Caroline Chevin eröffnete am Samstag die Kultursaison in Mogelsberg mit einem Akustik-Set.
Popsterne und -sternchen fallen in diesen Zeiten gar viele vom Himmel. Manche verpuffen schon kurz, nachdem sie auf der Erde angekommen sind, und manche auch enden im Dschungel. Werden mit Awards überschüttet und sind weg. Verschwinden nach kurzem Glühen aus dem kurzen Gedächtnis des Publikums. Auch Caroline Chevin gehört zu diesen Sternen. 2008, vor zwölf Jahren also, ist sie aus dem Nichts gekommen, legte innert zwei Jahren zwei komplette Alben vor, die Singleauskopplung aus dem zweiten Album «Back in the Days» hielt sich eineinhalb Jahre in den Schweizer Charts. 2011 wurde Chevin mit einem Swiss Music Award ausgezeichnet. 2013 erschien ein drittes Album («Hey World»).
Dann war Caroline Chevin einfach nicht mehr da. Sie machte eine Reise ans andere Ende der Welt, lernte in Neuseeland den Fernsehjournalisten Greg Boyed kennen, heiratete ihn, gebar einen Sohn und blieb. In dieser letzten Episode unterscheidet sich Chevins Karriere in der von anderen Sternen: Sie verabschiedete sich freiwillig aus dem Musikbusiness und entschied sich für ein neues Leben, ein Familienleben. Fern ihrer Heimat hätte ein Musikerinnenleben eigentlich enden können. Doch das Schicksal, das All, wollte etwas anderes von seinem Stern. Während eines Heimatbesuchs 2018 schied Ehemann Greg Boyed freiwillig aus dem Leben. Ein Jahr später kehrte die Auswanderin mit ihrem vierjährigen Sohn in die Schweiz zurück. Nun, 2020, möchte sie da weitermachen, wo sie vor sechs Jahren so abrupt aufhörte. «Comeback» nennt sich das im Musikbusiness.
Ein paar (ältere) Menschen haben Chevin offenbar nicht vergessen. Rund 30 wollten sie am Samstagabend im «Rössli», Mogelsberg, sehen und erleben. Junge Menschen, das Publikum von damals («damals» ist erst zehn Jahre her), hat sie aber ebenso offenbar schon wieder vergessen. Sei’s drum, sagte Chevin:
«Es ist nicht wichtig, wie viele da sind, es ist wichtig, dass die Richtigen da sind.»
Ausserdem sehe sie das Publikum im Dunkeln ohnehin nicht, ganz gleich wie viele da seien.
Ihre Laune liess sich die Innerschweizer Pop-Soul-Sängerin jedenfalls nicht verderben. Im Gegenteil: Die Wiedereinsteigerin sprühte nur so vor Sing- und Lebensfreude. Der Schicksalsschlag schien weit weg und endgültig verarbeitet. Die heuer 46 Jahre alt Werdende erzählte und scherzte, sang und – überzeugte. Ihre Stimme, ihr Ausdruck, ihr Feuer – Welten weiter als damals.
Nichts von dem, was sie früher ausmachte, als die Bankerin aus einem soliden Job ausstieg und Singer/Songwriter wurde, Erfolge feierte und auch im Toggenburg auftrat, an den Jazztagen im August 2011, ist weg, alles ist noch da und dreimal besser. Das Publikum erinnerte sich am Samstag gerne ihrer Hits aus jenen Tagen und Chevin tat ihm den Gefallen. Sie sang – begleitet von Oliver Keller an der Gitarre – alle bekannten und weniger bekannten Songs aus den Alben, «Hey World», «Let’s Get Started», «Feel Real», «Tiptoes» und «Riot». Dann auch einige Lieder aus ihrer für Ende März angekündigten CD «Enjoy The Ride»: «50 – 50», «Rise» oder «Fly With Me» und natürlich den Titelsong «Enjoy The Ride». Das Leben sei ein «Roadtrip», eine Reise, ein Abenteuer, eine Zigeunerei. Es wäre aber gut, Caroline Chevin würde diesmal eine Weile bleiben. Einfach nur, dass die Fans und die, die es wieder werden, mehr bekommen von dieser grossartigen Sängerin und Songschreiberin.