Obwohl er keinen Kader-Status besitzt, startet Marco Fischbacher am Europacup-Rennen in Skandinavien.
«Das war’s. Zumindest international», dachten im April nicht nur sportinteressierte Toggenburger, als Skirennfahrer Marco Fischbacher aus Unterwasser von Swiss-Ski ausgemustert und in den Ostschweizer Regionalverband (OSSV) zurückgestuft wurde. «Ob ich weitermache oder nicht hing bis zuletzt an einem dünnen Faden», erzählt das Alpin-Talent.
«Ohne Unterstützung wäre das Risiko auch finanziell zu gross gewesen, eine weitere Saison mit ungewissem Ausgang anzuhängen.»
Und nun bereitet sich der Abgeschriebene in Schweden mit dem B-Kader (unter anderem Reto Schmidiger, Elia Zurbriggen, Sandro Simonet) auf die beiden Europacup-Riesenslaloms vom 2. und 3. Dezember im norwegischen Trysil vor. «Ich kann es selbst kaum glauben, was in den letzten Tagen abgelaufen ist. Als C-Kader-Mitglied war es für mich immer ein Ziel, mich für die Rennen in Skandinavien zu qualifizieren. Geschafft habe ich es nie. Jetzt ohne Kaderstatus bin ich dabei. Eine verrückte Geschichte», freut und wundert sich der 22-jährige Alpine aus dem SSC Toggenburg.
Den perfekten Saisonstart ausgelöst haben zwei FIS-Riesenslaloms in Zinal im Wallis. Am ersten Tag wurde Marco Fischbacher hinter Klubkollege Josua Mettler und Livio Simonet Dritter, die Revanche 24 Stunden später entschied der Aussenseiter mit seinem Sieg im FIS-Rennen für sich (Mettler wurde siebter). «Für den Skandinavien-Trip stand dem C-Kader ein Platz zur Verfügung. Ich hätte trotz der beiden Podestplatz-Klassierungen nie gedacht, dass ich selektioniert und dadurch den C-Kader-Leuten vorgezogen würde.»
Ein Grund für den Aufschwung war der Skiwechsel. Neu carvt der ehemalige Davoser Sportschüler auf mit der Marke Stöckli durch die Tore. Dass sich die Schweizer Firma für eine Zusammenarbeit mit einem möglicherweise ewigen Talent entschied, erstaunte. «In einzelnen Läufen vermochte ich anzudeuten, was ich kann. Dies dürfte für mich gesprochen haben», vermutet Fischbacher. An der Elite-Riesenslalom-Schweizer Meisterschaft (13.) realisierte er im zweiten Durchgang die zweitbeste Zeit. Ausgiebige Tests mit dem neuen Material gab es nicht.
«Aber es passte von Beginn weg. Ich fühlte mich sofort wohl und der Support ist sensationell. Mit dem Marken-Wechsel habe ich wohl alles richtig gemacht.»
«Obwohl es sich derzeit», ist sich der Marcel Hirscher-Bewunderer bewusst, «um eine Momentaufnahme handelt und wir erst anfangs Winter stehen.» Ein weiterer Meilenstein auf dem Alleingang zurück war die Zusage, im nationalen Leistungszentrum Davos trainieren zu können. Dazu fand er in der Firma Optrel mit Sitz in Wattwil einen Kopfsponsor. «Irgendwie öffneten sich plötzlich einige Türen. Mir wurde dadurch klar, dass es sich lohnt, nicht aufzugeben, weiterzukämpfen. Die überraschend gekommene Skandinavien-Reise sehe ich als ersten Lohn dafür. Ich war noch nie in Schweden und Norwegen. Die Eindrücke sind unbeschreiblich.»
Sportlich macht sich Fischbacher keine Illusionen. Ein Spitzenplatz liegt ausser Reichweite. Am Europacup werden auch Weltcup-Athleten am Start sein. «Sollte ich im Schweizer Team unter den B-Kader-Leuten nicht abfallen, wäre dies bereits ein Erfolg. Unabhängig davon kann ich den Rest der Saison ruhig angehen. Ich habe bereits zwei positive Resultate vorzuweisen. Diese nehmen auch gegenüber den Sponsoren und Ausrüstern Druck weg», betont der gute Kollege des sechsfachen Juniorenweltmeisters Marco Odermatt.
Der bereits medial gefeierte Nidwaldner Weltcup-Zweite und Dritte Odermatt war dem einige Monate älteren Fischbacher immer einen Schritt voraus. Dass der erfolgreichere Marco in der elften Saison von der Schweizer Firma Stöckli ausgerüstet wird, war für den andern Marco kein Nachteil auf der Suche nach einem neuen Ski-Ausrüster. Der Traum des Europacup-Fahrers wäre, irgendwann wieder mit seinem Weggefährten im gleichen Team zu starten. So wie früher beim Nachwuchs oder im C-Kader.