Serie
Das Jahr 2018 im Rückblick – September: Schwere Vorwürfe im Spitalstreit

Das Spital Wattwil werde gezielt schlechtgeredet, fand der Förderverein Regionalspital Toggenburg, nachdem der Verwaltungsrat schlechte Halbjahreszahlen präsentierte und das Bauprojekt auf Eis legte.

Ruben Schönenberger
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Der Neubau (links im Bild) wurde als Grund für das schlechte Halbjahresergebnis herangezogen. (Bild: Martin Knoepfel)

Der Neubau (links im Bild) wurde als Grund für das schlechte Halbjahresergebnis herangezogen. (Bild: Martin Knoepfel)

Seit Ende Mai beherrschte die Zukunft des Spitals Wattwil die öffentliche Diskussion immer wieder. Damals hatte der Verwaltungsrat der St. Galler Spitalverbunde ein Grobkonzept präsentiert, das zum Wegfall des stationären Angebots in Wattwil führen könnte.

In das ohnehin schon lodernde Feuer goss der Verwaltungsrat mit der Präsentation der Halbjahrszahlen nach Ansicht vieler Spitalbefürworterinnen und -befürworter zusätzlich Öl. Dieser präsentierte für die Spitalregion Fürstenland Toggenburg (SRFT), zu der die Spitäler Wil und Wattwil gehören, ein massiv schlechteres Ergebnis als geplant. Bis Ende Jahr war ein Minus von 1,3 Millionen Franken budgetiert, bereits zur Jahreshälfte betrug dieses aber schon 4 Millionen Franken. Die neue Planung der Verantwortlichen ging von einem Minus von 5,5 Millionen Franken bis zum Jahresende aus.

Denkpause für die einen, Baustopp für die anderen

«Dramatisch» seien die Abmachungen, «drastische Einschnitte» seien nötig, hiess es vom Verwaltungsrat. Solche wurden dann auch aufgegleist. Von den vier Bauetappen am Standort Wattwil wurden die letzten beiden auf Eis gelegt. Als Denkpause wollte man das auf der einen Seite verstanden wissen, als Baustopp kam es auf der anderen Seite an. Zudem sei der Verwaltungsrat gar nicht befugt, eine solche Änderung am Projekt vorzunehmen. Alois Gunzenreiner, Wattwiler Gemeindepräsident und Präsident des Fördervereins Regionalspital Toggenburg forderte: «Demzufolge müsste die Regierung den Verwaltungsrat in seine Schranken weisen, der eindeutig seine Kompetenzen überschreitet.»

Ähnlich sah das der Rechtsanwalt Werner Ritter. Als Präsident des Vereins Pro Spital Rheintal ist er sowas wie Gunzenreiners Gegenstück und wegen der Diskussionen um den Standort Altstätten ähnlich betroffen. Der Verwaltungsrat trete demokratisch gefällte Entscheide mit Füssen, monierte er, und rekurrierte gegen die Entscheide ebendieses Verwaltungsrates. Er sah eine Irreführung der Bevölkerung, «indem er die Sistierungsbeschlüsse verniedlichend als Denkpausen bezeichnet».

Neubau als Grund für schlechtes Ergebnis

Den Verfechtern des Wattwiler Akutspitals stiess zudem sauer auf, dass der bereits realisierte Teil des Neubaus als einer der Gründe herangezogen wurde, warum es zum schlechteren Ergebnis gekommen sein soll. Gunzenreiner sagte dazu: «Man wählt einen Zeitpunkt für eine Momentaufnahme, der in die Strategie passt und kaschiert so die Fehlüberlegungen des Grobkonzepts. Das ist von langer Hand geplant.» Abschreibungen müssten aufwandseitig geltend gemacht werden, würden aber erst später die Einnahmen beeinflussen. Das sei logisch und nach einem 15-jährigen Baumoratorium sei das natürlich nicht wenig. Auch an anderen Standorten würde das noch passieren.

Sowieso werde das Spital Wattwil gezielt schlechtgeredet, fand Gunzenreiner im Interview mit dem «Toggenburger Tagblatt». Beim Kantonsspital sei ein budgetiertes 25-Millionen-Defizit wegen Einmaleffekten nur noch 6,6 Millionen Franken gross gewesen. Das sei immer noch höher als jenes der SRFT. «Zwischenzeitlich haben aber die Bauarbeiten am Kantonsspital begonnen und die Rechnung wird schon bald durch Abschreibungen belastet werden.» Gunzenreiner kam zum Schluss: «Der Verwaltungsrat will Wattwil offensichtlich von der Landkarte haben.»

Klar wurde im September nur eines: So schnell wird die Diskussion um die Zukunft des Spitals Wattwil kein Ende nehmen.

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