

Sascha Erni
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Daniel Steiner, Faten Alabbas und Anina Jendreyko (von links) bringen den Hörrausch nach Lichtensteig. (Bild: Henry Balaszeskul, Premiere an der BuchBasel vom 8.11.2019)

Daniel Steiner, Faten Alabbas und Anina Jendreyko (von links) bringen den Hörrausch nach Lichtensteig. (Bild: Henry Balaszeskul, Premiere an der BuchBasel vom 8.11.2019)

«Der Verein der Flaneure» aus Basel ist am Freitag, 22. November, 20 Uhr, zu Gast im Rathaus für Kultur in Lichtensteig. Mit dabei haben die Theaterschaffenden das Hörspiel «Hörrausch … im Sandmeer», das sie live aufführen werden. Als Szenerie dient die algerische Wüste des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Sprachcollage und Original-Dokumente

Es geht um Isabelle Eberhardt. 1877 in Genf geboren und bereits 1904 verstorben, verbrachte Eberhardt ihre letzten Lebensjahre im Maghreb. «Nicht als Touristin, sie ist nicht einfach so durchs damalige Algerien gereist», weiss Maja Bagat vom «Verein der Flaneure».

Die Dramaturgin und Regisseurin ist von Isabelle Eberhardt fasziniert. Sie sei eine Abenteurerin gewesen, machte sich in Männerkleidung auf ihre Reisen, sprach sieben Sprachen fliessend. In ihren Tagebucheinträgen und Briefen reflektierte sie Themen wie Feminismus, Kolonialismus und Spiritualität. «Als ich in einem Artikel von Isabelle las, dachte ich mir, wow, spannende Frau! Also machte ich mich an die Recherche», erzählt Bagat. Das Ergebnis ist das Live-Hörspiel «Hörrausch … im Sandmeer», das am 22. November im Rathaus für Kultur Station macht – und den Verein der Flaneure selbst in ein kleines Abenteuer stürzt.

Auf der Basis von Original-Dokumenten

Fast wäre es nicht zu diesem Hörspiel gekommen, erinnert sich Bagat. Denn während der Recherche merkte sie, dass die Volksbühne Basel gerade ein Theaterstück um Isabelle Eberhardt auf die Bretter bringen würde. «Also habe ich Anina Jendreyko, die das Stück inszenierte, angerufen und gesagt: Wir haben ein Problem, wir wollen denselben Stoff behandeln.» Sie hätten dann schnell gemerkt, dass sich die zwei Projekte nicht konkurrieren. Anders als die Volksbühne wollte Bagat ihr Hörspiel auf der Basis von Original-Dokumenten bearbeiten, nicht als fiktives Stück. «Spontan habe ich dann Anina gefragt: Möchtest Du nicht in meinem Hörspiel die Isabelle lesen?» Jendreyko sagte zu, was sich als sehr wertvoll herausgestellt habe.

Denn so sei eine Person ins Team gekommen, die sich sehr gut mit Isabelle Eberhardt auskennt. Für «… im Sandmeer» sitzt Anina Jendreyko zusammen mit der irakischen Autorin Faten Alabbas auf der Bühne. Bagat wollte im Stück zeigen, wie sprachgewandt Eberhardt war. Faten Alabbas habe sich als perfekte Besetzung herausgestellt, da sie sehr exakt mit Sprache arbeite. Das Hörspiel spielt dann auch damit; neben Deutsch wird Französisch und Hocharabisch gesprochen.

Es wird mit Collagen gearbeitet, die Sprachen überlagern sich. An den bisherigen Aufführungen ist das laut Bagat beim Publikum gut angekommen. «Manche sagten, sie hätten zwar keine Ahnung von Arabisch, aber es klang so schön», sagt die Regisseurin und schmunzelt.

Hörspiel als Gegenpol zu Streaming-Diensten

Vervollständigt wird der Hörrausch von Musiker Daniel Steiner, der die Aufführungen live mit Geräuschen und Songs atmosphärisch erweitert. Der Livegedanke liege ihr als Theatermacherin sehr am Herzen, erklärt Bagat. «Es ist auch ein Gegenpol zu Entwicklungen wie zum Beispiel Netflix, einer Flut von abertausenden Serien, die megaschnell veröffentlicht werden.» Das Nahe, Unmittelbare eines Liveerlebnisses sei aus Sicht des Vereins der Flaneure schützens- und förderungswert.

Die Ostschweiz ist für den Verein Neuland

Gegründet wurde der Verein 2014 von Maja Bagat und der Regisseurin und Theaterpädagogin Anouk Gyssler. Der erste «Hörrausch» entstand 2016 und fand grossen Anklang, besonders in der Heimat des Vereins, in Basel. Auch dieses Jahr war die Basler Premiere ausverkauft. Die Ostschweiz jedoch ist Neuland für den Verein. «Es wird also auch für uns ein bisschen abenteuerlich werden», sagt Bagat.

Aufführung am Freitag

«Hörrausch … im Sandmeer». Rathaus für Kultur, Lichtensteig, 22. November, 20.00 Uhr.

Tickets zu gewinnen

Für die Vorstellung von «Hörrausch ... im Sandmeer» von Freitag, 22. November, Rathaus für Kultur in Lichtensteig, Beginn um 20 Uhr, verlost das «Toggenburger Tagblatt» zwei Tickets. Wer gewinnen möchte, ruft morgen Freitag, 22. November, von 10 bis 10.15 Uhr, auf der Redaktion des «Toggenburger Tagblatts» in Wattwil an. Telefon 071 987 38 01. Die Tickets für die Gewinner werden an der Abendkasse hinterlegt. (red)