Schwingen
Martin Kurmann: «Als Präsident eines anderen Verbandes würde es mir Bauchweh bereiten, wenn ich sehe, wie gut die St.Galler Schwinger zurzeit unterwegs sind»

Die eigenen Schwinger bereiten Martin Kurmann, Präsident des St.Galler Schwingerverbandes, zurzeit viel Freude. Vor dem Nordostschweizer Schwingfest (NOS) vom nächsten Sonntag in Balterswil äussert er sich zu deren Chancen auf den Sieg.

Beat Lanzendorfer
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Nöldi Forrer, hier beim St.Galler Kantonalen in Wil, hat sich in dieser Saison eindrücklich zurückgemeldet und überrascht nicht nur die Schwingexperten.

Nöldi Forrer, hier beim St.Galler Kantonalen in Wil, hat sich in dieser Saison eindrücklich zurückgemeldet und überrascht nicht nur die Schwingexperten.

Bild: Benjamin Manser

Es gab Zeiten, da standen die St.Galler Schwinger bei der Vergabe des Festsieges und bei der Verteilung der Kränze häufig im Abseits. Negativer Höhepunkt war im Jahr 2016, als gerade einmal 13 einheimische Schwinger beim eigenen Kantonalen das Eichenlaub aufs Haupt gesetzt bekamen und mit Beat Clopath ein Bündner mit dem Siegermuni die Heimreise antrat.

Mit sechs Festsiegen seit 2012 konnte Daniel Bösch die Ehre der St.Galler zwar halbwegs retten, nach dessen Rücktritt im April 2020 drohte aber die grosse Leere. Zwei Jahre später scheint über dem St.Galler Schwingerhimmel wieder die Sonne.

Kantonalpräsident Martin Kurmann verfällt im Vorfeld des Nordostschweizer Schwingfestes (NOS) vom kommenden Sonntag in Balterswil zwar nicht in Euphorie, eine gewisse Zufriedenheit ist im Gespräch mit ihm aber durchaus rauszuhören.

St.Galler stellen eine starke Mannschaft

Der Käsermeister aus Gähwil sagt: «Der bisherige Saisonverlauf hat es gezeigt, Samuel Giger und Armon Orlik sind zurzeit am besten im Strumpf.» Der eine ein Thurgauer, der andere ein Bündner. Dieses Duo dürfte auch beim NOS in Balterswil ganz vorne zu finden sein.

Werner Schlegel, der zurzeit beste St.Galler, sei aber ebenfalls in Form und habe dies mit drei Schlussgangteilnahmen, wobei es beim eigenen Kantonalen in Wil zum Sieg reichte, bereits bewiesen. Bei Damian Ott zeige die Formkurve nach einem eher verhaltenen Saisonstart nach oben. Und zu beachten gelte es auch Marcel Räbsamen, dem zwar ein Festsieg in seiner noch jungen Karriere fehle, der aber immer konstant an der Spitze mitschwinge.

Für den 47-jährigen Kurmann, der in seiner Aktivkarriere 19 Kränze holte, darunter jenen auf dem Brünig, stehen aber nicht nur die Leistungen der Spitzenschwinger im Vordergrund. Er sagt:

Martin Kurmann, Präsident des St.Galler Schwingerverbandes.

Martin Kurmann, Präsident des St.Galler Schwingerverbandes.

Bild: Beat Lanzendorfer
«Für mich als Präsident des St.Galler Verbandes ist das Mannschaftsergebnis genauso wichtig.»

Anzahl Kränze und das Auftreten der Mannschaft hätten für ihn den gleichen Stellenwert. Und weiter: «Nach dem Kantonalen von Ende Mai in Wil bleibt mir die Erkenntnis, wir haben eine gute und dazu noch eine sehr junge Truppe.»

Nöldi Forrer überrascht sogar den Präsidenten

Von den 21 Schwingern, die sich den Kranz holten, seien nur zwei 30-jährig oder etwas darüber. Der Rest 22 oder jünger. «Im Durchschnitt stellen die St.Galler die jüngste Mannschaft im Verbandsgebiet der Nordostschweizer.» Nicht in dieses Schema passt allerdings der 43-jährige Nöldi Forrer, von dem sich Kurmann angetan zeigt.

«Ich bin sehr positiv überrascht. Das, was er am Glarner und am St.Galler Kantonalen gezeigt hat, hätte ich ihm nicht mehr zugetraut. Umso mehr freut es mich für ihn. Es wäre schön, wenn er verletzungsfrei bleibt und die Marke von 150 Kränzen erreichen kann.»

NOS-Kranzgewinner fahren nach Pratteln

Dem Nordostschweizer Schwingfest kommt im Jahr des Eidgenössischen in Pratteln eine erhöhte Bedeutung zu. Der Kranzgewinn ist gleichbedeutend mit der Qualifikation für den Saisonhöhepunkt am letzten Augustwochenende. Die Hürden sind hoch: Von den 158 Schwingern treten am Abend nur etwa 25 vor die Ehrendamen.

Kurmann hofft, dass seine St.Galler ein grosses Stück des Kuchens für sich beanspruchen. «Wir haben eine starke Mannschaft, das gibt mir für das Verbandsfest viel Zuversicht.» Der Kantonalpräsident ist sich bewusst, dass es Rückschläge geben kann. «Die Jungen müssen immer mal wieder Lehrgeld zahlen und wichtig ist auch, vor schweren Verletzungen verschont zu bleiben.»

Der Gähwiler, der seit sechs Jahren dem kantonalen Verband vorsteht, denkt langfristig. «Wenn es den von uns erhofften Verlauf nimmt, stellen wir in drei Jahren, wenn das Eidgenössische in Mollis und auf unserem Verbandsgebiet stattfindet, eine überdurchschnittlich gute Mannschaft.»

Vorerst gilt das Augenmerk aber der laufenden Saison und in der wünscht sich Kurmann, dass etwa 30 Prozent der 65 NOS-Schwinger, die für das Eidgenössische selektioniert werden, aus dem Kanton St.Gallen kommen. Und ganz unbescheiden sagt er am Ende des Gesprächs mit einem Augenzwinkern: «Als Präsident eines anderen Verbandes würde es mir Bauchweh bereiten, wenn ich sehe, wie gut die St.Galler Schwinger zurzeit unterwegs sind.»