Moderne Gegenwartskunst in Lichtensteiger Kellern

Künstlerinnen und Künstler lassen im Toggenburger Städtli vierzehn Keller zu Kunsträumen werden.

Sascha Erni
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Elisabeth Nembrini aus Berg (SG) wird ihre Installation «Belle et Beau» an der Hauptgasse 34 zeigen. (Bild: Sascha Erni)

Elisabeth Nembrini aus Berg (SG) wird ihre Installation «Belle et Beau» an der Hauptgasse 34 zeigen. (Bild: Sascha Erni)

Leo Morger ist voll im Schuss, als wir ihn in Wattwil treffen. Mit im Gepäck hat der gut gelaunte Präsident des Vereins Kunsthalle[n] Toggenburg den druckfrischen Katalog zur 13. Arthur-Ausstellung: Nach dem letztjährigen erfolgreichen Event in Krinau geht es nun in den städtischen Raum. Zwölf Kunstschaffende und zwei Kollektive werden vom 6. bis 21.September eigens für «arthur#13 – Unterwelt» erstellte Werke in den Kellern und Gewölben Lichtensteigs zeigen.

«Die Orte sind der Aufhänger für die Werke, nicht umgekehrt», erklärt Morger bei Café und Croissants. Im Februar konnten die Künstlerinnen und Künstler die verschiedenen Keller, Gewölbe und Garagen begehen, erst dann ging es an die Konzeption. Und nun beginnt der Aufbau.

Statt Brett vor dem Kopf in die Mauer rennen

Die letztjährige Ausstellung «Alles Fassade» in Krinau konnte an die 1000 Kunstinteressierte anlocken. Dass es nun als Kontrast in Lichtensteig in die Unterwelt gehe, habe verschiedene Gründe. «Krinau und Lichtensteig sehen sich oft recht konträr», meint Morger, halb im Scherz. In Krinau lebten aus städtischer Sicht Bauern in ihren Holzhäusern, also dichte man ihnen gerne mal Bretter vor den Köpfen an. Umgekehrt würden dann die Krinauer sagen: Besser als mit dem Kopf in die Mauer zu rennen.

Das sei aber nicht der Hauptgrund gewesen, die Kunsthalle-auf-Wanderschaft nun nach Lichtensteig zu bringen. «Im Städtchen läuft zur Zeit sehr viel, etwa mit dem Rathaus für Kultur. Also möchten wir das verdichten, damit Lichtensteig wirklich zu so etwas wie der Kulturhauptstadt des Toggenburgs wird», so Morger.

Die Suche nach geeigneten Kellern sei harzig angelaufen, erzählt er. Aber die Stadtverwaltung habe sich offen gezeigt und Räume zur Verfügung gestellt. Als sich dann verschiedene Lichtensteiger aktiv an der Suche beteiligten, sei die Sache ins Rollen gekommen. «Etwas Hartnäckigkeit war schon gefordert», sagt Leo Morger schmunzelnd. Denn es sei nicht immer einfach gewesen, sowohl mit Mietern, Hausbesitzern als auch Liegenschaftsverwaltungen einig zu werden. «Manchmal sagten Hausbesitzer zu, nur um dann nachträglich zu merken, dass der Keller ja vermietet ist.»

Kunst auch als Geschenk fürs Tal

Die Ausstellung wird an 14 Orten, vorwiegend in der Altstadt, als Kunst-Parcours gezeigt. Viele der gezeigten Werke sind performativ, die meisten temporäre Installationen. «Für uns ist es nicht zentral, etwas zu zeigen, das man kaufen und dann daheim aufhängen kann», erklärt Leo Morger. «Der Ortsbezug ist das Wichtige.»

Der Wiler Renato Müller etwa zeigt mit «Leiche im Keller» eine Multimedia-Installation gegenüber der Gall’schen Offizin. Sonja Rüegg aus Ebnat-Kappel inszeniert mit «Ein Hörspiel für die Tiefgarage» eine Kunstintervention: Das Parkhaus Wolfhalden wird zum Transit-Ort zwischen dem intimen Bereich im eigenen Fahrzeug und dem öffentlichen Raum, die Rahmenhandlung stellt ein Text der Lichtensteiger Autorin Zora Debrunner dar.

Der Mensch steht im Zentrum

Der St. Galler Andy Guhl kombiniert gar Performance und Installation. Er stellt in der katholischen Kirche mit Infrarot-Funkkamera, Bildschirm und Videoprojektion den Menschen ins Zentrum seines Werks, geht aber am 7. September mit dem «Skiclub Toggenburg» auch eine musikalische Kollaboration ein.

Ein vielfältiges Angebot also, bei dem es für Kunstfreunde viel zu entdecken geben wird. Leo Morger freut sich sichtlich auf «arthur#13 – Unterwelt». Denn wie er sagt, als der Kaffee ausgetrunken ist: «Wir möchten nicht nur den Künstlern eine Chance bieten, ihr Schaffen zu zeigen, sondern vor allem dem Tal eine Ausstellung mit moderner Gegenwartskunst schenken.»

Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag 14 – 19 Uhr, Freitag und Samstag 14 – 22 Uhr, Sonntag 14 – 17 Uhr.

Ausstellung mit grossem Rahmenprogramm

Über die gesamte Ausstellungsdauer wird ein Rahmenprogramm geboten, so bereits zur Vernissage vom 6. September: Nach der Begrüssung um 18 Uhr beim Rathaus Lichtensteig spielt das Improvisationstheater «Improgress», im Anschluss experimentiert «Skiclub Toggenburg» an der Hintergasse 1, zum Schluss folgt im Rathauskeller eine Afterparty mit «Spinalonga [Kulturkonsumenten]».

Zur Finissage vom 21. September zeigt Nelly Bütikofer eine Tanz-Performance. Am 7., 14. und 21. September gibt es ab 17 Uhr moderierte Führungen durch die Ausstellung, am 8. und 15. September ab 15 Uhr historische Führungen durch Lichtensteig. (rb)