Aus vergangenen Zeiten – das «Toggenburger Tagblatt» veröffentlicht jede Woche Begebenheiten aus vergangenen Zeiten. Was ist vor 100, 50, 20 oder 10 Jahren im Toggenburg passiert?
12. Oktober: Toggenburg. Arbeitsbeschaffung. Wir stehen im Kernschatten der Wirtschaftskrise. Die entwerteten fremden Währungen sperren unserer Produktion den Weg ins Ausland. Umgekehrt erleichtern sie den fremden Waren den Eintritt in die Schweiz. Die Folgen dieser Verhältnisse sind Arbeitslosigkeit und mit ihr verbunden bittere Lebensnot. Um diese zu mildern darf kein Mittel unbenützt gelassen werden. Ein solches bildet die Veranstaltung der «Schweizerwoche», welche dieses Jahr zum fünftenmal wiederkehrt. Mehr als je ist heute Wohl und Wehe unserer Industrie und des gesamten Gewerbes vom Inlandabsatz abhängig geworden. Diesen mehren heisst der schweizerischen Produktion neue Arbeit zuführen, was gleichbedeutend ist mit einer Abnahme der Arbeitslosigkeit und einer Linderung der allgemeinen Not. Von diesen Gedanken geleitet wird während der Schweizerwoche jeder Bürger und jede Bürgerin des Landes der Stimme des Gewissens folgen, das da spricht: Kauft Schweizerware!
12. Oktober: Wattwil. Seit 8 Tagen gewährt unsere Ortschaft das Aussehen eines Garnisonstädtchens. In der Morgenfrühe ziehen die Truppen mit klingendem Spiel hinaus in der Richtung Steintal, wo dann über die Hügel der Laad gar bald luftiges Gewehrgeknatter verkündet, dass der Kampf im Gange ist. Die Ausbildung erstreckt sich hauptsächlich auf das Einüben eines neuen Kampfverfahrens im Rahmen der Kompagnie. Die Mitrailleure haben ihren Standort im Schochenebnet, allwo das Rattern der Maschinen-Gewehre bis weit in die Berge widerhallt. Am Abend kehren die Mannschaften wieder zurück und unser Strassenbild nimmt buntes, reges Leben an. Die Regimentsmusik, die auch tagsüber rege Tätigkeit entfaltet, arrangiert im Dorfzentrum Platzmusik, und erntet durch ihr flottes und schneidiges Spiel den Dank der zahlreichen Zuhörerschaft.
8. Oktober: Wattwil. Jetzt fliegt die Eule wirklich! Seit einigen Tagen verfügt die Heberlein & Co AG auf dem Thurgauer Flugplatz Lommis über ein Firmen-Flugzeug. Die fünfplätzige Maschine vom Typ CESSNA 310 TWIN wird es inskünftig ermöglichen, die zahlreichen Geschäftsreisen von HECO-Mitarbeitern zu koordinieren, zu verbilligen und auch zu verkürzen. Das Flugzeug soll besonders dann eingesetzt werden, wenn es darauf ankommt, gleichzeitig mehrere Personen rasch und sicher an wichtige Konferenzen, Besichtigungen, Ausstellungen usw. zu bringen. Daneben wird es auch dazu dienen, ausländische Kundschaft bequem und ohne grosse Zeitverluste ins Toggenburg zu fliegen. Ferner ist vorgesehen, die Maschine für eilige Maschinen- und Ersatzteiltransporte zu verwenden. Die einstweilen für einen zwölfmonatigen Versuch übernommene CESSNA 310 TWIN kann auf allen Gross- und Kleinflugplätzen mit einer minimalen Pistenlänge (auch Graspisten) von 800 m starten und landen. Das Einsatzgebiet umfasst den Raum Helsinki/Athen und Barcelona/Warschau. Der Apparat ist IFR-ausgerüstet, weshalb auch Blind-, Nacht- und Schlechtwetter-Flüge möglich sind. Die mittlere Reisegeschwindigkeit wird mit 340 km/h angegeben und die effektiven Kosten für eine Flugstunde betragen 340 Franken. Fürwahr: Eine aufgeschlossene und zukunftsweisende Investition der Heberlein & Co AG!
12. Oktober: Kirchberg. Offensive gegen Mitarbeiter-Mangel. Seit einigen Tagen ist in der Region Toggenburg eine Plakat-Kampagne eines der grössten Arbeitgeber Kirchbergs bemerkbar. Bisher war vom Pillenhersteller Swiss Caps wenig zu hören. Bis vor kurzem trat der Pillenhersteller Swiss Caps AG, Kirchberg, kaum an die Öffentlichkeit. Dies soll sich jetzt offensichtlich ändern. Mit einer regionalen Plakatkampagne will sich das Unternehmen, dessen Kundschaft sich hauptsächlich in den USA, Grossbritannien und Deutschland befindet, in seiner heimischen Gegend ins Gespräch bringen. Es geht dem Unternehmen dabei offenbar nicht um Werbung für seine Produkte, sondern um Werbung für Arbeitskräfte.
11. Oktober: Wildhaus-Alt St. Johann. Die starken Regenfälle am Montagmorgen haben die Thur und zahlreiche Seitenbäche anschwellen lassen. Sie traten an mehreren Orten in der Gemeinde Wildhaus-Alt St. Johann über die Ufer. Die Feuerwehr war an rund 30 Schadenplätzen im Einsatz. Wann der Regen eingesetzt hat, kann Jürg Walt, Feuerwehrkommandant von Wildhaus-Alt St. Johann, nicht sagen. Um 7.30 Uhr ging bei ihm ein Alarm ein: In der Landscheid war ein Hang ins Rutschen gekommen. Der Feuerwehr ist es gelungen, den Hang zu stabilisieren, so dass keine Gefahr mehr für die darunter durchführende Strasse zwischen Wildhaus und Gams bestanden hat.
12. Oktober: Bütschwil. Mit dem «Oferöhrli» gegen Steamer. Die Bütschwiler Bäuerin Priska Scherrer ist eine von sieben Frauen, die in der Sendung Landfrauenküche um die Wette kochen. Einen Steamer hat sie nicht, sie setzt auf ihr «Oferöhrli», einen alten Holzofen. Letzte Woche hat ein Team des Schweizer Fernsehens auf ihrem Hof gedreht.