Reportage
Im Alter von 22 und 23 Jahren setzen zwei Brüder in Ganterschwil alles auf das Wohlergehen der Tiere – ein Einblick in ihren neuen Schweinestall

Die Berufsschule in Herisau behandelt im Fach Deutsch das Thema Reportage. Dies nahmen vier junge Lernende im 2. Lehrjahr zum Anlass, zwei Brüdern in Ganterschwil, die einen Schweinestall gebaut haben, über die Schulter zu schauen. Dabei nehmen sie auch Bezug auf den immer stärker werdenden ökologischen und vegetarischen Trend.

Lara Keller, Jemina Keller, Karin Holderegger, Linda Rechsteiner
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Die vier Reporterinnen Linda Rechsteiner, Jemina Keller, Karin Holderegger und Lara Keller.

Die vier Reporterinnen Linda Rechsteiner, Jemina Keller, Karin Holderegger und Lara Keller.

Bild: PD

Es ist 18.05 Uhr. Das Grunzen der Schweine ist zu hören. Im Schweinestall beginnt die Abendkontrolle. «Die Hygienevorschriften werden im Schweinestall sehr hoch gehalten, deshalb müssen Besucherinnen und Besucher einen Schutzanzug tragen», erklärt Mario Kuhn die Kleiderordnung.

Er und sein Bruder Ivo haben den Schweinestall vor einem Jahr in Ganterschwil gebaut. Zusammen sind sie auf einem Bauernhof im Toggenburg aufgewachsen und verwirklichten ihren Traum eines neuen Schweinestalls im Alter von 22 und 23 Jahren. Von klein auf haben die beiden grosses Interesse an der Landwirtschaft. Die Arbeit mit Tieren gefällt ihnen. Daher absolvierten beide die dreijährige Landwirtschaftslehre.

Ivo und Mario Kuhn, Besitzer des Schweinestalls in Ganterschwil.

Ivo und Mario Kuhn, Besitzer des Schweinestalls in Ganterschwil.

Bild: Karin Holderegger

Das Tierwohl liegt den Brüdern am Herzen

Im Stall sind zahlreiche Buchten zu sehen. Mario Kuhn öffnet den Deckel einer Bucht. Ivo Kuhn sagt: «Die Schweine brauchen während der Geburt absolute Ruhe, dafür eignen sich die Abferkelbuchten ideal.» In den Buchten befinden sich 13 kleine Ferkel, die ungefähr zwei Fäuste gross sind. Einige von ihnen schlafen, andere spielen mit dem Stroh.

Sobald die Ferkel vier Wochen alt sind, werden sie auf grössere Buchten verteilt. Dabei treffen sie auf ihre neuen Spielgefährten aus anderen Würfen. Nach etwa elf Wochen verkaufen die Brüder Kuhn die Schweine an nahe gelegene Mastbetriebe.

Im Jahr 2022 starteten die Kuhns das Projekt des neuen Stalls. «Im alten Stall konnten wir unser gewolltes Tierwohl nicht mehr einhalten, was der Hauptgrund für den Neubau war», erklärt Mario Kuhn. Man habe bemerkt, dass sich die Tiere nicht mehr wohl fühlen. Die Tiere waren öfters krank und auch das Arbeiten habe keinen Spass mehr gemacht.

Trinkende Ferkel, die wenige Tage alt sind.

Trinkende Ferkel, die wenige Tage alt sind.

Bild: Karin Holderegger

Während am Abend ein kürzerer Kontrollgang gemacht wird, werden am Morgen Tröge und Buchten gereinigt, Schweine verladen und transportiert. Es ist eine Tätigkeit, welche die Brüder besonders gerne erledigen. «Es macht uns stolz zu sehen, wie die Schweine gesund und zufrieden unseren Hof verlassen. Besonders schön ist es, dass die Tiere in der Region bleiben und somit einen kurzen Transport vor sich haben, wodurch Stress für die Tiere vermieden werden kann», sagt Mario Kuhn.

Ein ökologischer Schweinestall

Durch die aktuell tiefen Schweinepreise stellt sich die Frage, ob sich der Neubau für die Brüder überhaupt gelohnt hat. «Die Schweinepreise variieren wöchentlich», erklärt Mario Kuhn. Dies sei ganz anders als bei Kühen oder anderen Tieren. Die Rechnung, ob sich der Stallbau auszahlt, müsse man über mehrere Jahre hinaus machen.

Stalleinrichtung mit den grünen Buchten und der automatischen Futterzufuhr.

Stalleinrichtung mit den grünen Buchten und der automatischen Futterzufuhr.

Bild: Karin Holderegger

Die Menschheit wandle sich. Der Trend zu vegetarischer oder veganer Ernährung nehme zu. Zudem möchte man mehr zur Umwelt beitragen. «Dies macht mir überhaupt keine Angst», sagt Ivo Kuhn. Die Brüder geben alles, um dem Tierwohl und der Umwelt gerecht zu werden, und blicken deshalb zuversichtlich in die Zukunft.

«Schweine sind Allesfresser», so Mario Kuhn. Dadurch können Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie verwertet werden. Auf dem Dach des Schweinestalls sind Solaranlagen installiert. Mehr als die Hälfte des benötigten Stroms kann darüber bezogen werden. Zudem ist die gesamte Stalleinrichtung recycelt und wieder recycelbar. Ein weiterer Pluspunkt ist die Kot-Harn-Trennung. Durch Hinzufügen von Bakterien zum Harn entsteht ein Gartendünger, welcher für Pflanzen verwendet wird. Dadurch gelangt der Stickstoff nicht in die Atmosphäre.

Mutterschwein während der Zeit ohne Ferkel.

Mutterschwein während der Zeit ohne Ferkel.

Bild: Karin Holderegger

Um 19.40 Uhr beenden die Brüder den Rundgang. Sie werfen einen letzten Blick in die Schlafboxen der Schweine, wobei nur deren Rüssel herausschauen, und löschen die Lichter.

Dies ist ein Gastbeitrag, die Autorinnen besuchen die Berufsschule in Herisau