Viel «Gschiss» um die neue Miss Toggenburg 2018

17 Missen, die an ihren Gemeindeviehschauen von Wildhaus bis Kirchberg während der vergangenen vier Wochen zur Schönsten gekürt wurden, buhlten am Samstag in der Markthalle in Wattwil um den Titel «Miss Toggenburg».

Franz Steiner
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Die ganze Familie freut sich, dass Zalome aus dem Stall von Willi Schafflützel zur «Miss Toggenburg» 2018 gekürt wurde. (Bild: Franz Steiner)

Die ganze Familie freut sich, dass Zalome aus dem Stall von Willi Schafflützel zur «Miss Toggenburg» 2018 gekürt wurde. (Bild: Franz Steiner)

Zum grossen Finale der Viehschausaison 2018 kam es zur prestigeträchtigen Krönung der «Miss Toggenburg». Und um halb drei Uhr war die Spannung zum Greifen, als Schauexperte Matthias Süess, Andwil, aus all den Gemeinde-Missen sechs Kandidatinnen für den Showdown im Ring zurückbehielt und aus diesen wenig später die Podestplätze verteilte.

Mit rhythmischem Klatschen animierte er das Publikum zum Showdown. Er klatschte gleich die Siegerin ab – und eine Faust reckte sich in die Höhe. Es war Jungbauer Patrick, der an der hervorragend organisierten Herbstschau mit der knapp fünfjährigen Kuh Zalome, eine Utino-Tochter, seine Familie Schafflützel vom Aemelsberg mit Stolz erfüllte. Die Emotionen gingen bei der versammelten Familie verdientermassen hoch. Nebst einem super Euter, überzeugte Experte Süess die «Miss Nesslau» auch die Stärke ihrer Brust und ihr exzellenter Rahmen. Um Nuancen besser war sie der zweitplatzierten Sereina, einer Geier-Tochter, aus dem Stall von Peter Frei, Wildhaus. Der dritte Podestplatz ging mit Gordula, einer Jessis-Joe-Tochter, an die Familie Item aus Necker.

«Miss Original Braunvieh» wurde wie 2017 Vroni aus dem Stall von Franz Aebli, Mogelsberg, im Bild mit Gattin Iris und Mia (2 Jahre). (Bild: Franz Steiner)

«Miss Original Braunvieh» wurde wie 2017 Vroni aus dem Stall von Franz Aebli, Mogelsberg, im Bild mit Gattin Iris und Mia (2 Jahre). (Bild: Franz Steiner)

Süess und Roman Schirmer, Goldingen, hatten keine leichte Aufgabe, aus leistungsstarken und milchbetonten Kühen die besten auszuzeichnen. «Miss Original Braunvieh» verteidigt ihren Titel Ebenso gross war die Aufmerksamkeit beim zweitletzten Wettbewerb des Tages, der Miss-Wahl der OB-Kühe. Wie schon im letzten Jahr hiess die Siegerin Vroni, eine Vento-Tochter, aus dem Stall von Franz Aebli, Mogelsberg. Die Titelverteidigerin verwies Hanna von Christian Huser, Alt St.Johann, und Hester von Ueli Maute, Dietschwil, auf die weiteren Plätze. «Es ist alles da, was Rang und Namen hat», brachte es Speaker Reto Grünenfelder auf den Punkt.

Bereits zum Schaubeginn um 9.45 Uhr stieg die Spannung merklich an. Der «Laufsteg» im Viereck inmitten der Markthalle gehörte fortan den Kühen, und sie schienen die Aufmerksamkeit unter den wachsamen Augen von rund 500 Schaulustigen zu geniessen. Die leicht verständlichen Erklärungen der Experten zeigten den Besuchern auf, welche Kriterien für eine erfolgreiche Nachzucht entscheidend sind. Am eindrücklichsten wusste dies beim ersten Wettbewerb, der Rangierung der 1.-Laktation-Kühe, Palma (Vater: Blooming-ET) umzusetzen. Sie setzte sich gegen 19 Konkurrentinnen durch.

In der Folge wechselten sich im Ring OB- und Brown-Swiss-Kühe in verschiedenen Laktationen ab. Nesslau siegt im Vereinscup Ein weiterer Höhepunkt galt der Kategorie Schöneuter jüngere. Von den acht im Ring stehenden Kühen waren gleich vier Gemeinde-Missen vertreten. Zur Überraschung machte Perla, eine Salomon-Tochter und eine Nicht-Miss aus dem Stall von Florian Künzle, Wattwil, das Rennen. Sieger bei den 19 angetretenen Viehzuchtvereinen wurde Nesslau (11 Rangpunkte), vor Mosnang-Libingen (15) und Heiterswil (23).

