Vom blockierten Lift zur Band Lyft

Obwohl das Städtli durch seine Jazztage bekannt geworden ist, gibt es im Ort wenig Jazz zu hören. Das Trio Lyft hielt dem ein mitreissendes Konzert entgegen.

Michael Hug
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Lyft spielte am Freitagabend ein mitreissendes Konzert im Bahnhof: Mario Castelberg, Janic Haller und Joel Benz (von links). (Bild: Michael Hug)

Lyft spielte am Freitagabend ein mitreissendes Konzert im Bahnhof: Mario Castelberg, Janic Haller und Joel Benz (von links). (Bild: Michael Hug)

Ist Lyft etwas Nordisches aus Grönland? Ein Inuit-Name vielleicht? Nein, ein Schweizer Trio, eins mit Lichtensteiger Beteiligung. Was Lyft bedeutet, nämlich nichts Konkretes, erklärte Bandleader Mario Castelberg im Laufe des Abends. Vorerst aber war Jazz angesagt. Junger, zeitgenössischer Jazz aus den Köpfen und Fingern dreier Newcomer der Szene.

Mario Castelberg aus Heiden, Joel Benz aus Sachseln und der in Lichtensteig aufgewachsene Janic Haller sind Studenten der Jazzschule der Hochschule Luzern. Dort haben sie sich auch kennengelernt und vor zwei Jahren das Trio Lyft gegründet. Benz ist Bassist, Haller Schlagzeuger und Castelberg Gitarrist sowie Komponist und Kreativinstanz der Band.

Erste Werksammlung ist noch ganz frisch

Erst vor zehn Tagen hat das Trio ihre erste Werksammlung herausgebracht. Die Produktion der CD «Traveller» mit neun Songs wurde auch von Kultur Toggenburg finanziell unterstützt. Zum Dank sozusagen kam Lyft deshalb ins Toggenburg um dieses Konzert zu spielen, und zwar in der ehemaligen Schalterhalle des Lichtensteigers Bahnhofs, der ebenfalls von Kultur Toggenburg finanziert wird. Von dessen Vorstand, nebenbei bemerkt, am Freitag niemand im Publikum war.

Dabei erwies sich, dass dieser Raum, in dem 60 Zuschauende bequem Platz haben, akustisch sehr geeignet ist für Konzerte dieser unplugged-Art. Den Gig, so Castelberg, hätten sie selbst auf die Beine gestellt, auch aus dem Grund, um nicht Veranstalter zu suchen, und noch dazu, weil die ganze Gage, beziehungsweise Kollekte, an sie geht. Castelberg: «Wir können spielen was wir wollen und nicht, was gewünscht wird.» So wie unlängst geschehen in einem Hotel in Österreich, wo zwar die Gage definiert war, aber auch die Wünsche des Veranstalters.

Trotzdem ein Publikum mit Erwartungen

Natürlich hatte auch das Publikum – darunter Bekannte, Anverwandte, Freunde und ehemalige Lehrer von Janic Haller – am Freitagabend Erwartungen an Lyft. Doch so ganz sicher wusste man nicht, was da auf sie zukommen würde. Enttäuschte gab es dennoch keine. Lyft überraschte mit eingängigem, frischem, modernen, balladigem Jazz. Gespielt von Leuten, die ihr Handwerk minutiös erlernt haben. Da der Bassist Benz, der den Dingen den nötigen Groove verlieh, dort der kreative Schlagzeuger Haller, der die Kadenz vorgab.

Und schliesslich dieser gefühlvolle, recht melancholisch eingestellte Gitarrist Castelberg, der alle Songs geschrieben und komponiert hat. Manche davon auf seinen Reisen, zum Beispiel nach Island, das zudem die Inspiration zum Bandnamen gab: «Wir sind mal alle drei in einem Lift steckengeblieben. Da überfiel mich der Gedanke, «Lift» als Bandname zu nehmen, aber als Begriff, wie er in Island ausgesprochen wird, als «Lyftu» nämlich. Das «u» fiel dann irgendwie weg und so heissen wir jetzt Lyft.» Das Konzert hat gezeigt, was Lyft kann. Den Dreien steht noch eine grosse Karriere in ihrem Genre bevor – wenn sie in einem Jahr ihren Master of Arts in Music gemacht haben.