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Die 25-jährige Adriana Forrer spielt Fussball beim FC Bütschwil, ist im Winter aber genauso gerne als Skilehrerin tätig.
Die Frage, was zuerst war, die Ski oder der Ball, kann sie nicht schlüssig beantworten. «Ich habe mit beidem früh angefangen», sagt die 25-jährige Adriana Forrer, die, wenn sie nicht mit den Frauen des FC Bütschwil auf Punktejagd geht oder als Skilehrerin tätig ist, in ihrem angestammten Beruf als Bäcker-Konditorin arbeitet.
Das macht Adriana Forrer bei der Bäckerei Allenspach in Dussnang. Mit ihrem Freund wohnt sie in Neu St.Johann. Aufgewachsen ist sie in Oberwangen.
«Ob sie denn alles unter einen Hut kriege?», lautet die nächste Frage. Die Antwort fällt ziemlich klar aus:
«Ich brauche den Sport als Abwechslung zu meinem Arbeitsalltag und kann mich auf einen verständnisvollen Chef verlassen, der mir den nötigen Freiraum gibt.»
Der Freiraum sah in den letzten vier Jahren so aus, dass sie sich jeweils im Winter während viereinhalb Monaten nach Arosa verabschiedete und als Skilehrerin tätig war. Als Kinderskilehrerin begonnen, hat sie sich stets weitergebildet und darf sich nach bestandener Prüfung im Oktober nun eidgenössisch diplomierte Schneesportlehrerin nennen. «Der Abschluss ist nicht nur eidgenössisch, sondern auch vom Internationalen Skilehrerverband anerkannt, womit ich in der Schweiz sowie im Ausland als Skilehrerin tätig sein könnte», sagt Adriana Forrer, die sowohl auf dem Fussballplatz als auch auf der Skipiste bisher vor grösseren Verletzungen verschont blieb, mit einer berechtigten Portion Stolz.
Allerdings hat sie vorerst nicht vor, in die Ferne zu schweifen. Sogar Arosa kann ihre Dienste vorläufig nur temporär in Anspruch nehmen.
«Ich habe für den kommenden Winter nur noch für die Hochsaison im Februar zugesagt, ansonsten bleibe ich im Unterland.»
Zusammen mit Karin Leeser, ihrer ehemaligen Juniorentrainerin beim FC Dussnang, übernimmt sie die Skischulleitung beim Skilift Oberwangen. Mit diesem Engagement möchte sie gleichzeitig etwas zurückgeben. «Der Skilift Oberwangen ist vor Jahren eine Partnerschaft mit Arosa eingegangen. Dies hat es mir ermöglicht, meine Grundausbildung in Arosa zu absolvieren und danach weiterhin dort tätig zu sein.»
Stichwort FC Dussnang: Dort hat sie in der Fussballschule zu kicken begonnen. Ihr Trainer war Vater Urs. Somit wären es ihre Eltern, welche die Eingangsfrage, was vorher war, der Ball oder die Ski, besser beantworten könnten.
Als Adriana 15 war und Dussnang zu jener Zeit kein Frauenteam mehr hatte, wechselte sie zum FC Kirchberg. Dort erlebte sie die Blütezeit in der Nationalliga B, musste aber auch mit ansehen, wie die Mannschaft nach dem Abstieg zurückgezogen wurde und in der 3. Liga einen Neubeginn startete. Fortan verstärkte Adriana Forrer die Reihen der Gemeinschaft Neckertal-Bütschwil und hier erlebte sie jene Momente, die sie als sportliche Höhepunkte bezeichnet. «Wir sind in der Saison 2015/16 in die 1. Liga aufgestiegen und sind zudem dreimal Ostschweizer Cupsieger geworden. «Beim letzten Mal gehörte ich aber nicht zum Kader, weil ich kurz vorher noch auf den Skiern stand», sagt sie mit einem Lachen.
Was schätzt die jetzige Innenverteidigerin, die in der Offensive begann und mangels Alternativen in Kirchberg sogar zwischen den Pfosten stand, am Fussball, das beim Skifahren eher weniger zum Ausdruck kommt? «Als Skilehrerin bist zu häufig auf dich allein gestellt, beim Fussball musst du den Teamgedanken hochhalten. Mir gefällt beides.»
Beim Fussball hat sie auch ihre zwei besten Kolleginnen kennen gelernt. Samira Heeb kennt sie aus den Zeiten beim FC Kirchberg, mit ihr spielt sie heute noch beim FC Bütschwil. Ronya Böni, ebenso einstige Kirchberger Teamkollegin, hingegen ist zum FC St.Gallen weitergezogen. Adriana Forrer hält mit der «Spielerin des Jahres» 2019 weiterhin Kontakt und besucht auch vereinzelt Spiele in der Nationalliga A.
Super findet sie, dass es mit dem Frauenfussball in den vergangenen Jahren stetig aufwärtsgegangen ist. «Via soziale Medien bin ich durchaus an dem interessiert, was unsere Nationalspielerinnen bei ihren Engagements im Ausland machen.»
Ob das Thema Profifussballerin nie ein Thema bei ihr war? «Nicht wirklich. Ich spiele zwar leidenschaftlich gerne Fussball, habe aber schnell gemerkt, dass das Talent für Höheres nicht wirklich vorhanden ist.»