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Anders als in vielen Orten der Region führte das Doppeldorf am 24. September seinen traditionellen Jahrmarkt durch. Trotz Corona-Auflagen drängten sich die Gäste bei bester Laune an den zahlreichen Marktständen vorbei.
Lebensmittel, Spielwaren, Kleidung und Magenbrot, alles wie gewohnt – erst auf den zweiten Blick merkte man, dass der diesjährige Jahrmarkt in Ebnat-Kappel anders als sonst war.
Am Donnerstag gehörten Abstandsmarkierungen vor jedem der 83 Stände und Desinfektionsmittel in rauen Mengen mit dazu. Aber grössere Anpassungen am Marktkonzept hätten sie nicht vornehmen müssen, erklärte Werner Looser, Marktchef von Ebnat-Kappel.
Aufgrund der einzuhaltenden Distanzen zwischen den Marktständen seien dieses Mal die üblichen rund 110 Stände nicht möglich gewesen. Und der Papierkram sei umfangreicher gewesen als sonst.
«Aber wir mussten niemandem absagen, das Konzept hat sich gut bewährt.»
Ob der Markt überhaupt durchgeführt werden kann, sei lange offen geblieben, sagte Werner Looser. Die Gemeinde hätte sich glücklicherweise fürs Abwarten entschieden. «Wenn wir zu früh abgesagt hätten, wäre es das gewesen.»
Bei den Gästen erfreute sich der Warenmarkt grosser Beliebtheit. Die Besucherinnen und Besucher drängten sich die Ebnaterstrasse entlang, viele reisten aus den umliegenden Gemeinden an.
Denn der Jahrmarkt in Ebnat-Kappel dürfte einer der wenigen bleiben, die 2020 im Toggenburg durchgeführt werden. Die vielen Ausfälle bekommen die Marktfahrenden direkt zu spüren. Denn obwohl der Verkauf in Ebnat-Kappel gut lief, klagten viele über schlechte Geschäfte.
Entspannter als seine Kolleginnen und Kollegen kann Roland Göldi damit umgehen. Der Lederwarenhändler aus Goldach hat über 20 Jahre lang an Märkten verkauft, heute arbeite er als Pensionär noch so viel, wie es ihm Spass mache. «Diese Herbstsaison gibt es mehrheitlich Absagen von den Marktorten», berichtete Göldi.
Er könne die Situation zwar gut verkraften, wer aber von den Märkten leben müsse, der habe es sehr schwer. Monatelang waren Märkte komplett verboten, nun würden viele Gemeinden zögern, sie wieder zu erlauben, so Göldi.
«Schön, macht Ebnat-Kappel etwas.»
Zwar hätten Marktfahrende als Direktbetroffene Anrecht auf Coronaerwerbsersatzentschädigung gehabt. Aber die Zahlungen sind Mitte September ausgelaufen, eine nächste Runde wurde gerade erst diese Woche vom Bundesparlament abgesegnet.
«Und die für weitere Ersatzzahlungen nötigen Belege zusammenzubringen, das fällt Marktfahrern schwer.» Er selbst habe keinen Antrag gestellt. «Obwohl ich mein Warenlager das ganze Jahr von meinen Ersparnissen bezahle.»