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Die Tradition der Weihnachtskrippenausstellung begann mit dem Kauf des Hauses in Kirchberg. Die 81-jährige Maria Oechslin macht weiter. «Sicher bis zur 40. Ausstellung», sagt sie.
Das Haus an der Gähwilerstrasse in Kirchberg ist unauffällig. Das Plakat an der Strasse weist auf das Atelier M. & M. Oechslin hin. Darüber ist ein zweites Plakat befestigt, das auf die 37. Krippenausstellung aufmerksam macht. Bis am kommenden Sonntag bietet sie den Raum, um zu staunen, zur Ruhe zu kommen, sich auf Weihnachten einzustimmen.
Mit dem Bimmeln der hellen Türglocke betreten die Besuchenden die besondere Welt von Maria Oechslin. Sie selber tut sich schwer damit, den Laden zu definieren. «Hier bin ich zu Hause», sagt sie einfach. Im rückwärtigen grossen Raum, der sonst für Seminare zur Verfügung steht, ist momentan die Krippenausstellung aufgebaut. Das Licht ist gedämpft, leise Weihnachtsmusik läuft ab Band. Im vorderen Teil hat es auf vielen Gestellen Tausende von Dingen: Ein Heer von Engeln in allen Varianten und Grössen, Bücher, Spielsachen, Geschenkartikel, Schmuck, Buddhas, Drachen als Krafttiere, ätherische Öle, Edelsteine, farbige Aura-Soma-Fläschchen, Karten und vieles mehr.
«Ich verkaufe Sachen, die den Menschen gut tun, die sie beschützen»
So beschreibt die Inhaberin, was sie tut. Und das ist es, was sie schon ihr Leben lang verfolgt hat. Sie will, dass es der Welt und den Menschen besser geht. Und tatsächlich kommen Jung und Alt zu ihr. Kinder seien besonders empfindsame Wesen und voller Wissen, ist sie überzeugt. Und wie zum Beweis, betritt eine Grossmutter mit ihrer bald zweijährigen Enkelin den Laden, die den «goldenen Mann» sehen will, den grossen Buddha-Kopf, der zuoberst im Gestell steht.
«Ein eigenes Unternehmen habe ich mir immer gewünscht», blickt Maria Oechslin zurück. Aufgewachsen war sie im «Säntisblick» in Abtwil. Die Familie zog dann nach Einsiedeln, wo die Eltern wieder einen Gastronomiebetrieb leiteten. Einsiedeln hat Maria Oechslin geprägt. «Ich habe die ‹Schöne› im Welttheater gespielt und dort steht auch die grösste Krippe der Welt, das Diorama Bethlehem», erzählt sie. Das Diorama stellt mit 470 Figuren die Weihnachtsgeschichte von der Verkündigung über die Geburt Christi und der Ankunft der drei Weisen bis zur Flucht nach Ägypten dar.
Meinrad Oechslin, ein Einsiedelner und Drogist von Beruf, kam in ihr Leben – «es war Liebe auf den ersten Blick» – und vor genau 60 Jahren heirateten sie. Als Drogist wurde er zuerst nach Biel und dann nach Wil berufen und in Wil begann für Maria Oechslin die Zeit der Krippenfiguren, weil die Unternehmerin in ihr drängte und sie neben den zwei grösser werdenden Töchtern Zeit dafür fand. Nächtelang arbeitete sie daran und verkaufte sie über verschiedene Heimatwerke.
Die Figuren haben einen handgeschnitzten Kopf aus Brienz, nach ihrem eigenen Modell für sie hergestellt, und tragen Kleider aus Textilien. Jede Figur ist einzigartig. Es sind grosse und kleine. Sie wirken lebendig und doch demütig in ihrer Haltung und mit dem Blick aufs Zentrum, auf Jesus in der Krippe. Auch die Tiere fertigt sie selber an und hat unterdessen dabei Hilfe aus der Familie. Und diese selbst gefertigten Figuren stehen nun mit anderen Figuren aus verschiedenen Ateliers aus dem In- und Ausland im Ausstellungsraum; jede in einem anders gestalteten Stall.
Mein Mann und ich haben früher in Innsbruck Kurse an der Krippenbauschule besucht und die Ställe selber gebaut», berichtet Maria Oechslin weiter. Und wenn sie erzählt, strahlen ihre Augen und ihr Gesicht signalisiert Offenheit und man wundert sich, dass diese Frau 81 Jahre alt sein soll. Sie freut sich:
«Für mich ist das Alter kein Thema, wichtig ist mir meine Energie und die habe ich.»
Sie findet in der Natur und in dem, was sie hervorbringt, und vor allem in ihren zwölf Katzen Kraft. Für Tiere schlägt ihr Herz besonders und sie holt immer wieder Katzen aus dem Tierheim zu sich. Sie spricht mit ihren Engeln und sie empfängt für sich auch Antworten und Weisungen. «Engel sind die Helfer und Beschützer der Menschen.» Mit ihrem vor sechs Jahren verstorbenen Mann fühlt sie sich immer noch eins.
Zu ihren Krippenfiguren hat Maria Oechslin – sie lacht, als sie auf die Nähe ihres Namens mit der Krippendarstellung angesprochen wird – eine besondere Beziehung. Sie stellt sie gruppenweise her. Maria, Josef und das Kind bilden eine Einheit und sie verkauft sie nur gemeinsam. Will jemand partout nur eine Figur daraus, stellt sie sie nochmals her. Sie überrascht erneut:
«Ab Oktober ergänze ich die Ausstellung dauernd mit neuen Figuren. Vor eins in der Nacht gehe ich nie schlafen.»
«Und die Tiere in der Krippe sind mir am liebsten. Es kann gut sein, dass ich eines schliesslich behalte», gesteht die Handwerkerin.
Maria Oechslin liebt Krippen, weil sie seit ihrer Kindheit eine Beziehung zu Jesus hat – ohne dass sie in einer besonders religiösen Familie gross geworden wäre. «Ich habe schon damals mit Jesus gesprochen und Antworten bekommen», erzählt sie. Die Krippe habe für sie jedoch weniger den Bezug zur Religion, sondern symbolisiere die Liebe, die Familie und die Kraft, die von Tieren ausgehe. Sie erfährt, dass Menschen weinend aus der Krippenausstellung kommen. «Sie lassen sich berühren. Ich finde es auch schön, wenn Eltern mit ihren Kindern kommen. Und darum mache ich weiter. Bis zur 40. Ausstellung auf jeden Fall.»