Startseite Ostschweiz Toggenburg
Die Mehrfamilienhäuser im Gründli in Wildhaus gehören meist Zweitwohnungsbesitzern, trotzdem ist der Zusammenhalt gross.
Eine der wenigen Bewohnerinnen, welche die Aussicht vom Balkon zur Bergkette vom Gamserrugg bis zum Selun täglich geniessen kann, ist Ruth Frauchiger. Sie hat ihren Erstwohnsitz seit 1994 in Wildhaus, früher genoss sie, zusammen mit ihrem 1997 verstorbenen Ehemann die Freizeit im Feriendomizil.
«Wir waren von Anfang an im obersten Toggenburg gut integriert, dies dank der Zugehörigkeit zum Curling, zu den Schützen und den Jägern», sagt sie. So sei der Entscheid, den Wohnsitz von Winterthur nach Wildhaus zu verlegen, leicht gefallen, blickt Ruth Frauchiger zurück. «Die Wohnungsbesitzer im Gründli sind wie eine grosse Familie, man kennt sich, hilft sich gegenseitig und einmal im Jahr treffen wir uns zum Brunnenfest.»
Entstanden sind die Mehrfamilienhäuser in den Bauboom-Jahren zwischen 1978 und 1983. «Wir konnten in einem der untersten Häuser eine Wohnung kaufen. Heute bin ich froh, dass ich vom direkten Zugang durch die Tiefgarage profitieren kann, denn wir alle werden älter», erklärt Ruth Frauchiger mit einem Augenzwinkern. Während der aktiven Berufszeit führte sie zusammen mit ihrem Ehemann das Bahnhofbuffet in Winterthur. «Der Betrieb war sieben Tage die Woche offen. Um die Freizeit geniessen und abschalten zu können, mussten wir wegfahren.»
In jungen Jahren stand für das Ehepaar Frauchiger der Wintersport im Zentrum. Während zehn Jahren waren die beiden regelmässige Gäste im Hotel Toggenburg bei Trudi und Hans Vetsch. «Dann haben wir erfahren, dass ganz in der Nähe eine Überbauung entstehen soll, und zwar auf Boden, der früher zum Hotel Acker gehörte», erinnert sich die «Gründli»-Bewohnerin. Ein Konsortium habe die Überbauung am Hang realisiert und so konnte die Ferienwohnung erworben werden.
Von Anfang an sei ein guter Zusammenhalt zwischen den Wohnungsbesitzern entstanden. «Heute findet der Generationenwechsel statt, einige haben ihre Wohnung an die Nachkommen übergeben, andere wurden verkauft. Erschwerend ist für die ältere Generation, dass zwar eine Strasse durchs ganze Quartier führt, die Autos aber in den vier Tiefgaragen parkiert werden müssen. Die steilen Wege müssen zu Fuss bewältigt werden», erklärt Ruth Frauchiger und weist auf die Besonderheit des Quartiers hin.
Bereits bevor die neue Überbauung realisiert wurde, stand im Gründli das heute als «altes Gründlihaus» bezeichnete Gebäude. Ab 1961 lebte die Familie Steiner – Eltern und Geschwister der Skisprunglegende Walter Steiner – als Mieter in diesem Haus. «Das Gebäude war im Besitz des Hotel Ackers und ich konnte das Haus Ende der Siebzigerjahre kaufen», ist von Walter Steiner zu erfahren. Er behielt das markante Holzhaus bis in die Neunzigerjahre.
«Durch meinen Wohnsitzwechsel nach Falun in Schweden machte es keinen Sinn, an diesem Besitz festzuhalten, auch wenn ich viel Zeit, Geld und Herzblut in den Umbau des grossen Hauses investiert habe», betont er.
In Erinnerung bleibt Steiner das herrliche Wasser, welches aus dem Brunnen auf dem Platz oberhalb des alten «Gründlihauses» sprudelte. «Das war das beste Getränk für mich.» Heute steht am Platz des ehemaligen Holzbrunnens der am 19. Mai 2001 eingeweihte Brunnen aus Stein. Dieser wurde von Wohnungsbesitzern im Gründli und tatkräftiger Unterstützung aus der Nachbarschaft – auf Initiative der Korporation Gründlistrasse – realisiert. Im Unterschied zu früher fliesst nicht mehr Wasser von einer Quelle aus der Nachbarschaft, sondern das begehrte Nass kommt von der öffentlichen Wasserversorgung.
Das Fest, bei dem alle Wohnungsbesitzer alljährlich zusammenkommen, findet am Pfingstsamstag statt. «Das ist jeweils eine gute Gelegenheit zum gegenseitigen Austausch und gemütlichem Beisammensein», erzählt Ruth Frauchiger.