«Miss Gitzi Toggenburg» wurde Reina mit Besitzer Ueli Rutz von der Laad-Nesslau. (Bild: Franz Steiner)

«Miss Gitzi Toggenburg» wurde Reina mit Besitzer Ueli Rutz von der Laad-Nesslau. (Bild: Franz Steiner)

Auch die schönste Ziege kommt aus Nesslau

Auch 28 Toggenburger Ziegen gaben sich ein Stelldichein. Die Bewertung nahm hier Hansueli Buff, Stein AR, vor. Aus den beiden Abteilungen wurde die elf Monate alte Reina zur Schönsten auserkoren; diese ist im Besitz von Ueli Rutz von der Laad-Nesslau.

Es wurden alle Kniffs und Tricks angewendet, um die Tiere vor den Experten und dem Publikum im besten Licht zu präsentieren. Hanspeter Bollhalder vom Viehzuchtverein Alt St. Johann beispielsweise war gerade daran, mit Babyöl das Euter einzureiben und der vierbeinigen Schönheit eine letztes Facelifting zu verpassen. Vor dem Schaulaufen wurde den Kühen mit diversen Sprays zu mehr Glanz verholfen. Man gab jedem Detail die nötige Aufmerksamkeit und zeigte so auch, wie sehr den Besitzern Tradition und Brauchtum am Herzen liegen. Denn jedes Jahr gibt es Veränderungen in der Landwirtschaft, der Weiterbestand einer Viehschau ist darum nicht hoch genug zu werten.

Hinweis

Die komplette Rangliste ist unter www.braunvieh-sg.ch zu finden.

Andreas Wittenwiler, Schaupräsident der Herbstschau in Wattwil. (Bild: Franz Steiner)

Andreas Wittenwiler, Schaupräsident der Herbstschau in Wattwil. (Bild: Franz Steiner)

«Das Braunvieh ist gut aufgestellt»

Mit Andreas Wittenwiler vom Bühl-Nesslau präsidierte ein erfahrener Mann die 14. Herbstschau in der Markthalle Wattwil. Bereits zum siebten Mal lag die Verantwortung als Schaupräsident in seinen Händen. Ausserdem ist der 49-Jährige auch Präsident des St. Galler Braunviehzuchtverbands und Experte. Er bewirtschaftet drei Alpen und hat nebst 35 bis 40 Milchkühen zwischen 50 und 60 Stück Jungvieh auf seinem 42 Hektaren grossen Betrieb.

Andreas Wittenwiler, wie sind Sie mit dem Ablauf der Herbstschau zufrieden?

Dank der guten Vorbereitung – am Freitag waren schon zwölf Helfer im Einsatz – hat alles tipptopp geklappt. Wir haben die Viehzuchtvereine angehalten, eher etwas früher zu kommen. Auch während der Schau standen wir nie unter Druck und konnten den Zeitplan gut einhalten.

In der Abstimmung vom 25. November geht es auch um das Thema «hornlose Kühe». Halter von Kühen mit Hörnern möchten mit dieser Hornkuh-Initiative finanziell unterstützt werden. Ihre Meinung dazu?

Das ist ein schlechter Ansatz, denn wenn Beiträge gesprochen werden sollten, dann wird es in anderen Bereichen wieder zu Abstrichen führen. Heute sind drei von vier Kühen hornlos, auch meine sind ohne diesen «Kopfschmuck». Jene Bauern, die diese Initiative unterstützen, sollen doch die Freude an Hornkühen teilen, auch ohne Geld.

Braunvieh steht für Langlebigkeit. Das Toggenburg bekennt sich zur Zucht dieser Tiere. Wie ist Ihr Eindruck?

Natürlich müssen wir am Ball bleiben, denn die Verdrängung von anderen Rassenkühen ist ein Thema, sie stossen immer mehr auf den Markt. Braune Aufzuchttiere sind nun mal im Vergleich zu anderen Rassen teurer. Ich freue mich sehr, dass unser Tal eine rassentreue Gegend ist. Das Braunvieh ist im Kanton St. Gallen gut aufgestellt.