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Es scheint eine Geschichte ohne Ende. Oder doch nicht? Ende Mai möchte der Schulrat der Primarschule Hemberg beim Gemeinderat ein überarbeitetes Baugesuch für die neue Mehrzweckhalle einreichen. Dies, nachdem das Projekt lange durch Einsprachen blockiert worden war und immer noch ist.
Die Planungen für eine neue Mehrzweckhalle beim Schulhaus Dreieggli in Hemberg begannen Anfang des Jahres 2016. «Die Gründe, warum man sich damals für einen Neubau entschieden hatte, waren einerseits die stetig steigenden Kosten für den Unterhalt. Andererseits entspricht die heutige Halle nicht mehr den Anforderungen des Kantons, was die Grösse der Halle betrifft. Das heisst, für gewisse im Lehrplan vorgesehene Elemente des Turnunterrichts ist die Turnhalle schlicht zu klein», sagt der Projektverantwortliche Schulrat der Primarschule Hemberg, Werner Frei. Des Weiteren würde eine komplette Sanierung des Gebäudes nur unwesentlich weniger kosten als ein Neubau und zudem das grundlegende Problem der Hallengrösse nicht lösen.
Die Kosten für den Neubau wurden mit rund fünf Millionen Franken veranschlagt – ein Betrag, der für eine kleine Gemeinde wie Hemberg nicht unerheblich ist. Um die Kosten dennoch in einem erträglichen Rahmen zu halten, wurde nach Rücksprache mit den örtlichen Vereinen und anderen Interessengruppen bei der Planung beispielsweise auf den Einbau einer komplett ausgestatteten Küche verzichtet. Lediglich das Warmhalten oder Aufwärmen von Speisen war vorgesehen.
Im November 2016 schliesslich stimmte die Hemberger Bevölkerung an einer ausserordentlichen Bürgerversammlung mit grosser Mehrheit dem Projekt zu und genehmigte den Kredit in der Höhe von 5'013'200 Franken für den Neubau.
Doch schon bald trübte sich Aufbruchsstimmung, denn von einem Anwohner wurde eine Einsprache gegen das Projekt eingereicht. Der Hemberger Gemeindepräsident Christian Gertsch sagt im Sommer 2017:
«Wenn diese Einsprache bis vors Bundesgericht weitergezogen wird, werden wir das Urteil in vielleicht vier bis fünf Jahren haben. Wie sich bis dahin die finanzielle Situation der Gemeinde entwickelt hat, wissen wir nicht.»
Deshalb habe der Gemeinde- gemeinsam mit dem Schulrat entschieden, nach einer anderen Lösung zu suchen, die den finanziellen Möglichkeiten der Gemeinde Hemberg auch in schlechteren Zeiten gerecht werde.
Am 20. September 2017 stellte der Gemeinderat an einer ausserordentlichen Bürgerversammlung einen Rückkommensantrag für die Aufhebung des zuvor erteilten Kredits. Zugleich beantragte er aber einen neuen Kredit für die Ausarbeitung eines alternativen Projekts, das zwei anstelle von fünf Millionen kosten würde.
Dieses Projekt sah von einem Neubau ab, hatte aber den zentralen Inhalt, die Halle zu vergrössern, was auf Kosten des Aussensportplatzes gegangen wäre. «Denn an der Situation, dass die Halle nicht den kantonalen Anforderungen entspricht, hat sich auch mit Einspruch nichts geändert», sagte die damalige Schulratspräsidentin Elsbeth Roth.
Die Hemberger Bevölkerung hatte jedoch kein Gehör für das Anliegen des Schulrats und konnte dem neuen Projekt nichts abgewinnen. Mit ebenso grosser Mehrheit, wie sich damals für den Kredit ausgesprochen hatte, entschied sie sich daher für die Weiterführung des Bauprojekts – ungeachtet der Einsprache. Denn sie stellte den Nutzen und die Notwendigkeit für die Gesamtbevölkerung vor die Interessen eines Einzelnen.
Dennoch sagt Werner Frei:
«Die Beschwerde ist hängig und auf die muss eingegangen werden, soll das Projekt zum Erfolg geführt werden.»
Konkret beziehe sich die Beschwerde auf die mögliche Lärmbelästigung, wenn bei Anlässen einfach die Fenster zu Belüftung der Halle geöffnet werden. Tatsächlich habe eine in extern in Auftrag gegebene Messung ergeben, dass die erlaubten Lärmwerte bei offenen Fenstern überschritten werden. «Aufgrund dieses Gutachtens, welches Ende 2020 vorlag, haben wir uns entschieden, eine Vollbelüftungsanlage einzubauen», sagt Werner Frei. Diese sei mit Schalldämpfern ausgerüstet, belüftet die Halle optimal und kein Lärm kann nach aussen dringen.
Diese Änderung werde zurzeit vom Architekten bearbeitet, der diese möglichst ins ursprüngliche Projekt integrieren soll. Die Idee ist, die Belüftung in den Zwischenbau zwischen Turnhalle und Schulhaus einzubauen.
Der bewilligte Kredit werde jedoch aus zwei Gründen nicht mehr ausreichen. Zum einen werde der Einbau der Volllüftung die Kosten in die Höhe treiben. Zum anderen hätten sich die Kosten in den vergangenen fünf Jahren – seit dem Beginn des Projekts – verändert und seien gestiegen. Werner Frei sagt:
«Daher werden wir sicherlich bei der Bevölkerung um einen Nachtragskredit anfragen müssen.»
Über die Höhe könne er aber derzeit noch nichts sagen. «Dass die Neuauflage des Projekts noch einmal vors Volk muss, war auch die Bedingung der Bevölkerung, als sie den Rückkommensantrag abgelehnt und den Räten noch einmal ihr Vertrauen ausgesprochen hatte.»
Ob es auch beim neuen Projekt nicht wieder zu Einsprachen komme, könne er nicht sagen, sagt Werner Frei. Sie hätten, wo es berechtigt uns sinnvoll war, auf die Anliegen des Einsprechers Rücksicht genommen. Zudem hätten sie noch einmal das Parkierungsreglement angepasst. Dieses sehe nun bei grösseren Anlässen vor, an der Dreiegglistrasse nur beschränkt Parkplätze zur Verfügung zu stellen und die Parkzone hauptsächlich von der Kreuzung Dorfplatz bis zum Skilift zu führen.
Zudem rechnet Werner Frei damit, dass die Dorfbewohner zu Fuss kämen. Und für die, die weiter weg wohnen oder für auswärtige Besucher würden im Dorfbereich 144 Parkplätze zu Verfügung stehen. Bei Grossanlässen könne das Parkareal um den Skiliftparkplatz erweitert werden, welcher dann mit einem Shuttlebus bedient werden müsste.
«Unser Ziel ist es, bei der Gemeinde die neue Baueingabe, inklusive des Lärmschutzgutachtens, bis Ende Mai einzureichen», sagt Werner Frei. Ob es dann wieder zu Einsprachen komme, bleibe abzuwarten.