In diesem Jahr begann die 40-tägige Fastenzeit am 22. Februar und endete am 6. April. Warum die Zeit der Entbehrungen allein schwierig zu bewältigen ist.
Vor ein paar Jahren hat mir eine ehemalige Arbeitskollegin erzählt, dass sie zu denjenigen gehört, die von Aschermittwoch bis Ostern während 40 Tagen fasten.
Im Gespräch hat sie mich dann dazu animiert, es ihr gleichzutun. «Was du kannst, kann ich auch», waren meine Gedanken. Zu meinem Erstaunen überstand ich damals die Fastenzeit ohne Süsses und Alkohol ziemlich problemlos. Hilfreich war sicherlich, dass wir uns gegenseitig anspornten und unterstützten – und in meiner Erinnerung war auch eine Wette im Spiel, die nicht eingelöst werden musste, weil wir beide bis zum Ende durchhielten.
Meine einstige Arbeitskollegin ist mittlerweile zweifache Mutter und arbeitet nicht mehr bei dieser Zeitung. Dies wird mir unter anderem dann in Erinnerung gerufen, wenn die Fastenzeit wieder einmal vor der Türe steht. Sie schreibt mir jeweils aufmunternde Worte: «Nicht vergessen, es geht bald wieder los.» Mehr oder weniger halbherzig schreibe ich ihr zurück: «Ich weiss.»
Die Vorsätze werden zwar nicht weniger, die Umsetzung aber schwieriger. Mehrmals habe ich in den letzten Jahren den Versuch gestartet, während 40 Tagen enthaltsam zu leben. Im ersten Jahr habe ich es vielleicht bis zur Halbzeit geschafft, im Jahr darauf genehmigte ich mir bereits nach wenigen Tagen sogenannte «Ausnahmen». Und irgendwann habe ich die Vorsätze ganz über den Haufen geworfen.
Seither beschränken sich meine Begegnungen mit mir und meiner Waage auf ein absolutes Minimum. Ich möchte sie nicht verärgern. Das wird mir gerade jetzt wieder schmerzlich bewusst. Die Fastenzeit ist seit ein paar Tagen vorbei und ich konnte einmal mehr nicht lückenlos durchsetzen, was ich mir auch dieses Jahr am Aschermittwoch vorgenommen habe.
Was ziehe ich daraus für Erkenntnisse? Es ist leichter, etwas gemeinsam umzusetzen. Allein ist es viel schwieriger, sich an Vorsätze zu halten. Mein Geist ist dafür einfach zu schwach, der Körper hingegen legt immer mehr zu. Eine Hoffnung bleibt für die Zukunft: Vielleicht findet sich jemand bei uns im Büro, der sich im kommenden Jahr für das Fasten begeistern lässt. Ich habe noch gut zehn Monate Zeit, jemanden – und mich selbst – zu überzeugen.