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Die Bergbahnen Wildhaus AG steht finanziell solide da und ist mit dem Bau der neuen Familienbahn daran, den geplanten Ausbauschritt zu realisieren. An der schriftlich durchgeführten Generalversammlung können sich die Aktionäre dazu äussern, ob nochmals ein gemeinsames Ticket im Obertoggenburg angestrebt werden soll.
Die Reaktionen auf den Wegfall des gemeinsamen Skitickets im Obertoggenburg fielen heftig aus. Nicht wenige Wintersportler aus der Region sprachen von einem Boykott. Mit diesem Wissen waren die Geschäftsleitung und der Verwaltungsrat der Bergbahnen Wildhaus AG gespannt auf die Zahlen des Winters 2019/2020.
An einer Medieninformation im Vorfeld der Generalversammlung, die in diesem Jahr schriftlich durchgeführt wird, traten der Verwaltungsratspräsident Jack Rhyner und der Geschäftsleiter Urs Gantenbein zufrieden auf. «Wir haben extrem gebibbert», gab Gantenbein zu. «Aber letztlich resultierte doch noch eine schwarze Null.»
Der Verkauf der Abos im Herbst sei überraschend gut gestartet, sagt Urs Gantenbein. Im Toggenburg sei der Saisonstart eher spät im Dezember erfolgt. Hier sei ihnen die Kooperation mit dem Skigebiet Grüsch Danusa entgegen gekommen. Einige Besitzer unserer Saisonkarten und die Nachwuchsfahrer des SSC Toggenburg hätten dort schon Anfang Dezember Skifahren können, erzählt Urs Gantenbein.
Über die Weihnachtstage sind die Verhältnisse in Wildhaus gut gewesen. «Noch im Januar haben wir damit gerechnet, dass wir uns im Bereich der früheren Jahre bewegen», sagt Urs Gantenbein.
In den ersten Februartagen sind dann Winterstürme übers Skigebiet gefegt. Der stärkste, der Orkan Sabine, warf sechs Tannen um, die die Bergstation des Skilifts Oberdorf zerstörten.
Mit drei Skiliften konnte man zwar einen Ersatz schaffen, der Schaden war aber gross. «Dies, zusammen mit einer längeren Schlechtwetterphase, traf uns direkt in der Hauptsaison», sagt Gantenbein weiter. Nach zwei guten Wochen im März kam dann das abrupte Ende.
«Unsere Saison war am 13. März um 22.30 Uhr fertig, als die Bahnanlagen in Folge von Covid-19 schliessen mussten.»
Urs Gantenbein bedauert dies, denn so fehlten dem Betrieb drei Wochenenden mit sehr gutem Skiwetter, wie sich gezeigt hat. «Wir haben dadurch rund eine halbe Million Franken verloren», bilanziert er.
Es sei der Unternehmung aber gelungen, die Kosten im Griff zu behalten. Unter dem Strich ist der Betriebsertrag um rund 15 Prozent unter dem üblichen Rahmen geblieben. Eine interne Analyse mache deutlich, dass ein Drittel davon auf den schlechten Februar zurückzuführen sei, ein Drittel auf den verfrühten Saisonschluss und ein Drittel auf das fehlende gemeinsame Ticket, sagt Urs Gantenbein.
«Wir schliessen aus diesen Zahlen, dass die klassischen Parameter wie Schnee und schönes Wetter wichtiger sind als ein gemeinsames Ticket.»
Etwas mehr als zehn Prozent des Betriebsertrags hat die Bergbahnen Wildhaus AG in den Sommermonaten erwirtschaftet. Dies sei leicht unter dem Vorjahresergebnis, sagt Urs Gantenbein. Für die Bergbahnen Wildhaus AG wird das Sommergeschäft dennoch immer wichtiger.
Man verzichte aber bewusst auf den Ausbau von Attraktionen, sondern konzentriere sich auf die Stärke und die sei bei den Angeboten für Familien im Winter. Das beweise der Bau der Familienbahn im Oberdorf, der in diesem Sommer realisiert wird.
Dafür, sowie für damit verbundene Pistenkorrekturen und Anpassungen bei der Beschneiungsanlage, investiert das Bergbahnunternehmen 12,2 Millionen Franken. Die Finanzierung sei im vergangenen Herbst gesichert gewesen, sagt Verwaltungsratspräsident Jack Rhyner. Dies unter anderem dank der gelungenen Erhöhung des Aktienkapitals.
«Wir wollen die Gunst der Stunde nutzen und möchten eine weitere Erhöhung um eine Million Franken erreichen», sagt er weiter. Davon seien bereits 250'000 Franken gesichert. Jack Rhyner ist zuversichtlich, dass der angestrebte Betrag bis im Herbst 2021 gesichert ist.
Zum einen könne die Publikumsgesellschaft durch ein grösseres Aktionariat noch breiter abgestützt werden. Zum anderen habe man zusätzliches Eigenkapital, das weitere Investitionen ermöglicht.
Mit der Familienbahn beschreitet die Bergbahnen Wildhaus AG nicht nur neue Wege bezüglich des Einsteigekomforts, weil sich die Höhe der Sessel an die Grösse des Fahrgastes anpasst. «Wir verkaufen die Lehne der Sesseli als Werbefläche», sagt Jack Rhyner. «Das hat vor uns noch keine Bahn gemacht.»
Bereits seien die Verträge über fünf Jahre für 40 Sesseli abgeschlossen. Jack Rhyner ist überzeugt, dass für die restlichen 14 Sitze ebenfalls noch Werbepartner gefunden werden.
Wie Jack Rhyner weiter ausführt, nimmt die Bergbahnunternehmung die schriftlich durchgeführte Generalversammlung zum Anlass, um die Aktionäre über die Notwendigkeit eines gemeinsamen Tickets zu befragen.
«Wenn viele von ihnen ein gemeinsames Ticket wünschen, gibt das uns die Kraft, um mit der Toggenburg Bergbahnen AG neu zu verhandeln.»
Jack Rhyner stellt klar, dass für ihn und seinen Verwaltungsrat das gemeinsame Ticket nicht vom Tisch sei. Er ist überzeugt, dass die Zeit eines gemeinsamen Tickets wieder kommt. Er betont aber, dass der Entscheid nicht von der Bergbahnen Wildhaus AG alleine abhängt.
Schliesslich befinden die Aktionäre über zwei Wechsel im Verwaltungsrat. Der Wildhauser Birger Stump scheidet nach 30 Jahren aus dem Gremium aus. An seine Stelle soll Esther Friedli gewählt werden.
Man habe sie als Gastronomin angefragt und komme dem Ruf nach einer Frau im Verwaltungsrat nach, erklärt Jack Rhyner. Dass er aber auch um ihre Kontakte in der Politik weiss, verhehlt er nicht.
Der Grabser Walter Eggenberger tritt nicht mehr zur Wiederwahl in den Verwaltungsrat an. An seine Stelle soll Armin Rohner aus Altstätten gewählt werden.